Jüdische Gemeinde im Lande Bremen

Jüdische Gemeinde im Lande Bremen

Die Jüdische Gemeinde im Lande Bremen ist mit fast 1100 Mitgliedern eine der größeren jüdischen Gemeinden Deutschlands. Sie bildete bis 2000 wie die Gemeinden von Köln, Frankfurt, Hamburg und Berlin innerhalb des Zentralrats der Juden in Deutschland einen eigenständigen Landesverband, der die jüdische Gemeinde in Bremen vertrat. Seit 2000 vertritt der jüdische Landesverband Bremens auch die Jüdische Gemeinde Bremerhavens, so dass die Gemeinden in Bremen und Bremerhaven einen eigenen Landesverband bilden, der die Freie Hansestadt Bremen umfasst.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der jüdischen Gemeinde(n)

Synagoge in Bremen

in Bremen

Im Jahre 1803 wurde eine Israelitische Gemeinde in Bremen gegründet, als die in Barkhof und in Hastedt wohnenden Schutzjuden mit deren Wohngebiet und auch der jüdische Friedhof in der Deichbruchstraße in Hastedt in die Stadt Bremen eingegliedert wurden. Diese Schutzjuden lebten zuvor auf einem dem Königreich Hannover gehörenden Gebiet, deren Bewohner mit Erweiterung des Stadtgebiets von Bremen übernommen wurden.

Eine Judenkommission des Bremer Rates beschloss jedoch im Jahre 1819, den Juden in Bremen eine Verlängerung des Aufenthaltsrechts willkürlich zu versagen, so dass im Jahre 1826 nur noch zwei Schutzjuden in Bremen lebten, die von Hannover übernommenen worden waren.

Im Jahre 1849 wurde es den Juden wieder erlaubt, sich in Bremen niederzulassen. 1863 verlieh man der Israelitischen Gemeinde auch die Körperschaftsrechte. 1876 wurde dann eine Synagoge in der früheren Gartenstraße 6, heute Kolpingstraße erbaut. Seit 1896 hatte die Israelitische Gemeinde wieder einen Rabbiner, Dr. Leopold Rosenak.

1924 wurde Max Markreich Vorsitzender des Gemeinderats. Im Jahre 1926 erwarb die Verwaltung der Israelitischen Gemeinde das neben der Synagoge befindliche Wohnhaus und richtete darin das Gemeindehaus, die Religionsschule, ein Gemeindearchiv und eine „kleine Synagoge“ für den werktäglichen Gottesdienst ein. Als es 1927 eingeweiht wurde, benannte man es Rosenak-Haus[1][2], nach Leopold Rosenak, der 1923 gestorben war.

Noch 1933 gab es in der Israelitischen Gemeinde 1.314 Mitglieder. 440 Juden Bremens wurden im November 1941 zu den Ghettos in Minsk und Riga deportiert. Im Jahr 1942 wurden 114 Bremer Juden in die Konzentrationslager Auschwitz und Theresienstadt gebracht und ermordet. Weitere 165 Juden wurden 1944 zu Arbeitserziehungslagern in Bremen-Farge gebracht. Im Februar 1945 wurden 90 Bremer Juden in das Konzentrationslager Theresienstadt gebracht.

Am 16. August 1945 wurde erneut eine Israelitische Gemeinde gegründet, die 1948 als Verein in das Vereinsregiester eingetragen wurde. 1952 erhielt die Israelitische Gemeinde die Körperschaftsrechte. Am 3. August 1961 erfolgte die Einweihung der neuen Synagoge an der Schwachhauser Heerstraße. Die Gemeinde hatte damals noch 150 Mitglieder. Im September 1996 erfolgte eine Umbenennung der Gemeinde. Diese heißt seitdem Jüdische Gemeinde im Lande Bremen.

Durch den Zuzug von Juden aus den GUS-Staaten hat die Jüdische Gemeinde im Lande Bremen wieder über 1.000 Mitglieder. 2004 wurden 1.200 Gemeindemitglieder gezählt.[3]

Am 11. Oktober 2001 wurde ein Staatsvertrag zwischen der Freien Hansestadt Bremen und der Jüdischen Gemeinde im Lande Bremen unterzeichnet.[4]

in Bremen-Nord

Die Jüdische Gemeinde Aumund wurde um 1840 gegründet. Da es bis 1848 Juden verboten war, sich in Bremen niederzulassen bzw. Grundstücke zu erwerben, wurde die Synagoge im damals hannoverschen Aumund gebaut. Zur Gemeinde gehörten auch die Juden in Blumenthal, Grohn, Fähr, Rönnebeck, Rekum und später auch die in Lobbendorf, Vegesack und Lesum. Die Synagoge in der Kirchenstraße wurde am 10. November 1938 durch Angehörige der Bremer SA zerstört. 60 Juden aus Blumenthal, Aumund und Vegesack wurden 1941 im Zuge der sog. "Endlösung" nach Minsk deportiert und dort im Juli 1942 ermordet.[5]

in Bremerhaven

Im November 2000 erfolgte in Bremerhaven die Neugründung einer jüdischen Gemeinde mit 30 Mitgliedern: Die Jüdische Gemeinschaft Bremerhaven e.V. hat ihren Sitz in Bremerhaven, Kleiner Blink 6.[6] Sie war somit die erste jüdische Gemeinde Bremerhavens nach 1938. Da die frühere Synagoge an der Schulstraße im Stadtteil Geestemünde 1938 zerstört worden war, richteten diese eine neue Synagoge in der Kirche am Kleinen Blink, einer Kirche der amerikanischen Kaserne ein, die am 27. November 2000 mit der Übergabe von Thora-Rollen eingeweiht wurde.[7][8]

