Karl Ludwig Friedrich von Hinckeldey

Karl Ludwig Friedrich von Hinckeldey
Büste am Grabmal Hinckeldeys auf dem Friedhof der Nikolaigemeinde Berlin

Karl Ludwig Friedrich von Hinckeldey (* 1. September 1805 auf Schloss Sinnershausen bei Wasungen, Sachsen-Meiningen; † 10. März 1856 in Charlottenburg, Berlin; in einem Duell erschossen) war unter Friedrich Wilhelm IV. Generalpolizeidirektor in Berlin.

Inhaltsverzeichnis

Lebenswerk

Hinckeldey trat 1826 in den preußischen Staatsdienst und wurde zunächst Regierungsassessor in Köln und Liegnitz, später dort Regierungsrat. Er wurde nach Arnsberg versetzt und nachdem er als Oberregierungsrat in Merseburg wirkte, wurde er 1848 Polizeipräsident von Berlin.

Hinckeldey wurde von Friedrich Wilhelm IV. in auffälliger Weise protegiert und schließlich zum Generaldirektor der Polizei in Preußen ernannt. Im Auftrag des Königs beobachtete er die Kreuzzeitung, woraus sich bald eine auch persönliche Gegnerschaft entwickelte.

Als Polizeipräsident hatte er den demokratischen Kräften entgegenzutreten, er erwarb sich aber auch Verdienste um viele gemeinnützige Einrichtungen und Organisationen. Er wurde dann Generalpolizeidirektor und 1853 als Geheimer Oberregierungsrat Leiter der Abteilung für Polizei im Ministerium des Innern. Hier erwarb er sich das volle Vertrauen des Königs und konnte sich Anerkennung in der Bürgerschaft verschaffen. Der Adel hingegen kam mit ihm nicht zurecht, da Hinckeldey eine strenge Unparteilichkeit wahrte.

Intrige des Adels

Die Stellung Hinckeldeys zum Adel spitzte sich immer mehr zu, so dass in den Kreisen des höfischen Militärs verabredet wurde, Hinckeldey zum Duell zu fordern, in dem der Polizeidirektor den sicheren Tod finden musste.

Karl August Varnhagen von Ense berichtet, dass sich die Herren von Rochow, von Prillwitz und ein weiterer Offizier verpflichteten, Hinckeldey durch Beleidigungen dazu zu zwingen, eine Forderung auszusprechen. Den Anlass hierzu gab eine Festveranstaltung, bei der die Gardeoffiziere die Anwesenheit von Polizeioffizieren für nicht hinnehmbar erklärten und von Hinckeldey eine „Eintrittskarte“ verlangten. Es entspann sich ein scharfer Wortwechsel zwischen Hinckeldey und Hans von Rochow, der Offizier und Mitglied des Herrenhauses war.

Nach anderen Angaben kam er mit einem der Mitglieder in Konflikt, als er einen adeligen Spielklub schließen ließ.

Es wird berichtet, dass Hinckeldey die Forderung in der sicheren Erwartung aussprach, der König werde die Durchführung des Duells verbieten. Aber auch sonst wäre ihm angesichts des Ehrenkodex' jener Zeit eine Alternative kaum geblieben. Hätte er die Beleidigungen widerspruchslos akzeptiert oder sich auf einen verbalen Protest beschränkt, wäre seine Stellung in der Öffentlichkeit unhaltbar geworden.

Angeblich hat Hinckeldey noch am Morgen des Duells Ausschau nach einem Adjutanten Friedrich Wilhelms gehalten, der das Duell untersagen sollte. Der König blieb jedoch untätig. Er schrieb hierzu am 2. April 1856 an seinen Minister Ferdinand Otto von Westphalen: Der Vorwurf, der mich selbst trifft, ist immer größer; denn ich wußte seit mehreren Tagen, daß es auf die Tötung Hinckeldeys abgesehen war, oder hatte wenigstens die Entschuldigung, es glauben zu können. Hier war aber eine höchst taktvolle und zarte Prozedur erforderlich, um den bereits verbreiteten Verdacht, "Hinckeldey könne kein Pulver riechen", nicht unwiderruflich zu etablieren. Das, ich gestehe es offen, hat mich zaghaft gemacht. Nun, Gott hat es so gefügt. Die Sache ist nicht gutzumachen, aber - der Sieg seiner Feinde ist zu mindern.

So nahmen die Dinge den vorhersehbaren Verlauf: Hinckeldey wurde von Rochow erschossen. Der Arzt Ludwig von Hassel war dabei Zeuge. "Rochow blieb unverletzt stehen, Hinckeldey dagegen machte eine halb zirkelartige Bewegung und sank dann in die Arme Hassels und Münchhausens, die ihn sanft zur Erde gleiten ließen.[1]

Rochow wurde zu vier Jahren Festungshaft verurteilt, die seine Ehre und Reputation nicht beeinträchtigte. Nach einem Jahr wurde er bereits wieder begnadigt.

Hinckeldey wurde mit allen Ehren begraben. Dem Trauerzug schlossen sich neben dem Prinzen Wilhelm rund 100.000 Bürger ganz Berlins an, die ihren Hass auf den gefürchteten Polizeidirektor rasch vergessen hatten. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof der St. Nikolai- und St. Mariengemeinde an der Prenzlauer Allee.

Ein steinernes Kreuz befand sich seit 1856 am Ort des Duells 300 Meter nördlich des Forsthauses Königsdamm (heute etwa: Heckerdamm/Kurt-Schumacher-Damm); seit 1956 steht es am Ostrand des Volksparks Jungfernheide. Die Hinckeldeybrücke, eine Autobahnbrücke des Kurt-Schumacher-Damms über den Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal in Berlin-Charlottenburg-Nord, und die daneben gelegene Laubenkolonie wurden nach ihm benannt.

Literatur

  • Stephan M. Eibich: Polizei, ‚Gemeinwohl‘ und Reaktion. Über Wohlfahrtspolizei als Sicherheitspolizei unter Carl Ludwig Friedrich von Hinckeldey, Berliner Polizeipräsident von 1848 bis 1856, Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-8305-0596-5
  • Egon Erwin Kisch: Hinckeldey, Liquidator der Achtundvierziger Revolution. In: ders., Mein Leben für die Zeitung 1926-1947. Journalistische Texte 2., Aufbau, Berlin/Weimar 1983, S. 131-5
  • Karl WippermannHinckeldey, Karl Ludwig Friedrich von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 12, Duncker & Humblot, Leipzig 1880, S. 437 f.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Fedor von Zobeltitz, Chronik der Gesellschaft unter dem letzten Kaiserreich, 2 Bde, Hamburg 1933; Zitat : Bd. I, S.208."

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