Johnny Guitar

Johnny Guitar
Filmdaten
Deutscher Titel Johnny Guitar – Wenn Frauen hassen
Originaltitel Johnny Guitar
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1954
Länge 110 Minuten
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie Nicholas Ray
Drehbuch Philip Yordan
Ben Maddow
Nicholas Ray
Produktion Herbert J. Yates
Musik Peggy Lee
Victor Young
Kamera Harry Stradling Sr.
Schnitt Richard L. Van Enger
Besetzung

Johnny Guitar – Wenn Frauen hassen (Alternativtitel: Johnny Guitar – Gehasst, gejagt, gefürchtet) ist ein US-amerikanischer Western mit Joan Crawford in der Hauptrolle unter der Regie von Nicholas Ray aus dem Jahr 1954.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Arizona in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Durch den Betrieb eines Spielsaloons und lukrativer Immobiliengeschäfte hat es die Unternehmerin Vienna zu einigem Wohlstand gebracht. Den örtlichen Ranchern ist ihre Anwesenheit ein Dorn im Auge, da mit dem Bau der Eisenbahn die bisherigen Machtstrukturen umgekehrt werden und der Zustrom von neuen Siedlern das Ende der Vorherrschaft der Viehzüchter bedeuten wird. Als Wortführerin tritt die energische Emma Small auf, die zu den größten Landbesitzern der Umgebung zählt.

Deren Hass auf Vienna liegt allerdings tiefer, als sie zugeben will: Seit einiger Zeit ist Emma unglücklich in den Revolverhelden und Bandenchef Tanzender Ted verliebt, der jedoch in mehr oder weniger romantischen Beziehungen zu Vienna steht. Eines Tages kehrt der ehemalige Revolverheld Johnny Guitar nach langer Abwesenheit wieder in die Stadt zurück. Seine kriminelle Vergangenheit hat er inzwischen hinter sich gelassen, statt eines Revolvers trägt er nun eine Gitarre bei sich. Er nimmt eine Arbeit in Viennas Saloon an und die beiden schwelgen in gemeinsamen Erinnerungen. Als kurz darauf die Postkutsche überfallen wird, werden Ted und seine Bande von der eifersüchtigen Emma der Täterschaft beschuldigt. Außerdem behauptet sie, Johnny sei ein gesuchter Mörder und Vienna seine Komplizin. Auf ihr Drängen stellt der Sheriff ein Ultimatum: Ted, Johnny und Vienna müssen die Stadt innerhalb eines Tages verlassen. Vienna denkt jedoch nicht daran, klein beizugeben und beschließt, zu bleiben.

Zufällig wird sie in einen Banküberfall von Ted und seinen Leuten verwickelt. Vienna wird gefasst und im Rahmen einer Lynchjustiz ad hoc ohne Verhandlung zum Tode durch Erhängen verurteilt, ihr Saloon wird von Emma in Brand gesteckt. In letzter Minute kann Johnny ihr das Leben retten. Die beiden flüchten sich in Teds Versteck in den nahegelegenen Bergen, wo sich dieser mit seinen Leuten aufhält. Dort kommt es schließlich zu einer letzten Konfrontation zwischen den beiden Kontrahentinnen. In einer Schießerei wird Emma von Vienna getötet.

Hintergrund

Die Karriere von Joan Crawford, die in den späten Stummfilmtagen zu Ruhm gekommen war, war nach dem finanziellen und künstlerischen Reinfall von Torch Song, einem Revuefilm, den sie 1953 bei MGM gedrehte hatte, in Gefahr. Die Schauspielerin hatte für diese Rolle sogar den Part der Karen Holmes in der Fred Zinnemann-Adaption von Verdammt in alle Ewigkeit abgelehnt, der schließlich an Deborah Kerr ging.[1] Crawford war zunächst entschlossen, mit dem Regisseur Nicholas Ray einen Spionagefilm unter dem Titel Lisbon zu drehen, doch die Pläne zerschlugen sich und am Ende akzeptierten die Beiden ein Angebot, für das Studio Republic einen Western zu drehen.[1] Für Joan Crawford waren die Dreharbeiten keine angenehme Erfahrung. Zum einen bildeten Western in den 1950er Jahren ein Sammelbecken für Schauspielerinnen, die den Zenit ihres Ruhms bereits überschritten hatten. Marlene Dietrich hatte bereits 1953 unter der Regie von Fritz Lang in Rancho Notorious ihren Auftritt gehabt, Claudette Colbert, Barbara Stanwyck und sogar Greer Garson sollten in den nächsten Monaten ebenfalls in dem Genre ihr Debüt geben. Dazu kam, dass das Studio Republic in der Branche als C-Studio, als Poverty Row galt.

