KONTES

KONTES

KONTES ist der Projekt- und spätere Anwendungsname für ein Datenverarbeitungssystem der Deutschen Telekom AG und früheren Deutschen Bundespost. Die Abkürzung KONTES steht für "Kundenorientierte Neugestaltung der Teilnehmerdienste mit Einsatz von Datenverarbeitungssystemen". KONTES basiert auf einem MVS- / OS/390-Mainframe von IBM und besteht aus mehreren Teilanwendungen.

Inhaltsverzeichnis

Teilanwendungen

KONTES-ANDI (Anmeldedienst)

ANDI ist die Teilanwendung des damaligen Anmeldedienstes. Hierüber können neue Telefonanschlüsse beauftragt oder gekündigt sowie Kundendaten erfasst und geändert werden. ANDI ging etwa Anfang der 1990er Jahre in Betrieb und ist auch heute noch im aktiven Einsatz. Allerdings wird ANDI heute nahezu ausschließlich vom Backoffice/2nd Level genutzt; der aktive Vertrieb (Telekom Shops, Fachgeschäfte etc.) arbeitet mit einem Frontend (zuerst Telekom Vertrieb Direkt, dann FrontEnd 2000, heute VHD oder TVPP (vor allem Fachgeschäfte, sog. indirekter Vertrieb-INDIV-) sowie CRM-T (Telekom Shops und Hotlines) auf Basis von Siebel CRM = Customer-Relationship-Management, welches über Schnittstellen auf KONTES zugreift. ANDI greift ebenfalls über eine Schnittstelle (BFU, Betriebsführungsumsetzer) auf die Vermittlungstechnik zu, zum Beispiel um Änderungen von Leistungsmerkmalen durchzuführen. ANDI kommuniziert ca. im 15-Minuten-Takt mit dem BFU, so dass man über ANDI in der Lage ist (bei vorhandener Leitungsführung) einen reinen Telefonanschluss (ohne DSL oder gar Entertain) in bis zu 15 Minuten zu schalten oder aufzuheben.

KONTES-ORKA (Ortskabelbeschaltung)

ORKA verwaltet alle Datenbestände des Zugangsnetzes der Telekom wie Beschaltungen, Leitungslängen, freie Doppeladern und vieles mehr. Bei einer Neubeauftragung eines Telefonanschlusses ermittelt ORKA automatisch eine mögliche Leitungsführung. Die ORKA-Daten sind zudem maßgeblich für die Verfügbarkeit von T-DSL. Auch die Online-Verfügbarkeitsprüfung greift (über das ADSL Server System / FlexProd und mehrere Schnittstellen) auf diese Daten zurück. ORKA ging nahezu gleichzeitig mit ANDI in Betrieb. Leitungen im Verbindungsnetz, die das Zugangsnetz nicht berühren, werden nicht in ORKA, sondern in der Anwendung REBELL erfasst.

KONTES-REDI (Rechnungsdienst)

Die Rechnungserstellung erfolgt anhand der KONTES-Daten und Einheiteninformationen der digitalen Vermittlungstechnik automatisch über REDI. Zu Zeiten der analogen Vermittlungstechnik wurden dieses Daten manuell eingegeben. REDI war eine der letzten Teilanwendungen, die in Betrieb gingen.

Update: Diese Anwendung gibt es nicht mehr, sie wurde ersetzt durch "Spring Redi3". Redi3 formatiert die Daten und gibt sie an die Anwendung FAKT weiter.

KONTES-FAKT (Fakturierung)

FAKT ist ein tabellengesteuertes Fakturierungssystem.

Tabellengesteuert bedeutet, das in dem System die Datenverarbeitung mittels Tabellen vorgenommen wird. Jeder Auftrag oder jeder Kommunikationsdatensatz wird in Form einer Zeile in einer oder mehreren Tabellen gespeichert. Jedes Produkt wird in Form einer Zeile in mehreren Tabellen gespeichert.

Bei Rechnungsschreibungsläufen rufen die Programme nacheinander diese Zeilen aus bestimmten Tabellen ab und verarbeiten diese zu einzelnen Rechnungspositionen. Diese Rechnungspositionen werden wiederum auf mehreren Tabellen gespeichert. Aus allen Rechnungspositionen zu einer Rechnung wird nun die gesamte Rechnung eines Empfängers zusammengestellt.

Dieser Vorgang findet für alle Empfänger einer Absendegruppe in einem sog. Batch-Lauf statt. Es gibt 20 solcher Absendegruppen und somit 20 Tage im Monat, an denen Rechnungen gedruckt werden. Die Absendegruppe wird einem Kunden bei Neuanlage in den Systemen automatisch zugeteilt. Somit ist sichergestellt, dass die Druckerei gleichmäßig ausgelastet ist.

