- Fred Zinnemann
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Fred Zinnemann (* 29. April 1907 in Wien; † 14. März 1997 in London; eigentlich: Alfred Zinnemann) war ein österreichisch-US-amerikanischer Filmregisseur.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Fred Zinnemann kam im dritten Bezirk Wiens zur Welt; sein Vater war Arzt. In seiner Jugend in Wien war er eng mit dem späteren Hollywood-Regisseur Billy Wilder befreundet, mit dem er zeitweise in dieselbe Klasse ging und mit dem er ein Leben lang Kontakt hielt. Er maturierte 1925 am Franz-Joseph-Gymnasium Stubenbastei und begann dann zunächst Rechtswissenschaften zu studieren, ehe er 1927 in Paris an der Ecole Technique de Photographie et de Cinématographie eine Kameraausbildung absolvierte.
Seit 1928 in Berlin tätig, war er 1929 Kameraassistent bei einem Stummfilm mit Marlene Dietrich. Seine dritte Kameraassistenz absolvierte er im Sommer 1929 bei „Menschen am Sonntag“, „der bald einmal berühmt gewordenen Außenseiterproduktion der Brüder Siodmak, Edgar Ulmers und Billy Wilders“[1]. Im Oktober 1929 ging er nach Hollywood und arbeitete dort als Regieassistent und Kurzfilmregisseur.
Er wurde vorerst Assistent des österreichischen Regisseurs Berthold Viertel und lernte durch ihn Robert J. Flaherty kennen. Dieser vermittelte ihm seine erste Regie beim Dokumentarfilm „Netze“ („The Wave“) über die Ausbeutung mexikanischer Fischer.
Im Jahr 1936 wurde er amerikanischer Staatsbürger. 1937 begann er seine Arbeit in der Kurzfilmabteilung von Metro-Goldwyn-Mayer. Für seinen dritten Kurzfilm, That Mothers Might Live (über Ignaz Semmelweis), erhielt er 1938 seinen ersten Oscar. In den vierziger Jahren wandte er sich schließlich dem Spielfilm zu.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde Zinnemann von MGM an den Schweizer Produzenten Lazar Wechsler ausgeliehen. In dieser Zeit entstand unter anderem Die Gezeichneten, der mit zwei Oscars ausgezeichnet wurde.
Bis 1948 arbeitete Zinnemann für MGM. Danach drehte er für verschiedene amerikanische Studios. Seine Unabhängigkeit bewahrte er sich später, indem er seine Filme selbst produzierte.
1951 drehte er Zwölf Uhr mittags. Der Film erhielt 1953 vier Oscars und brachte Zinnemann die von der New Yorker Filmkritik verliehene Auszeichnung für den besten Regisseur des Jahres ein.
Die Szene in Der Pate, in dem ein Filmemacher nach der Enthauptung seines Lieblingspferdes dessen Kopf in seinem Bett vorfindet, soll ein realer Vorfall aus dem Leben von Zinnemann sein. Dadurch soll Frank Sinatra, der engste Kontakte zur La Cosa Nostra suchte und pflegte, 1953 für den Film Verdammt in alle Ewigkeit engagiert worden sein.
Ein typischer Hollywoodhandwerker ist Zinnemann nie geworden. Nur einen Bruchteil der knapp sechs Jahrzehnte, die seine Karriere umfasst, hat er in Hollywood zugebracht. Ihm wird zugeschrieben, Montgomery Clift, Marlon Brando, Grace Kelly, Rod Steiger, Meryl Streep und andere Stars als Erster groß herausgebracht zu haben.[2]
Fred Zinnemann wurde insgesamt fünf Mal mit einem Oscar ausgezeichnet und weitere sechs Mal nominiert. Zinnemann gilt als einer der besten Regisseure des 20. Jahrhunderts. Er starb 1997 im Alter von 89 Jahren in London an einem Herzanfall.
Filmografie
- 1938: That Mothers Might Live (Kurzfilm; mit dem “Oscar” ausgezeichnet
- 1942: Kid Glove Killer (B picture)
- 1942: Die Spur im Dunkel (Eyes In The Night) - Der blinde Detektiv Duncan MacLain (Edward Arnold) wird durch die familiären Schwierigkeiten einer Jugendfreundin in einen Spionagefall verwickelt.
