Josef Friedrich Perkonig

Josef Friedrich Perkonig
Geburtshaus von J.F. Perkonig auf dem Ferlacher Hauptplatz
Gedenkstein Hauptplatz Ferlach
Gedenktafel am Geburtshaus von J.F. Perkonig auf dem Ferlacher Hauptplatz
Perkonig-Grab auf dem Klagenfurter Friedhof Annabichl


Josef Friedrich Perkonig (* 3. August 1890 Ferlach; † 8. Februar 1959 Klagenfurt) war ein Erzähler, Dramatiker, Autor von Hör- und Fernsehspielen, Filmproduzent, Lehrer, später Professor an der Lehrerbildungsanstalt in Klagenfurt und Mitglied im Bamberger Dichterkreis.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Obwohl Sohn eines Graveurs der Büchsenmacherstadt Ferlach, der aus der slowenischen Volksgruppe stammte,[1] nahm Perkonig nicht nur am Ersten Weltkrieg, sondern auch 1918 bis 1920 am sogenannten Kärntner Abwehrkampf gegen die Südslawen teil. Im Auftrag des Kärntner Heimatbundes sammelte und bearbeitete er Erlebnisberichte von Abwehrkämpfern, die 1930 als "Kampf um Kärnten" im Klagenfurter Verlag Artur Kollitsch erschienen. Perkonig wurde Volksschullehrer, betätigte sich 1920 bis 1922 kulturpolitisch und wurde 1922 Professor an der Lehrerbildungsanstalt Klagenfurt.

Perkonigs Leben und Schaffen zeugen von seiner lebenslangen tiefen Verbundenheit mit seiner Kärntner Heimat. Sein literarisches Werk umfasst an die 50 Werke und gilt als Zeugnis der landschaftlichen Schönheit, aber vor allem der bewegten Geschichte Kärntens und des problematischen Verhältnisses der beiden Volksgruppen zueinander: "In mir selbst wirkt aus den Ahnen väterlicherseits ein leiser Tropfen slawischen Blutes" oder "...zu deutscher Seele hin ist mein Sinn gerichtet, slawischer Seele aber weiß ich nachzuspüren".[2] Perkonig erläutert vor allem die Menschen und Landschaften des österreichisch-slowenischen Grenzgebiets: "Als ein Dichter des deutschen Grenzlandes weiß ich wohl, daß ich für mein Volk auf Vorposten stehe, daß ich ein Vermittler sein muß zwischen Drüben und Herüben." [3] Man betrachtet sein schriftstellerisches Tun als Beginn der eigenständigen Kärntner Dichtung.[4] Er gilt indes vor allem als "Dichter eines ganzen, ungeteilten Kärnten, der in der Sprache des deutschen die Geheimnisse und Schönheiten des slowenischen preist"[5] Einen Höhepunkt stellt sein Kriegsgefangenen-Roman "Menschen wie du und ich" dar, einer der ungewöhnlichsten Kriegsromane nicht nur der österreichischen Literatur,[6] in dem es wie auch später im großen Roman "Patrioten" von 1950 nicht mehr um das Geschick von einzelnen, sondern um das Leiden der Menschheit geht. Die Kriegsgefangenen sind Russen, die Bewacher sind Österreicher - der Krieg ist der 1. Weltkrieg. Erschienen ist der Roman 1932.[7] Bei den "Patrioten" hingegen handelt es sich um die Menschen in den Südkärntner Kämpfen vom Oktober bis Mai 1919, wobei Perkonig Patrioten gleichermaßen auf deutsch- wie auf slowenischsprachiger Seite sieht und Licht und Schatten gleichmäßig verteilt. Da kämpfen die einen auf Leben und Tod um den Bestand ihrer Heimat, die andern um die Erfüllung ihrer nationalen Wünsche. Die beiden jungen Menschen, die für ihre Völker stehen, fallen im Zweikampf, doch Gott verzeiht ihnen um anderer willen, "die eines Tages geboren sein werden, die Väter eines friedlichen Geschlechts"[8] Bei seinem Erscheinen erregte das Buch Unwillen in Kärnten wie in Jugoslawien,[9] denn Perkonig bezeichnete die Absicht des Buches als "die Notwendigkeit der Überwindung des ...'nationalen' Denkens".[10] Es erscheine ihm "eine grausame Tragik zu sein, daß die Menschen auf den Zufall der Sprache so viel Wert legen." Sein Roman sei "ein Buch für ein neues Europa, ...für eine ungeteilte Welt". [11] Der Roman soll bereits 1943 abgeschlossen worden sein, die nationalsozialistische Zensur aber nicht passiert haben.[12]

NS-Sympathisant

Perkonig, der zur Zeit des Austrofaschismus der NS-Tarnorganisation Bund deutscher Schriftsteller Österreichs angehörte,[13] unterstützte den Anschluss Österreichs durch Propaganda.[14] Er beteiligte sich etwa mit einem Beitrag am "Bekenntnisbuch österreichischer Dichter" (herausgegeben vom Bund deutscher Schriftsteller Österreichs) [15], das den Anschluss begeistert begrüßte. Unter dem Titel „Dichter bekennen sich zur Heimkehr ins Reich“ [16] schrieb er:

Größeres Vaterland:
Den Beharrlichen ein Lohn!
Den Greisen ein spätes Glück!
Dem Jüngling eine süße Pflicht!
Gebet, Gesang, Gedanke:
Ewig Deutschland!"

