Karl Vanselow

Karl Vanselow

Ludwig Karl Vanselow (* 20. März 1877 in Schönlanke, heute Trzcianka, Polen; † 28. Dezember 1959 in Berlin) war ein deutscher Schriftsteller, Verleger und Fotograf.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Nach dem Tod seines Vaters kümmerte sich sein älterer Bruder um ihn und ermöglichte ihm den Besuch des Gymnasiums in Elbing. Als der Bruder kurz danach starb, musste er selbst für die Familie sorgen und begann als Journalist in der Redaktion der Zeitschrift Deutsche Warte in Berlin. Nach wenigen Jahren machte er sich mit der eigenen Zeitschrift Das Schulhaus und weiteren verlegerischen Projekten im Dienste der Lebensreformbewegung selbständig.

Karl Vanselow wird hauptsächlich als Gründer und langjähriger Herausgeber der Zeitschrift „Die Schönheit“ genannt, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts erschienen ist und in der er auch eigene Fotografien veröffentlicht hat. Er gilt als ein Freund des Malers Fidus.

Sein erster Gedichtband „Von Weib und Welt“ erlebte mehrere Auflagen in verschiedenen Verlagen. Wegen seiner Zeitschrift Geschlecht und Gesellschaft wurde er der Verbreitung unzüchtiger Schriften beschuldigt, aber 1907 beim Prozess vor dem Landgericht Berlin freigesprochen.

Bis Anfang der dreißiger Jahre hatte er eine Adresse in Berlin, wo auch sein Verlag „Das Schulhaus“ seinen Sitz hatte. Vanselow gab aber als ständige Wohnadresse seine 1910 gekaufte Villa in Werder/Havel an. Berufsbezeichnung war in der Regel „Schriftsteller“, lediglich in einem Jahr „Kinobesitzer“.

Er hat durch die Bekanntschaft mit Jan Fethke, einem Drehbuchschreiber und Regisseur, Esperanto kennengelernt und konnte bereits Mitte der dreißiger Jahre Gedichte in internationalen Esperanto-Zeitschriften veröffentlichen. Im Alter zeigte er sich als engagierter Verfechter der internationalen Sprache Esperanto. Er hat ein Esperanto-Lehrbuch in Gedichtform verfasst und zahlreiche Esperanto-Gedichte veröffentlicht. Deswegen wurde zu dieser Zeit auch als Verda Trobadoro (Grüner Troubadur) bezeichnet.

Er gilt auch als Heimatdichter seiner Geburtsstadt Schönlanke im Netzekreis (heute in Polen).

Zur Bedeutung von Karl Vanselow

Ein Zeugnis für die Intensität der Diskussion um die Geschlechterproblematik zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist die von Karl Vanselow gegründete Zeitschrift Geschlecht und Gesellschaft, deren Aufgabe es sein sollte, »sich an den großen Reformen unserer Zeit in den Fragen des Geschlechts und der Gesellschaft zu beteiligen«.

Den Ausgangspunkt bildete dabei die Beobachtung: »Immer mehr kommen die pädagogischen, ärztlichen und juristischen Behörden zur Einsicht, daß den natürlichen Fragen eine natürliche Freiheit gelassen werden müsse. Und so sehen wir in zunehmendem Maße Probleme des geschlechtlichen und gesellschaftlichen Lebens in ihrer zwecknotwendigen Wechselwirkung in den Vordergrund des öffentlichen Interesses und offener Diskussion treten.« Entsprechend dieser Entwicklung wurden in der Zeitschrift die unterschiedlichen Fragestellungen der Geschlechterproblematik aus medizinischer und biologischer Sicht ebenso behandelt wie den mit ihr verknüpften sozialen, ethischen und rechtlichen Aspekten Rechnung getragen wurde.

Die Offenheit, mit der in den Abhandlungen auch Fragen des Sexuallebens thematisiert wurden, führte bereits nach dem Erscheinen des ersten Heftes von Geschlecht und Gesellschaft zu Versuchen, die Zeitschrift gerichtlich verbieten zu lassen. Der daraus erwachsene Rechtsstreit führte aber zu der Entscheidung, dass die Zeitschrift »in keiner Weise als unsittlich zu betrachten« sei, sondern als »in ihrer Tendenz berechtigt und sittlich, zumal sie nicht für die unreife Jugend, sondern für erwachsene und gebildete Leser bestimmt« sei. Biographische Aufsätze über bekannte Frauen der Gegenwart, stehende Rubriken zur »Erwerbstätigkeit« der Frau mit praktischen Hinweisen auf die Frauenberufe, zu »Frauenleben und Frauenstreben« mit Nachrichten über die wissenschaftliche Frauenarbeit, zur Tätigkeit der »Frauenvereine« und eine »Bücherschau« ergänzten das Programm der Zeitschrift.

Werke

  • Von Weib und Welt. Gedichte. Mit Zeichnungen von Franz Müller. Verlag der Schönheit, Berlin / Leipzig / Wien [1918], 3. Aufl.
  • Nia lingvo Esperanto. Limpert, Berlin (1946-1953)
  • Esperanto. Juncker, Berlin 1948

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