- Geestemünde
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Geestemünde Stadt BremerhavenKoordinaten: 53° 32′ N, 8° 36′ O53.5363888888898.6005555555556Koordinaten: 53° 32′ 11″ N, 8° 36′ 2″ O Fläche: 11,09 km² Einwohner: 32.335 (30. Sep. 2009) Postleitzahlen: 27570, 27574 Vorwahl: 0471 Lage von Geestemünde in Bremerhaven
Geestemünde ist ein Stadtteil im Stadtbezirk Süd der Stadtgemeinde Bremerhaven im deutschen Bundesland Freie Hansestadt Bremen.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Geestemünde liegt an der Mündung des namensgebenden Flusses Geeste in die Weser, unweit deren Mündung in die Nordsee. Der zentral gelegene Stadtteil grenzt im Norden an die Stadtteile Mitte und Lehe. Im Osten befindet sich Schiffdorferdamm, im Südosten Surheide und im Süden Wulsdorf und der Fischereihafen.
Der Stadtteil ist in die Ortsteile Geestemünde-Nord, Geestendorf, Geestemünde-Süd, Bürgerpark und Grünhöfe gegliedert. Die Gesamtfläche beträgt 11,09 km² und die Einwohnerzahl 32850, was 2962 Einwohner pro Quadratkilometer entspricht.[1]
Geschichte
Geestendorf
1139 wurde im Verzeichnis des Ritters Trutbert das Kirchdorf Gestenthorpe und andere Siedlungen erwähnt. 1614 erneute Erwähnung, als Geestendorf gegenüber Lehe Rechte an der Geeste und Weser geltend machte.
Geestendorf gehörte früher zum Vieland, einem Amts- und Gerichtsbezirk, dem auch Bramel, Schiffdorf und Wulsdorf angehörten. Später bestand eine Zugehörigkeit zum Amt Stotel-Vieland, während der Bremer Franzosenzeit zur Kommune Wulsdorf sowie später zum Amt Lehe und dann zum Kreis Geestemünde.
Das Gebiet mit dem Dorf war im Mittelalter weltlicher Besitz des Bistums Bremen, als es ab dem 11. Jahrhundert den Erzbischöfen von Bremen gelang, ein von ihnen beherrschtes Territorium um Bremen zu schaffen.
Eine Kirche soll 1139 erstmals genannt worden sein. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts ist eine kleine Marienkapelle als Fiale von Wulsdorf von den Bauern errichtet worden. 1420 wird eine Capella in Gesztendorppe erwähnt, die 1436 als Ruine bezeichnet wird und danach als einschiffige Marienkirche errichtet und 1872/75 umgebaut wurde.
Der Feldherr Tilly baute 1628 im Dreißigjährigen Krieg eine Befestigung am Standort der Geestendorfer Schanze an der Geestemündung. Der bremische Erzbischof Friedrich, später König von Dänemark und Norwegen, legte 1639 eine zweite Befestigung in Geestendorf an.
1648 kam auf Grund des Westfälischen Friedens das Erzbistum Bremen - und so auch Geestendorf - unter schwedische Hoheit als Teil des schwedischen Herzogtums Bremen.
1712 gelangte Geestendorf mit dem Herzogtum Bremen an Dänemark und wurde 1715 an das Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg verkauft. Geestendorf teilte fortan die Geschichte des Landes Hannover und ab 1866 der preußischen Provinz Hannover.
1728 stritten sich Geestendorf und Lehe um Fährrechte. 1751 wurde dann eine Geestebrücke, die spätere Franzosenbrücke gebaut. 1774 gab es wiederum Streit um die Gerichtsbarkeit bei der Geestebrücke, die durch Gerichtsentscheid zu Lehe kam.
1834 gründete Rickmer Clasen Rickmers in Geestemünde die Rickmers Werft 1858 bildete sich die Freiwillige Feuerwehr Geestendorf.
1860 wurde die Schiffdorfer Chaussee ausgebaut.
1861 gründete sich der Männerturnverein Geestendorf und schloss sich 1866 mit dem Turnverein Geestemünde zusammen.Die Einwohnerzahl belief sich 1813 auf 491, stieg 1850 auf 1071 und 1885, kurz vor Vereinigung mit Geestemünde, auf 9404 Einwohner.