- 1944: Das siebte Kreuz (The Seventh Cross) - Verfilmung des gleichnamigen Romans von Anna Seghers über eine Flucht aus dem KZ; mit Spencer Tracy
- 1948: Die Gezeichneten (The Search) - die Geschichte eines im KZ traumatisierten Buben; mit Montgomery Clift; im Auftrag eines Schweizer Produzenten, zum Teil in den Ruinen Nachkriegsdeutschlands gedreht
- 1948: Akt der Gewalt (Act of Violence)
- 1950: Die Männer (The Men) - Film über junge Kriegsversehrte, Leinwanddebüt von Marlon Brando im Rollstuhl
- 1951: Teresa (Teresa) - Lost Generation-Drama über die Schwierigkeiten eines mit einer italienischen Kriegsbraut verheirateten Ex-GI bei seiner Rückkehr ins Zivilleben
- 1952: Zwölf Uhr mittags (High Noon) - Westernklassiker mit Gary Cooper und Grace Kelly
- 1953: Verdammt in alle Ewigkeit (From Here to Eternity) - Film über den Angriff auf Pearl Harbor 1941 mit Burt Lancaster, Deborah Kerr, Montgomery Clift und Frank Sinatra
- 1955: Oklahoma! - Musicalverfilmung
- 1957: Giftiger Schnee (A Hatful of Rain) - morphiumsüchtiger Heimkehrer aus dem Koreakrieg
- 1959: Geschichte einer Nonne (The Nun’s Story) - Paraderolle für Audrey Hepburn
- 1960: Der endlose Horizont (The Sundowners) - mit Robert Mitchum, Peter Ustinov und Deborah Kerr
- 1964: Deine Zeit ist um (Behold a Pale Horse) - mit Gregory Peck, Anthony Quinn, Omar Sharif
- 1966: Ein Mann zu jeder Jahreszeit (A Man for All Seasons) - über Thomas Morus und dessen Gegensatz zu Heinrich VIII.
- 1973: Der Schakal (The Day of the Jackal) - nach dem Roman von Frederick Forsyth über ein Attentat auf Charles de Gaulle
- 1977: Julia - mit Jane Fonda als Lillian Hellman, außerdem Vanessa Redgrave, Jason Robards (als Dashiell Hammett) und Maximilian Schell
- 1982: Am Rande des Abgrunds (Five Days one Summer) - romantisches Drama mit Sean Connery - der letzte Film von Fred Zinnemann
Auszeichnungen
Academy Award (Oscar):
- Auszeichnungen:
- 1939: That Mothers Might Live, Bester Kurzfilm (Preis wurde an die Produktionsfirma, MGM, vergeben)
- 1952: Benjy, Bester Dokumentar-Kurzfilm
- 1954: Verdammt in alle Ewigkeit, Beste Regie
- 1967: Ein Mann zu jeder Jahreszeit, Beste Regie
- 1967: Ein Mann zu jeder Jahreszeit, Bester Film (als Produzent)
- Nominierungen:
- 1948: Die Gezeichneten, Beste Regie
- 1953: Zwölf Uhr Mittags, Beste Regie
- 1960: Geschichte einer Nonne, Beste Regie
- 1961: Der endlose Horizont, Bester Film (als Produzent)
- 1961: Der endlose Horizont, Beste Regie
- 1978: Julia, Beste Regie
Quellenangaben
- ↑ Einen Film drehen heißt die Wahrheit sagen müssen, Christoph Egger, Neue Zürcher Zeitung, 26. April 2007, S. 27
- ↑ Wochenzeitung Falter, Michael Omasta, Nr. 17/2007, S. 67
Weblinks
- Fred Zinnemann in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Biografie mit Fotos (englisch)
- Bio-Filmografie von Fred Zinnemann bei KinoTV.com
- Zum 100. Geburtstag von F. Zinnemann, www.filmzentrale.com
Kategorien:- Filmregisseur
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