Das Verhältnis zu Mercedes McCambridge war angespannt, da die ursprüngliche Idee, die Rolle an Crawfords gute Freundin Barbara Stanwyck zu vergeben, am kleinen Produktionsbudget gescheitert war. Auch der Versuch, Claire Trevor zu engagieren, scheiterte. Mit Sterling Hayden gab es ebenfalls Probleme, da Hayden seine Rolle lethargisch und ohne großen Elan anging. Nach Beendigung der Dreharbeiten äußerten sich etliche Co-Stars negativ über das Verhalten von Joan Crawford, was besonders das Klatschblatt Confidential zu einer ganzen Serie mit dem Titel Joan Crawford – Queen or Tyrant? ausschlachtete.[1]

Kritiken

Bosley Crowther schrieb in der New York Times, Joan Crawford sei „nicht femininer als der schroffe Van Heflin in Mein großer Freund Shane.“ Sie sei „so geschlechtslos wie die Löwen auf den Stufen der Stadtbücherei und so scharf und unantastbar wie eine offene Packung Rasierklingen“.[2][3]

Die heute wohl noch bekannteste Kritik verfasste Brog in Variety: „Es zeigt sich, dass [Miss Crawford] Sättel und Jeans jemand anderem überlassen und sich vor dem Hintergrund von Großstadtlichtern präsentieren sollte … So mit Charakternuancen und -neurosen beschäftigt, sie sich alle im Dialog abspielen, hat [der Film] keine Chance, Fahrt aufzunehmen … Die Protagonisten gewinnen nie große Tiefe, diese Seichtheit der Figuren befremdet angesichts des prätentiösen Versuchs der Analyse, dem sich Drehbuch und Regie so sehr hingeben.[4][3]

François Truffaut war ebenfalls nicht sonderlich angetan von dem Star: „Sie ist unwirklich geworden, ein Geist ihrer selbst. Weiße hat sich ihrer Augen bemächtigt, Muskeln ihres Gesichts, ein eiserner Wille hinter einem Gesicht aus Stahl. Sie ist ein Phänomen. Je älter sie wird, umso männlicher wird sie. Ihr knappes, angespanntes Spiel, das von Ray fast bis zum Krampf getrieben wird, ist ein seltsames und faszinierendes Schauspiel für sich selbst.[5][3]

Spätere Kritikerstimmen fielen jedoch deutlich positiver aus: „Ray […] inszenierte den Western als düster-melancholisches und leidenschaftliches Märchen in ungewöhnlichen Farben und Formen.” (Wertung: 3 Sterne = sehr gut)[6]

Phil Hardy notiert, der Film sei „auf eine lyrische und barocke […] Weise ein Meisterwerk wie nur wenige Western“. Die Dialoge seien „tranceartig“, das Spiel der Schauspieler „manieriert“, die Lichsetzung „grell, fast surreal“.[7]

Joe Hembus nennt den Film „eine Kuriosität und einen Kultfilm.“ Der Drehbuchautor habe das Skript als Anklage gegen den McCarthyismus und gegen Puritanismus verstanden. Die damals 47-jährige Crawford habe „in einem kritischen Stadium ihrer Karriere“ gestanden. Hembus fügt hinzu, der Film sei Rays Abschiedgeschenk an Crawford gewesen, ein „Werk der Liebe“ des sich gerade trennenden Paars Ray und Crawford.[8]

Auszeichnungen

Im Jahr 2008 wurde der Film in das National Film Registry aufgenommen.

Quellen und verwendete Literatur

  • Roy Newquist (Hrsg.): Conversations with Joan Crawford. Citadel Press, Secaucus, N.J. 1980, ISBN 0-8065-0720-9
  • David Bret: Joan Crawford. Hollywood Martyr. Robson Books, London 2006, ISBN 1-86105-931-0
  • Charlotte Chandler: Not the Girl Next Door. Simon and Schuster, New York, 2008, ISBN 1-433209268
  • Shaun Considine: Bette and Joan. The Divine Feud . Dutton, New York 1989, ISBN 0-525-24770-X
  • Lawrence J. Quirk: The Complete Films of Joan Crawford. Citadel Press, Secaucus, N.J. 1988, ISBN 0-8065-1078-1
  • Lawrence J. Quirk, William Schoell: Joan Crawford. The Essential Biography. University Press, Lexington, KY. 2002, ISBN 0-8131-2254-6
  • Alexander Walker: Joan Crawford. The Ultimate Star. Weidenfeld & Nicolson, London 1983, ISBN 0-297-78216-9

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c siehe verwendete Literatur, insbesondere ausführliche Darstellung in Shaun Considine: Bette and Joan. The Divine Feud , S. 278-283
  2. No more femininity comes from [Joan Crawford] than from the rugged Van Heflin in Shane. For the lady, as usual, is as sexless as the lions on the Public Library steps, and as sharp and romantically forbidden as a package of unwrapped razor blades.
  3. a b c Johnny Guitar auf joancrawfordbest.com
  4. It proves [Miss Crawford] should leave saddles and Levis to someone else and stick to city lights for a background … So involved with character nuances and neuroses, all wrapped up in dialogue, that never has a chance to rear up in the saddle … The people in the story never achieve much depth, this character shallowness being at odds with the pretentious attempt at analysis to which the script and direction devotes so much time.
  5. She [Joan] has become unreal, a phantom of herself. Whiteness has invaded her eyes, muscles have taken over her face, a will of iron behind a face of steel. She is a phenomenon. She is becoming more manly as she grows older. Her clipped, tense acting, pushed almost to paroxysm by Ray, is in itself a strange and fascinating spectacle.
  6. Adolf Heinzlmeier und Berndt Schulz in Lexikon „Filme im Fernsehen“ (Erweiterte Neuausgabe). Rasch und Röhring, Hamburg 1990, ISBN 3-89136-392-3, S. 916
  7. Phil Hardy: The Encyclopedia of Western Movies. Woodbury Press Minneapolis 1984. ISBN 0-8300-0405-X. S.232
  8. Joe Hembus: Western-Lexikon - 1272 Filme von 1894-1975. Carl Hanser Verlag München Wien 2. Auflage 1977. ISBN 3-446-12189-7. S.318f

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