Literatur

  • Regina Bruss: Die Bremer Juden unter dem Nationalsozialismus. Veröffentlichungen aus dem Staatsarchiv der Freien Hansestadt Bremen Bd. 49, Bremen 1983.
  • Anne E. Dünzelmann: Juden in Hastedt. Zur Geschichte jüdischen Lebens in Bremen seit 1782. Sachbuchverlag Kellner, Bremen 1995, ISBN 3-927155-24-1.
  • dies., Dieter Fricke & Hartmut Müller: Bremen. In: Herbert Obenaus (Hrsg.): Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen. 2 Bände. Wallstein-Verlag, Göttingen 2005, ISBN 3-89244-753-5, S. 308-343.
  • Cecilie Eckler-von Gleich & Rosie Kühne: Juden in Walle. Leben im Stadtteil und Verfolgung während des Nationalsozialismus. Steintor, Bremen 1990, ISBN 3-926028-60-2.
  • Jeanette Jakubowski: Geschichte des jüdischen Friedhofs in Bremen. Donat Verlag, Bremen 2002, ISBN 3-934836-12-7.
  • Josef Kastein: Was es heißt, Jude zu sein. Eine Kindheit in Bremen. Edition Temmen, Bremen 2004, ISBN 3-86108-549-6
  • Max Markreich: Geschichte der Juden in Bremen und Umgegend. Ediert von Helge-Baruch Barach-Burwitz. Edition Temmen, Bremen 2003, ISBN 3-86108-692-1
  • Peter Meier-Hüsing & Dirk Otten: Die Jüdische Gemeinde im Lande Bremen. In: Handbuch der religiösen Gemeinschaften in Bremen. Edition Temmen, Bremen 2003, ISBN 3861086948
  • Andreas Röpcke & Günther Rohdenburg (Hrsg.): Es geht tatsächlich nach Minsk. Texte und Materialien zur Erinnerung an die Deportation von Bremer Juden am 18. Januar 1941 in das Vernichtungslager Minsk. Staatsarchiv Bremen, 1992; 2. überarbeitete Auflage ebd. 2001, ISBN 3-925729-33-X.
  • Rolf Rübsam: Sie lebten unter uns. Zum Gedenken an die Opfer der „Reichskristallnacht“ 1938 in Bremen und Umgebung. Hauschild, Bremen 1988, ISBN 3-926598-09-3.
  • Der Senator für Justiz und Verfassung der Freien Hansestadt Bremen in Verbindung mit der Israelitischen Gemeinde Bremen: „Reichskristallnacht“ in Bremen. Vorgeschichte, Hergang und gerichtliche Bewältigung des Pogroms vom 9./10. November 1938. Steintor, Bremen 1988, ISBN 3-926028-40-8.
    • Karla Müller-Tupath: Die Israelitische Gemeinde in Bremen. S. 8–13.
    • Inge Marßolek: Vom Leben der Juden in Bremen unter dem NS-Regime bis 1938. S. 27–38
    • dies.: Vom Leben der Juden nach 1938 und im Krieg. S. 60–68.
  • Uwe Weiher: Die jüdische Gemeinde an der Unterweser. Vom „deutschen Staatsbürger jüdischen Glaubens“ zum „Feind im eigenen Land“. Stadtarchiv Bremerhaven, 1989, ISBN 3-923851-10-3.
  • Wolfgang Wippermann: Jüdisches Leben im Raum Bremerhaven. Eine Fallstudie zur Alltagsgeschichte der Juden vom 18. Jahrhundert bis zur NS-Zeit. Stadtarchiv Bremerhaven, 1985, ISBN 3-923851-03-0.

Weblinks

Fußnoten

  1. Rosenak-Haus, Flyer von Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage
  2. Jüdische Zeitung: Wo einst die Synagoge stand… März 2008
  3. Zukunft (Informationsblatt des Zentralrats der Juden in Deutschland): „Wir sind eine lebendige Gemeinde“. 19. März 2004
  4. Vertrag zwischen der Freien Hansestadt Bremen und der Jüdischen Gemeinde im Lande Bremen (PDF; 183 KB)
  5. http://wiki-de.genealogy.net/Bremen-Vegesack
  6. Kirchen & religiöse Gemeinschaften auf der Website der Stadt Bremerhaven
  7. Elbe-Weser-Aktuell: Im November kommt die Thora. 21. Oktober 2000
  8. Die Welt: Die Thora ist wieder in Bremerhaven. 30. November 2000

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