Anschließend wurde er Landesobmann der Gruppe Schriftsteller in der Reichsschrifttumskammer.[13]

Perkonig war zeitweilig Leiter von Roseggers Heimgarten, Zeitschrift für das deutsche Haus und publizierte auch während der Zeit des Nationalsozialismus. Sein Buch Das Zauberbründl. Das Volk in den Alpen erzählt erschien erstmals 1942 im NS-Gauverlag Graz.[17]

1948 wurden Perkonigs Schriften Kärnten, mein Leben für Dich! (1935) und Kärnten. Heimatland, Ahnenland (1943) in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[18]

Auszeichnungen und Ehrungen

Werke

Romane

  • Die stillen Königreiche, (1917) Fleischel, Berlin 1918
  • Trio in Toskana. Fleischel, Berlin 1920
  • Bergsegen, Wegweiser-Verlag, Berlin 1928
  • Auf dem Berge leben. Adam Kraft Verlag , Karlsbad-Drahowitz, Leipzig 1935
  • Mensch wie du und ich. Speidel, Wien-Leipzig 1932
  • Honigraub, oder Der Hügel Sankt Joseph. Langen, G. Müller, München 1935.
  • Nikolaus Tschinderle, Räuberhauptmann. Langen, G. Müller, München 1936
  • Lopud, Insel der Helden, Langen, G. Müller, München 1938, Neuauflage: Liebeslied am Meer, Zsolnay, Hamburg-Wien 1955
  • Die Erweckung des Don Juan. Amandus-Verl.ag, Wien 1949
  • Patrioten, Pustet, Graz-Salzburg-Wien 1950
  • Maturanten. Orplid-Reihe, Kremayr & Scheriau, Wien 1951
  • Ev und Christopher, Neff, Wien-Berlin-Stuttgart 1952

Novellen, Erzählungen, Kurzprosa, Essays, Übersetzungen aus dem Slowenischen

  • Ausgabe: Ausgewählte Werke, 8 Bände, Heyn, Klagenfurt 1965-68.
  • Trio in Moll. Drei Geschichten Feldbücherei der k.u.k. 10. Armee 22, Verlag der Kriegszeitung der k.u.k. 10. Armee, Villach 1918
  • Maria am Rain. Novellen. Fleischel Berlin 1919
  • Liebe, Leid und Tod. Novellen. Kleinmayr, Klagenfurt 1923
  • Schubert, Hendl und der Birnbaum. Schubert-Novelle. Musikalische Novellen 1. Leipzig 1925
  • Siebenruh. Novelle. Reclams Universal-Bibliothek 6536, Leipzig 192
  • Dorf am Acker. Ländliche Novellen. Beck München 1926
  • Ingrid Pan. Novelle. Speidel, Wien, Leipzig 1928
  • Der Guslaspieler. Erzählung. Universal-Bibliothek 7305 Leipzig 1935
  • Der Schinderhannes zieht übers Gebirg. Die kleine Bücherei. 41, Langen, G. Müller, München 1934
  • Der Steinbock. Die deutsche Bergbücherei. 3 Styria, Graz, Leipzig, Wien 1935
  • Die Fischer. Wiener Bücherei 7, Frick, Wien 194o
  • Die Reise zu den Quellen. Münchner Lesebogen 50, Münchner Buchverlag, München 1941
  • Das verzauberte Gebirg. Das Volk in den Alpen erzählt. - Tyrolia, Innsbruck, Wien, München 1937
  • Das Zauberbründl. Das Volk in d. Alpen erzählt. NS-Gauverlag, Graz 1942.
  • Glück im Hause Beauregard. Erzählung. Reihe Süd-Ost 2,11, Luser, Wien, Leipzig 1939
  • Ländliches Leben. Die kleine Bücherei 140,Langen, G. Müller, München 1942
  • Sonntagskinder. Geschichten aus der Kärntner Mark. Selbstverlag, Klagenfurt o.J.
  • Das Tagebuch des Lehrers Peter Blum. Erzählungen, Haßold, Laibach o.J.
  • Fröhlicher Sommer. Kaiser, Klagenfurt 1947
  • Heller Bruder, dunkle Schwester. Verlage Scientia, Nauck, Gallus, Zürich, Berlin, Wien 1951
  • Ein Laib Brot, ein Krug Milch. Ländliche Novellen. Zsolnay, Hamburg, Wien 1960

