Karner (Mödling)

Karner (Mödling)
Karner in Mödling, Ostwerk

Als Karner bezeichnet man in Mödling die Pantaleonskapelle aus dem 12. Jahrhundert.

Inhaltsverzeichnis

Baubeschreibung und Geschichte

Karner in Mödling, Westwerk mit Portikus

Im 12. Jahrhundert stand an der Stelle der heutigen Othmarkirche eine romanische Kirche. Auf dem Platz südlich davon, dem heutigen Kirchenplatz, befand sich ein Friedhof. Dort ließ der Babenberger Herzog Heinrich der Ältere von Mödling nach 1182 eine romanische Rundkapelle mit Apsis errichten, die dem heiligen Pantaleon geweiht wurde. Pantaleon starb um 305, er ist einer der 14 Nothelfer und gilt als Beschützer gegen Vergiftungen. Die Ostkirche verehrt ihn als einen der heiligen Ärzte und als Fürsprecher für die Vergebung der Sünden.

Der Innenraum der Kapelle hat einen Durchmesser von ca. 8 Metern, das Untergeschoss geht 8 Meter in die Tiefe, die ursprüngliche Mauerhöhe war 8 Meter. Das Dach hatte die Form eines Spitzkegels. Nach 1252 wurde die Kapelle unter Gertrud, der Nichte des Babenbergerherzogs Friedrich II., um 1,90 Meter erhöht. An den Außenmauern sind deutlich die zwei Bauphasen erkennbar. Der ursprüngliche Bau war aus behauenen Quadern errichtet, der obere Teil ist aus Bruchsteinen aufgebaut.

Auch das spätromanische, rundbogige Stufenportal stammt aus der Zeit nach 1252. Man erkennt von außen nach innen ein Spiralfries, ein Pfeifenfries mit Menschenköpfen und Fratzen, ein Lilienfries und ein Zangenfries. Ähnliche Motive findet man in Klein-Mariazell am Nordtor, am Westportal des Stephansdoms in Wien und am Südtor des Doms in Wiener Neustadt. Die markanten Knotensäulen sind vermutlich erst um 1900 entstanden.

In einer Urkunde aus dem Jahr 1346 wird die Pantaleonskapelle als Karner bezeichnet, das ist die noch heute gebräuchliche Bezeichnung.

Seit über 300 Jahren dient der Karner als Glockenturm. Nach der zweiten Türkenbelagerung gab es Pläne, den Karner abzureißen und durch einen neuen Glockenturm zu ersetzen. Das Geld reichte dafür jedoch nicht. Daher wurde der Karner aufgestockt und er erhielt ein Doppelzwiebeldach, diese Arbeiten waren 1698 abgeschlossen.

Geläut

Bereits damals befanden sich vier Glocken im Karner-Glockenturm. Drei Glocken aus der Barockzeit sind heute noch erhalten: Die Liebfrauen-Glocke (2200 kg), die Othmar-Glocke (1100 kg) sowie die Christophorus- und Pantaleon-Glocke (800 kg). Bei den verschiedenen Kriegen mussten die Glocken abgeliefert werden, die kleinste kam meistens nicht zurück. So auch nach dem Zweiten Weltkrieg. Seit 2003 ist jedoch wieder eine vierte Glocke vorhanden. Anlässlich der 1100-Jahr Feier von Mödling wurde die Restituta-Glocke (475 kg) zu Ehren der seligen Schwester Maria Restituta gegossen und am 16. November 2003 gesegnet.

Interieur

Richza, Herzogin von Mödling und Gattin Heinrich des Älteren - Fresko im Inneren

Ursprünglich war die Kapelle im Inneren wahrscheinlich reich mit Fresken geschmückt. Leider wurden diese mit Putz überdeckt, vielleicht übermalt, jedenfalls beschädigt, so dass heute nur mehr Reste vorhanden sind. Sehr eindrucksvoll ist das Kuppelfresko in der Apsis. Die Gottesmutter Maria hält in ihrem rechten Arm Jesus als Kind. Arme und Körper des Kindes bilden ein Kreuz, womit das spätere Schicksal des Kindes angedeutet ist. Das Kind segnet die Weisen aus dem Morgenland. Die Haltung der Finger der Segenshand entspricht der Segensgebärde der Ostkirche. Zur linken Marias sind zwei kleinere, also nicht-biblische Figuren dargestellt. Möglicherweise handelt es sich um Heinrich den Älteren von Mödling und seine Frau Richza.

Das Untergeschoss der Pantaleonskapelle diente als Beinhaus. Zur Zeit der Türkenbelagerung 1683 flüchteten viele Menschen in dieses Gewölbe und fanden dort den Tod. Der unterirdische Raum wurde zugemauert und vergessen. 1884 ließ Bürgermeister Joseph Schöffel den wiederentdeckten Raum öffnen. Man fand Knochen, Kleiderreste, Gebetbücher, Rosenkränze, Reste von Geschirr sowie einen wohlerhaltenen Steingutkrug mit eingetrockneten Überresten von Rotwein.

Weblinks

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