KONTES-BUDI (Buchungsdienst)

BUDI ist für die korrekte Buchung der Rechnungsdaten zuständig und überwacht die Eingänge der Zahlungen beziehungsweise zieht den Rechnungsbetrag via Lastschrift automatisiert ein. BUDI versendet ebenfalls automatisiert Zahlungserinnerungen sowie Mahnungen, falls ein Zahlungsverzug eintritt. Wenn das Buchungskonto nicht fristgerecht ausgeglichen wurde, veranlasst BUDI eine automatische (Teil-)Sperre des Anschlusses. BUDI ging als eine der ersten Anwendungen bereits 1980 in Betrieb.

Update: Diese Anwendung gibt es nicht mehr, sie wurde ersetzt durch "DKK neu" (DKK = DebitorenKreditorenKontokorrent)

KONTES-FEDI (Fernsprechentstördienst)

FEDI war die Anwendung des damaligen Fernsprechentstördienstes um Störungen von Fernsprechteilnehmern aufzunehmen und in Papierform an die zuständigen Techniker weiterzuleiten. FEDI war mit REDI eine der letzten Anwendungen, die in Betrieb gingen. Anfang der 1990er Jahre wurde dafür das System StöBTS eingeführt, das bereits Ende der 1990er von den Nachfolgeanwendungen SMILE (für den Privatkundenservice) und TESY (für den Geschäftskundenservice) abgelöst, welche wiederum 2005 zum Teil durch SKS-WMS (Workflow-Management-System; auf Basis von Remedy ARS) ersetzt wurden.

KONTES-AUDI (Auskunftsdienst)

AUDI wurde für die damalige Fernsprechauskunft konzipiert und ging gemeinsam mit BUDI 1980 in Betrieb. Bereits seit geraumer Zeit wird AUDI durch andere Anwendungen ersetzt. Das Beauftragen sowie Ändern von Telefonbucheinträgen erfolgte später über die Anwendung Redak98, welche über ein Webfrontend in FrontEnd 2000 integriert war. Aktuell werden die Bucheinträge über die Anwendung ProKom angelegt und geändert, welche ebenfalls durch ein WebInterface in FrontEnd 2000 und CRM-T integriert ist.

Bedienung

Da KONTES in den 1970er Jahren für einen OS/390 Mainframe konzipiert wurde, hat sich auch heute fast nichts an der damals typischen Terminal-Bedienung geändert. Heute wird jedoch statt Hardware-Terminals die Softwareemulation GW-Tel verwendet, mit der man sich auf einen KONTES-Proxy verbindet.

Die eigentliche Bedienung der KONTES-Anwendungen erfolgt über so genannte Transaktionscodes (TAC), mit denen definierte Funktionen und Eingabemasken aufgerufen werden. Der ORKA-TAC OA31 ruft beispielsweise die Suchmaske auf, um die Leitungsführung anhand einer Leitungsbezeichnung anzuzeigen. AP hingegen ruft die Suchmaske auf, um einen Kunden anhand von Kundendaten zu suchen und anschließend seine Produkte zu bearbeiten (AuftragsbearbeitungProdukte), IT (InformationTeilnehmeranschluss), u.s.w.

Sonstiges

  • Die Pflege und Administration erfolgt heute durch T-Systems.
  • Die Ersteingabe der Daten wurde von freiwilligen Mitarbeitern durchgeführt, welche hierfür als Dankes-Bonus 150 DM erhielten.
  • Die Leitungsführungen wurden vor Einführung von ORKA zusammen mit der Kundenanschrift auf Karteikarten, den sogenannten Nummernkarten, geschrieben und bei den meist auf Baubezirksebene angesiedelten Schaltplätzen verwaltet.
  • Die KONTES-Anwendungen werden nach Angaben der Deutschen Telekom gleichzeitig von bis zu 15.000 Usern genutzt.
  • Die gesamte KONTES-Datenbank umfasst nach Angaben der Deutschen Telekom etwa 16 Terabyte (Stand: Anfang 2006)
  • Die Deutsche Telekom strebte aufgrund der hohen Betriebskosten schon mehrfach die Überführung des KONTES-Systems in eine zeitgemäßere Architektur an, fand aber bisher keinen Softwarehersteller, der sich dieser Aufgabe gewachsen fühlte. Selbst SAP lehnte eine Anfrage ab.
  • KONTES bildet das Rückgrat der Deutschen Telekom. Da jedoch nahezu alle Mitbewerber im deutschen Markt auf Leitungen und Produkte der Deutschen Telekom zurückgreifen, könnte man KONTES auch als das Rückgrat des deutschen Telekommunikationsmarktes bezeichnen.
  • CRM-T bildet das Front Office Programm der DTAG, KONTES wird bis auf weiteres das Rückgrat bilden.

Siehe auch

  • ADSL Server System Die Online-Verfügbarkeitsprüfung greift über das ADSL Server System und mehreren Schnittstellen auf die ORKA Daten zurück.

Weblinks


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