1888 wurden die beiden Gemeinden Geestemünde und Geestendorf zu Geestemünde vereinigt.
Geestemünde
Aufschwung durch den Hafenbau
Im Jahre 1827 erwarb die Freie Hansestadt Bremen ein Gelände nördlich der Geestemündung und legte dort einen Seehafen und die Stadt Bremerhaven an.
Das Königreich Hannover hatte bis dahin eigene Hafenbaupläne in Lehe abgelehnt und nur halbherzig einige Anlegestellen in der Geeste bauen lassen. Dies änderte sich 1844 mit der Genehmigung von Plänen des Baurats Oppermann für einen Hafenbau, der eine Konkurrenz für Bremerhaven werden sollte. Damit begann 1845 der Aufstieg Geestemündes mit dem Hafenbau am südlichen Ufer der Geeste, verbunden mit einer Baulandausweisung auf dem Gebiet der Geestendorfer Nurthe. Der neu entstandene Hafenort bekam 1847 den Namen Geestemünde und wurde Freihafen.
1848 wohnen nur 59 Bürger im Ort und die 15 Häuser beherbergten vorwiegend Schankwirtschaften. 1852 war dann schon eine erste Volksschule in angemieteten Räumen erforderlich. 1853 nimmt die Werft Joh. C. Tecklenborg am linken Geesteufer den Betrieb auf. Ein Hauptzollamt entstand 1854 an der Chaussee zwischen Geestendorf und Lehe. 1855 wurden von der Tecklenborgwerft und der Geestemünder Dockcompanie Docks erstellt. 1856 wurde die Geesthelle von Lehe nach Geestemünde umgemeindet und die Rickmerswerft eröffnet 1857 hier ihren Betrieb.
Von 1857 bis 1874 (1. Erweiterung 1863, Petroleumhafenerweiterung 1874) erhielt außerdem Geestemünde mit dem Bau des Handelshafens eine moderne Hafenanlagen und konnte dank des Bahnanschlusses der Geestebahn (1862) ein Industriestandort und Umschlagplatz für Holz, Reis und Petroleum werden.[2][3]
1858 wurde die Geestemünder-Geestendorfer Sparcasse - Vorläufer der Städtischen Sparkasse Bremerhaven - und 1859 die Rickmers-Rhederei gegründet und der Friedhof an der Feldstraße entstand. 1860 erfolgte der Ausbau der Georgstraße. 1865 erhielt Geestemünde ein Amtsgericht, dessen Neubau 1870 fertiggestellt wurde.
Geestemünde wird preußisch
Ab 1866 war Geestemünde nach dem Deutschen Krieg Teil der preußischen Provinz Hannover. 1871 gründete sich die Geestemünder Bank. 1877 eröffnete der neue Holzhafen. 1883 entstand das Wasserwerk an der Wulsdorfer Chaussee.
Bei einer Verwaltungsneugliederung von 1885 wurde der neue Kreis Geestemünde mit Verwaltungssitz in der Landgemeinde Geestemünde gebildet und das südlich der Geeste liegende Gebiet kam von Lehe zu Geestemünde. 1888 wurden die beiden Gemeinden Geestemünde und Geestendorf zu Geestemünde vereinigt. Die Zollschranken fielen zwischen Geestemünde, Lehe und Bremerhaven.
1886 siedelte sich die Seebeckwerft am Ostufer des Geestemünder Querkanals an und wurde danach durch die Übernahme von Docks zu einer Großwerft.
Schon 1888 fand die erste Fischauktion in Geestemünde statt. Von 1891 bis 1896 erfolgte schließlich der Bau des Fischereihafens I.
Auch im Bereich der Verwaltung ist die aufstrebende Entwicklung ersichtlich. Von 1852 bis 1885 gehörte die Landgemeinde noch zum Amt Lehe. Nach der Neueinteilung in Kreise wurde Geestemünde 1885 schließlich Verwaltungssitz des Kreises Geestemünde.
1890 gründete sich die freiwillige Turner-Feuerwehr und 1899 die königlich preußische Seemaschinistenschule in der Bülowstraße. 1892 entstand das Geestemünder Rathaus.
1902 entstand ein Elektrizitätswerk und das Morgensternmuseum siedelte sich in Geestemünde an. Die Handelsbank gründete sich 1904. Von 1907 bis 1908 wurde durch den Waldverein der Bürgerpark nach Plänen von Gartenarchitekt Hoff angelegt. Ein Schlachthof entstand 1910 an der Wiesenstraße.
