Kampagne für Saubere Kleidung

Kampagne für Saubere Kleidung

Die Kampagne für Saubere Kleidung (auch Clean-Clothes-Kampagne oder Clean Clothes Campaign, CCC), setzt sich für die Rechte der Arbeiterinnen und Arbeiter und eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der internationalen Bekleidungs- und Sportartikelindustrie, die vielfach in weniger entwickelten Ländern produziert, ein. Sie wird von vielen NGOs und Arbeitervereinigungen rund um die Welt unterstützt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte und Aktivitäten

1989 wurde in den Niederlanden als Reaktion auf Berichte über skandalöse Arbeitsbedingungen in Zulieferbetrieben von C&A die Schone Kleren Kampagne ("Kampagne für Saubere Kleidung") gegründet. Heute gibt es in 15 europäischen Ländern derartige Kampagnen. Die unabhängigen nationalen Plattformen der Kampagne koordinieren sich über das internationale CCC-Sekretariat in Amsterdam.

Die CCC ist ein Netzwerk, in dem über 300 Gewerkschaften und NGOs, Verbraucherorganisationen, kirchliche Gruppen, Eine-Welt-Läden, Recherche-Institutionen und Frauenrechtsorganisationen zusammenarbeiten. Zu den deutschen Trägerorganisationen gehören die Christliche Initiative Romero (CIR), die IG Metall, das INKOTA-netzwerk, das Institut für Ökonomie und Ökumene Südwind-Institut, Terre des Femmes und die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di. Es existiert eine enge Kooperation mit Partnerorganisationen in Entwicklungs- und Schwellenländern.

Das Ziel der CCC ist eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der weltweiten Bekleidungs- und Sportartikelindustrie. Hierzu informiert die CCC die Verbraucher, verhandelt mit Unternehmen, unterstützt Organisationen der Arbeiter und führt öffentliche Kampagnen durch.

Im Falle von Arbeitsrechtverletzungen tritt die CCC mit Pressemeldungen, Fernseh- und Rundfunkbeiträgen, mit Protestbriefen und öffentlichen Straßenaktionen für die Interessen der Arbeiter ein. Akute Missstände − etwa 30 Fälle pro Jahr − werden in Protestaktionen (Urgent Actions) aufgegriffen.

Im Vorfeld der Olympischen Spiele 2004 in Athen organisierte die CCC in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen die Kampagne "Play Fair bei Olympia”. Diese sollte einerseits die großen Sportartikelfirmen auf ihre Verantwortung für die Arbeitsbedingungen in den Fabriken aufmerksam machen, andererseits wurde das Internationale Olympische Komitee (IOC) aufgefordert, in den Sponsoringverträgen faire Arbeitsbedingungen zu verlangen. Mehr als eine halbe Million Unterschriften wurden für diese Anliegen gesammelt. Einige Sportartikelhersteller waren zu Veränderungen bereit, das IOC zeigte sich hingegen wenig empfänglich.

Mit Erfolg ruft die CCC in den letzten Jahren auch Stadtverwaltungen und Kommunen in europäischen Ländern dazu auf, bei der öffentlichen Beschaffung von Bekleidung ethische Kriterien zu berücksichtigen. Beispielsweise nahmen 250 Kommunen in Frankreich eine Resolution an, die die Einhaltung von Arbeitsstandards in Verträgen zur Bestellung von Bekleidung vorsieht. Diese Clean Clothes Communities Campaign existiert mittlerweile in den Niederlanden, in Belgien, Spanien, Deutschland, Schweden und in Großbritannien. Gegenüber dem Europäischen Parlament und in der EU-Kommission wird Lobbyarbeit geleistet. Mitgliedsorganisationen sind in Ausbildungsprogramme involviert. Zahlreiche Weiterbildungen leiteten das Institut für Ökonomie und Ökumene Südwind-Institut und die Friedrich-Ebert-Stiftung.

Im Februar 1998 verabschiedete die CCC nach engen Konsultationen mit ihren weltweiten Partnern und den Gewerkschaften den „Code of Labour Practices for the Apparel Industry including Sportswear“ (Kodex über die Arbeitsbedingungen in der Bekleidungs- und Sportartikelindustrie), an den sich alle Bekleidungshersteller halten sollten. Der Kodex verlangt existenzsichernde Löhne, keine überlangen Arbeitszeiten, Gewerkschaftsfreiheit, Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit, sichere Arbeitsbedingungen und eine unabhängige Kontrolle der Einhaltung dieser Kriterien.

Zur praktischen Anwendung des CCC-Kodex konnten in den Jahren von 1985 bis 2005 eine Reihe von Pilotprojekten mit Einkäufern und Markenherstellern in den Niederlanden, in Frankreich, Schweden, der Schweiz, Großbritannien und Deutschland umgesetzt werden. Der CCC-Kodex wurde in all diesen Pilotprojekten unmittelbar angewandt oder als langfristiges Referenz-Dokument bewertet. Die CCC ist jedoch keine Multi-Stakeholder-Initiative. Die Pilotprojekte werden als Vorbereitung verstanden, um langfristig umfassende Verifizierungssysteme zu schaffen. Letzteres ist eine wichtige Voraussetzung für echte Verbesserungen; gerade Partnerorganisationen warnen vor einer allzu euphorischen Bewertung der ersten Verbesserungen bei den Arbeitsbedingungen in der Folge von Pilotprojekten.

In den Niederlanden und in Großbritannien sind die nationalen Plattformen jeweils auch Mitglieder der Fair Wear Foundation (FWF) und der Ethical Trade Initiative (ETI). Nach erfolgreichem Abschluss eines Pilotprojektes mit drei Einzelhändlern im Jahr 2004 war die CCC der Schweiz in die Gründung des Verifizierungssystems ISCOM (Independent Social Compliance Monitoring) einbezogen worden. In Deutschland beendete das Unternehmen Hess Natur 2005 ein Pilotprojekt. In der Folge wurde Hess Natur Mitglied der FWF. Diese Entscheidung wird als entscheidender Schritt bewertet, um die FWF in eine europäische Verifizierungsgesellschaft umzugestalten.

Im April 2010 unterstützte die CCC erfolgreich eine Klage der Verbraucherzentrale Hamburg gegen den Discounter Lidl. Der Discounter hatte sich nicht an das in seiner Werbung gegebene Versprechen fairer Arbeitsbedingungen bei Textilzulieferern in Bangladesch gehalten. Lidl verpflichtete sich in einer Unterlassungserklärung gegenüber der Verbraucherzentrale, das beanstandete Werbeversprechen mit Bezug auf weltweit faire Arbeitsbedingungen zurückzuziehen [1].

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Unlautere Werbung: Lidl muss Werbung für "fair produzierte" Kleidung zurückziehen - Kleidung nicht unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellt - Bericht vom 21. April 2010 auf www.kostenlose-urteile.de

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