Heimatkundliches

  • Heimat in Not. Erlebnisse und Berichte um das Schicksal eines kärntnerischen Tales. Kleinmayr, Klagenfurt 1921
  • Kärnten. Deutsches Südland Jg. 1,1-4. Sonderheft. Klagenfurt 1921
  • Heimsuchung. Tragödie in Kärnten in 2 Akten. Deutsche Hausbücherei 92, Österr. Schulbücherverlag, Wien 1923
  • Kärnten, ein Heimatbuch, Klagenfurt, 1925
  • Landschaft um den Wörthersee. Artur Kollitsch, Klagenfurt 1925
  • Kärnten. Heimatbuch Brandstetters Heimatbücher deutscher Landschaften 18, Brandstetter, Leipzig 1925
  • Kärnten. Landschaft, Volk, Kultur. Kärntner Verkehrszeitung 5, Klagenfurt 1928
  • Das Volk steht auf. Wie Kärnten um seine Freiheit rang. Österreichische Bücherei 7. Wien 1925
  • Kampf um Kärnten. Artur Kollitsch, Klagenfurt 1930
  • Kärnten, mein Leben für Dich! Berichte aus dem Kärntner Freiheitskampf von 1919 und 1920. Die Grenzboten-Reihe. Verlag Grenze & Ausland, Berlin & Stuttgart 1935
  • Mein Herz ist im Hochland. Leykam, Graz-Wien-Leipzig 1937
  • Kärnten, deutscher Süden. Leykam, Graz 1935
  • (Hrsg.):Deutsche Ostmark. 10 Dichter und 100 Bilder lobpreisen Österreich. Leykam , Graz 1936; 3. Auflage als : Alpenland - Donauland Leykam, Graz 1943
  • Kärnten, sonniges Bergland, 5. Auflage Graz, 1947 [mit 128 Bildern auf 64 Tafeln in Kupfertiefdruck, 4. Auflage 1943 unter d 1936, §. Auflage: em Titel Kärnten, deutscher Süden]
  • Kärnten, Heimatland, Ahnenland. Ein Buch für die Jugend. Leykam Graz 1943
  • Vom Glück des ländlichen Lebens. Wancura, Wien-Stuttgart 1953

Autobiografie

  • Im Morgenlicht. Jugenderinnerungen. Amandus-Ed., Wien 1948

Literatur

  • Hans Brunmayr: Die Dichtung Kärntens, hs. Diss. Univ. Wien 1935
  • Roland Heger: Der österreichische Roman des 20. Jahrhunderts, 2 Bde, Braumüller,Wien-Stuttgart o.J. (1971)
  • Deutsches Literatur-Lexikon, begründet von Wilhelm Kosch, Band 11, Spalte 1045 bei Francke Verlag Bern 1988, ISBN 3-317-01646-9
  • Erich Nussbaumer: Geistiges Kärnten, Kleinmayr, Klagenfurt o.J. (1956)
  • Erich Nussbaumer: J.F.Perkonig -Leben, Werk, Vermächtnis. = Johann Friedrich Perkonig, Ausgewählte Werke, Bd 1, Heyn, Klagenfurt 1965
  • Karin Gradwohl-Schlacher: Josef Friedrich Perkonig und Hans Steinacher. Zwei Karrieren vom Kärntner Abwehrkampf in das Dritte Reich, in: Geschichte der österreichisch-slowenischen Literaturbeziehungen, hg. von A. Brandtner und W. Michler, Wien 1998, 331-344

Weblinks

 Commons: Josef Friedrich Perkonig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Erich Nussbaumer, Geistiges Kärnten, Klagenfurt o.J.(1956), S. 457.
  2. Perkonig, Mich selbst im Spiegel gesehen. Einführung zu: Der Schinderhannes zieht übers Gebirg, Graz 1950, S 5 f.
  3. Zitiert nach Nussbaumer, S. 458.
  4. Nussbaumer, S. 456, sowie S. 603 mit Literaturhinweisen zu: Berta Sorger-Sikora, Hans Brunmayr, Max Rumpold, Max Pirker, Harald Haselbach, Walter Medweth.
  5. Nussbaumer, S. 476 f.
  6. Roland Heger, Der österreichische Roman des 20. Jahrhunderts, Bd. 2, Stuttgart o.J. (1971), S. 173.
  7. Hans Brunmayr: Die Dichtung Kärntens, Diss. Wien 1935, S. 112 ff.
  8. Nussbaumer, S. 475.
  9. Heger, 2. Bd., S. 176.
  10. Erich Nussbaumer: J.F. Perkonig, Leben, Werk, Vermächtnis. Perkonig, Ausgewählte Werke, Bd 1, S 342
  11. Ausgewählte Werke, Bd. 1, S. 342
  12. Heger, 2.Bd., S 176
  13. a b Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 453.
  14. Die propagandistische Vorbereitung der Volksabstimmung
  15. Bund Deutscher Schriftsteller Österreichs (Hg.): Bekenntnisbuch Österreichischer Dichter, Krystall Verlag, Wien 1938
  16. doew.at
  17. Suche im Katalog 1930-1991 der Österreichischen Nationalbibliothek
  18. Deutsche Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone,Liste der auszusondernden Literatur 2. Nachtrag, Deutscher Zentralverlag, Berlin 1948

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