Kreisfreie Stadt 1912
1912 wurde durch Hannover eine städtische Verfassung genehmigt und 1913 erhält Geestemünde das Stadtrecht und wurde eine kreisfreie Stadt.
1914 kann der Bahnhof in Geestemünde - der spätere Hauptbahnhof Bremerhaven eröffnet werden. 1919 gründete sich das Institut für Seefischerei als Vorläufer des Alfred-Wegener-Instituts. 1921 entstand die Berufsfeuerwehr.
Für den Bau des Fischereihafens II, der von 1921 bis 1925 erfolgte, wurde 1920 Wulsdorf eingemeindet. Außerdem wurden zu dieser Zeit auch Flächen auf der Luneplate vorgehalten. In Geestemünde und Wulsdorf befand sich kurzzeitig Deutschlands wichtigster Fischereihafen, der jedoch heute einen eigenen Stadtteil darstellt.
Teil von Wesermünde 1924
1924 verlor Geestemünde die Selbstständigkeit und ging zusammen mit Lehe in der neuen Stadt Wesermünde auf.
1928 beendete die Werft Tecklenborg ihren Betrieb und 2300 Beschäftigte verloren ihre Arbeit. Viele von der Werftindustrie abhängige Nebenbetriebe (Maschinenfabriken, Schlossereien, Schmieden usw.) mussten ebenfalls ihren Betrieb einstellen. Die aufstrebende Seebeckwerft übernahm viele Werftarbeiter. Auf dem ehemaligen Werftgelände entstand ab 1935 die Marineschule und die Marinegarnison zog in Geestemünde ein, die nach dem Wiederaufbau der Bundesmarine weiterhin als Technische Marineschule 2 genutzt wurde.
1930 kann die Humboldt-Schule an der Schillerstraße eingeweiht werden. 1932 wurde der Zollanschluss für die Geestemünder Häfen aufgehoben.
1938 wurde während der Novemberpogrome die Synagoge in der Schulstraße vernichtet. 1941 wurden vom Hauptbahnhof die Juden aus Wesermünde in die Konzentrationslager deportiert.
Im Zweiten Weltkrieg führten die Luftangriffe zur Vernichtung von 75 % des Gebäudebestandes in Geestemünde.
Teil von Bremerhaven 1947
1947 wurde die Stadt Wesermünde und damit auch Geestemünde zusammen mit Bremerhaven zum Land Bremen zusammengefasst.[4]Der Stadtteil Geestemünde hatte nun die Ortsteile Geestemünde-Nord, Geestemünde-Süd, Geestendorf und Bürgerpark.
1954 begann der Bau des Wohnungsviertels Grünhöfe durch die Gewog. Es entstanden 2.136 Wohnungen und 1961 das Freibad sowie die Fritz-Reuter-Schule.
Einwohnerentwicklung
Orts-/Stadtteil 1813 1850 1858 1885 1905 1924 Alt Geestemünde 59 1.818 4.796 Geestendorf 491 1.071 9.404 Summe 491 1.130 14.200 16.621 23.000 - Stadtteil Geestemünde
- 1995 mit 38.599 Einwohner,
- 1999 mit 35.592 Einwohner,
- 2009 mit 32.335 Einwohner.
Sehenswürdigkeiten und Kultureinrichtungen
- Die Marienkirche; der Turm stammt aus dem 13. Jahrhundert, das Kirchenschiff von zirka 1400, die Umbauten sind von 1872–1875
- Das Historische Museum Bremerhaven/Morgenstern-Museum; 1906 als Städtisches Morgenstern-Museum eröffnet, 1991 als Neubau am Ufer der Geeste errichtet
- Deutsche Auswanderer-Datenbank: Datenterminal im Historischen Museum Bremerhaven
- Der Wasserturm Geestemünde von 1891
- Die neogotische Christuskirche an der Bismarckstraße (1872–1875) von Conrad Wilhelm Hase
- Die neugotische katholische Herz-Jesu-Kirche (1910/11) von Heinrich Flügel
- Die Alte Geestebrücke von 1904
- Das Busse-Denkmal ist eine Gedenkstätte als Erinnerung der Indienststellung des Fischdampfers Sagitta. Es befindet sich am Ufer der Geeste. Es wurde von Fritz Höger entworfen.
