Karella

Karella
Balsambirne
Balsambirne (Momordica charantia), Illustration.

Balsambirne (Momordica charantia), Illustration.

Systematik
Unterklasse: Rosenähnliche (Rosidae)
Ordnung: Kürbisartige (Cucurbitales)
Familie: Kürbisgewächse (Cucurbitaceae)
Unterfamilie: Cucurbitoideae
Gattung: Bittermelonen (Momordica)
Art: Balsambirne
Wissenschaftlicher Name
Momordica charantia
L.

Die Bittergurke, Balsambirne oder Bittere Spring-Gurke (Momordica charantia) ist eine tropische Pflanzenart aus der Familie der Kürbisgewächse (Cucurbitaceae). Die Gemüsefrüchte der Balsambirne sind ein seit Jahrhunderten in vielen Ländern und besonders im asiatischen Raum beliebtes Lebensmittel und Heilmittel. Die Anbaugebiete sind Afrika, Asien, Südamerika und die Karibik.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Die Sprosse sind niederliegend oder aufsteigend und werden bis fünf Meter lang. Sie sind spärlich bis dicht behaart, besonders an den Knoten.

Die Blätter sind 0,5 bis 7 Zentimeter lang gestielt. Die Blattspreite ist (1 bis 10) cm lang und (1 bis 12,5) cm breit, breit oval bis rund im Umris, mit herzförmigem Grund. Auch die Blätter sind spärlich bis dicht behaart. Die Spreite ist tief handförmig gelappt mit drei bis sieben Lappen. Die Ranken sind unverzweigt.

Die Art ist einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch). Die Blüten stehen einzeln. Bei den männlichen Blüten ist der Blütenstandsstiel 0,3 bis 5 cm lang. Die Braktee ist 2 bis 17 mm lang, breit oval bis nierenförmig, sitzend, mit herzförmigem Grund stengelumfassend, zugespitzt und grün. Der Blütenstiel ist 2 bis 9,5 cm lang. Die Blütenröhre ist 1 bis 5 mm lang, die Kelchzipfel 3 bis 7 mm lang und oval-lanzeolat. Die Kronblätter sind 1 bis 2,5 cm lang, hell- bis dunkelgelb und oval bis obovat.

Bei den weiblichen Blüten ist der Blütenstandsstiel 0,2 bis 5 cm lang, die Braktee 1 bis 12 mm, und der Blütenstiel 1 bis 10 cm. Der Fruchtknoten ist 8 bis 11 (selten bis 30) mm lang und 2 bis 4 mm breit. Die Form ist oval-geschnäbelt bis fädlich, mit behaarten Rippen, und warzig. Die Blütenröhre ist 1 bis 3 mm lang, die Kelchzipfel 2 bis 5 mm lang, lanzettlich. Die Kronblätter sind 0,7 bis 1,2 cm lang.

Die Frucht ist 2,5 bis 4,8 (selten 11) cm lang und 1,5 bis 2,3 (selten 4) cm breit, oval-geschnäbelt oder ellipsoidisch mit behaarten Rippen und Warzen. Sie ist reif kräftig orange-rot und öffnet sich mit drei Klappen. Der Fruchtstiel ist 3,4 bis 15 cm lang. Die Samen sind (8 bis 11) x (4,5 bis 8) x (2 bis 3,5) mm groß, in einem klebrigen roten Fruchtfleisch eingehüllt, oval-elliptisch, abgeflacht und gerilltem Rand.

Verbreitung

Früchte auf einem Markt auf Réunion.
In Streifen geschnittene Bittermelone (und tausendjährige Eier) als Essensbeilage in Taipeh

Die Bittermelone ist pantropisch verbreitet, wurde in Amerika aber eingeschleppt, wahrscheinlich zur Zeit des Sklavenhandels. Wild wächst sie an Fluss- und See-Ufern und auf aufgelassenen Kulturflächen. Sie kommt in Afrika bis in 1650 m Seehöhe vor. In Amerika wächst sie vor allem auf gestörten Standorten von Brasilien bis in den Südosten der USA, und ist dort ein verbreitetes Unkraut.

Anbau

Die Bittergurke wird in den feucht-heißen Tropen in bis zu 500 m Seehöhe angebaut. Fruchtbare Böden mit gutem Wasserhaltevermögen sind am besten geeignet. Die Pflanzen werden häufig an Spalieren gezogen. Etwa fünf Wochen nach Aussaat beginnt die Blüte. Je nach Sorte können die unreifen Früchte ein bis drei Wochen später geerntet werden, die dann 80 bis 120 g wiegen. Die Erträge können bei 8 bis 15 Tonnen pro Hektar liegen. Krankheiten und Schädlinge sind selten, wohl aufgrund der vielen giftigen Inhaltsstoffe. Die Bittergurke ist jedoch gegen das Wassermelonenvirus und andere Viren empfindlich.

Die einzelnen Sorten und Landrassen der Bittergurke sind relativ wenig erforscht. Vor allem in China und Indien gibt es eine Anzahl von Sorten, die sich in Wuchsform, Reifezeit und Fruchtmerkmalen wie Größe, Form, Farbe und Oberfläche unterscheiden. In Indien wurden großfruchtige, dickfleischige Hybridsorten gezüchtet.

