- Kanderkorrektur
-
Die Kanderkorrektion (auch Kanderdurchstich genannt) war eine Gewässerkorrektur, bei welcher zu Beginn des 18. Jahrhunderts die Kander, welche zuvor in die Aare floss, in den Thunersee eingeleitet wurde.
Die Kander floss ursprünglich durch die Thuner Allmend und mündete zwischen Thun und Uttigen in die Aare. In diesem Gebiet verursachte sie immer wieder Überschwemmungen. Da die Kander oberhalb der Überschwemmungsgebiete nur wenige hundert Meter am Thunersee vorbeifloss, fasste man schon früh eine Umleitung ins Auge. Zu Beginn des 18. Jahrhundert beschäftigte sich der Ingenieur Samuel Bodmer mit der Angelegenheit und erstellte Pläne, nach welchen ein Einschnitt in den Strättlighügel, welcher Kander und See trennte, hätte erstellt werden sollen.
1711 genehmigten die Behörden das Projekt und die Bauarbeiten begannen. Sie wurden jedoch durch den Zweiten Villmergerkrieg 1712 verzögert. Daraufhin änderte man den Plan und begann im Frühling 1713 mit dem Bau eines Stollens anstelle des unfertigen Einschnitts. Ende dieses Jahres erfolgte der Durchstich. Im Verlauf des Jahres 1714 grub sich der Fluss immer tiefer in das lockere Moränengestein ein. Das führte dazu, dass der Stollen einstürzte und die Kanderschlucht entstand. Das Geschiebe häufte sich im Thunersee zum Kanderdelta an. Die Aare konnte die zusätzliche Wassermenge zwischen Thun und Uttigen nicht abführen; Schwellen, Wehre und Schleusen mussten verstärkt werden. Mit der Kanalisierung der Aare in Thun wurden 1716 die Folgeprobleme teilweise behoben. Mit der Aarekorrektion zwischen Thun und Bern, von 1871 bis 1878, konnten die Probleme mit den Überschwemmungen weitgehend behoben werden. Allerdings bestehen bei Hochwasser in Thun bis heute Probleme, so dass 2004 ein Vorschlag zu einem Entlastungsstollen unterbreitet wurde. Dieser Stollen wurde im Jahre 2008 fertiggestellt.
Literatur
- Daniel L. Vischer: Die Geschichte des Hochwasserschutzes in der Schweiz. Von den Anfängen bis ins 19. Jahrhundert. Herausgegeben vom Bundesamt für Wasser und Geologie BWG. Biel 2003. S. 60-69. (Berichte des BWG, Serie Wasser – Rapports de l’OFEG, Série Eaux – Rapporti dell’UFAEG, Serie Acque, Nr. 5)
46.7133857.634983Koordinaten: 46° 42′ 48″ N, 7° 38′ 6″ O; CH1903: (615013 / 173594)
Wikimedia Foundation.