- Das Stadtpalais am Berliner Platz stammt von 1848
- Die Humboldtschule, an der Schillerstraße wurde 1929–1930 gebaut
Öffentliche Einrichtungen
→ Siehe im Allgemeinen bei Bremerhaven
Schulen
- Förderschulen
- Fritz-Reuter-Schule
- Georg-Büchner-Schule I
- Grundschulen
- Allmersschule
- Fritz-Reuter-Schule
- Gorch-Fock-Schule
- Sekundarstufe I, Gymnasien, Haupt- und Realschulen
- Georg-Büchner-Schule I und II
- Humboldtschule
- Immanuel-Kant-Schule
- Wilhelm-Raabe-Schule
- Sekundarstufe II - Gym. Oberstufen
- Schulzentrum Carl von Ossietzky
- Gymnasium Wesermünde (Niedersachsen)
- Berufliche Schulen
- Schulzentrum Carl-von-Ossietzky - Gewerbliche Lehranstalten (GLA)
Verkehr
- Bahn
Der Bremerhavener Hauptbahnhof befindet sich in Geestemünde, so dass eine Anbindung in Richtung Cuxhaven (Nordseebahn), Hamburg und Bremen besteht.
- Öffentlicher Nahverkehr
Am Hauptbahnhof ist der zentrale Umsteigepunkt zwischen den einzelnen Linien der BremerhavenBus und den Regionalbuslinien aus dem Umland, die alle mit dem Gemeinschaftstarif des Verkehrsverbundes Bremen/Niedersachsen genutzt werden können. Bis 1982 verkehrte außerdem noch eine Straßenbahnlinie über die Innenstadt und Lehe bis zur Stadtgrenze Langen, die früher auch weiter nach Wulsdorf und in den Fischereihafen fuhr.
- Individualverkehr
Mit dem Auto ist Geestemünde über die Bundesstraße 6 (die außer im Abschnitt B 212 - A 27 ansonsten aufgehoben wurde), die Bundesstraße 212 und die Bundesautobahn 27 (Anschlussstelle Geestemünde) zu erreichen. Die Hauptdurchfahrtsstraße des Stadtteils ist die Georgstraße.
Persönlichkeiten
- Adolf Bacmeister (* 15. Juli 1882; † 7. Dezember 1945 in St. Balsien), Chefarzt der Lungenfachklinik St. Blasien und Flottenarzt der Reserve
- Georg Albert Bacmeister (* 5. Oktober 1880 in Geestemünde; † 9. Oktober 1918 in Labiau), Landrat der Landkreise Usingen und Labiau
- Minni Boh (* 11. Juli 1858 in Geestemünde; † 6. April 1918 in Pillnitz bei Dresden), Schriftstellerin
- Anna Ditzen (* 12. März 1901 in Geestemünde; † 8. August 1990 in Feldberg), Ehefrau von Hans Fallada
- Carl Heiligenstadt (* 8. Oktober 1860 in Geestemünde; † 5. Juni 1920), Bankdirektor und Reichstagsabgeordneter
- Carola Höhn (* 30. Januar 1910 in Geestemünde; † 8. November 2005 in München), Bühnen- und Filmschauspielerin
- Axel Monjé (* 6. Juni 1910 in Geestemünde; † 18. August 1962 in Berlin), Schauspieler und Synchronsprecher
- Johannes Piersig (* 24. November 1907 in Geestemünde; † 26. April 1998 in Wedel (Schleswig-Holstein), deutscher Kantor, Dozent und Rektor der Universität Hamburg.
Literatur
Männer vom Morgenstern (Herausgeber): Flurnamensammlung Wesermünde - Die Flurnamen des Grundsteuerkatasters von 1876. „Männer vom Morgenstern“ Heimatbund an Elb- und Wesermündung e.V. Bremerhaven 1995. ISBN 3-931771-27-X
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Landesamt Bremen: Bevölkerungsstand und Bevölkerungsbewegung, Stadtteil Geestemünde
- ↑ Statistisches Landesamt Bremen: Bremen in Zahlen 2004
- ↑ Stadt Bremerhaven: Stadtgeschichte Bremerhavens
- ↑ Proklamation zur Gründung des Landes Bremen 1947
Weblinks
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