Pharmakologie

Im Jahr 2004 veröffentlichte die Österreichische Apothekerzeitung einen Artikel[1], der zu dem Schluss kam:

Momordica charantia wird im amerikanischen Raum, wie zahlreiche Patente beweisen, zur Zeit im Bereich der Nahrungsergänzungsmittel und Supplemente propagiert. In der Forschung werden verschiedene Wirkstoffe u.a. in der HIV-Behandlung oder wegen ihrer antikanzerogenen Wirkung näher untersucht. Der Blutzucker senkenden Wirkung von M. charantia bei Typ II-Diabetikern stehen einerseits noch die schlechte klinische Datenlage und andererseits eine meist ungenügende Standardisierung und Deklaration allfälliger am Markt erhältlicher Produkte gegenüber. In Österreich und Deutschland existieren derzeit keine Arzneispezialitäten. Als Nicht-Arzneimittel sind in Österreich z.B. »charantea«, ein Tee aus getrockneten Samen und Früchten (für Diabetiker rund 1 Liter über den Tag verteilt nach den Mahlzeiten) oder das deutsche Produkt Glukokine (in Kapselform, standardisiert auf einen Mindestgehalt von 10% Charantin, 2 x 1 Kps. tgl., am besten vor dem Frühstück und vor dem Abendessen) erhältlich. Die additive Anwendung von M. charantia ist zusätzlich zu medikamentöser Therapie, Ernährungsmaßnahmen und einem sinnvollen Bewegungsprogramm bei Typ II-Diabetikern immer unter Aufsicht des behandelnden Arztes durchzuführen.“

Es gibt nach wie vor nur wenige klinische Studien, die positive Wirkungen der Balsambirne belegen[2]. Folgende Wirkungen sind seit 2004 wissenschaftlich in Laborstudien und Tierversuchen gezeigt worden:

Verwendung in der Kräuterkunde

In den Ländern, in denen die Balsambirne aufgrund des tropischen Klimas gedeiht, ist sie weit verbreitet und wird einerseits als Nahrungsmittel für Speisen verarbeitet und andererseits als Heilpflanze (Hausmittel) für die verschiedensten Krankheitsbilder eingesetzt, besonders bei Typ II-Diabetes[1]. In Togo verwenden sie Heiler bei Viren- und Darmerkrankungen[3] und in Indien gegen Wurmbefall[4].

Nebenwirkungen

Im Falle einer Überdosierung kann es zu Magen- und Bauchschmerzen oder zu Durchfall kommen. Der Tee sollte so zubereitet werden, dass er schmeckt und nicht zu bitter ist. Vor allem bei Diabetes und Durchblutungsstörungen wird eine Menge von einem Liter täglich empfohlen. Schwangeren wird vom Gebrauch abgeraten, da einzelne Inhaltsstoffe fruchtschädigende Wirkung zeigten[1].

Belege

  • C. Jeffrey: Momordica charantia. In: Flora Zambesiaca, Band 4, 1978. (online). (Merkmale, Verbreitung)
  • R. W. Robinson, D. S. Decker-Walters: Cucurbits. CAB International, Wallingford 1997. ISBN 0-85199-133-5 (Nutzung, Verbreitung)

Einzelnachweise

  1. a b c Sonja Prinz und Brigitte Kopp: Die hypoglykämische Wirkung der Bittermelone bei Typ II-Diabetes. Informationen der Österreichischen Apothekerzeitung 3/2004. Online-Version
  2. Grover JK, Yadav SP: Pharmacological actions and potential uses of Momordica charantia: a review. J Ethnopharmacol. 93/1/2004. S. 123-32. PMID 15182917
  3. a b Beloin N et al: Ethnomedicinal uses of Momordicacharantia (Cucurbitaceae) in Togo and relation to its phytochemistry and biological activity. J Ethnopharmacol. 96/-/2005. S. 49-55. PMID 15588650
  4. a b Das P et al.: Screening of antihelminthic effects of Indian plant extracts: a preliminary report. J Altern Complement Med. 12/3/2006. S. 299-301. PMID 16646729
  5. Dengiz GO und Gursan N: Effects of Momordica charantia L. (Cucurbitaceae) on indomethacin-induced ulcer model in rats. Turk J Gastroenterol. 16/2/2005. S. 85-88. PMID 16252198
  6. Chan LL et al.: Reduced adiposity in bitter melon (Momordica charantia)-fed rats is associated with increased lipid oxidative enzyme activities and uncoupling protein expression. J Nutr. 135/11/2005. S. 2517-23. PMID 16251604
  7. Girini MM et al.: Effect of graded doses of Momordica charantia seed extract on rat sperm: scanning electron microscope study. J Basic Clin Physiol Pharmacol. 16/1/2005. S. 53-66. PMID 16187486
  8. Yasui Y et al: Bitter gourd seed fatty acid rich in 9c,11t,13t-conjugated linolenic acid induces apoptosis and up-regulates the GADD45, p53 and PPARgamma in human colon cancer Caco-2 cells. Prostaglandins Leukot Essent Fatty Acids. 73/2/2005. S. 113-9. PMID 15961301
  9. Schmourlo G et al: Screening of antifungal agents using ethanol precipitation and bioautography of medicinal and food plants. J Ethnopharmacol. 96/3/2005. S. 563-8. PMID 15619579

Weblinks


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