Karoline Luise von Hessen-Darmstadt

Karoline Luise von Hessen-Darmstadt
Markgräfin Karoline Luise von Baden (1723-1783)
Prinzessin Karoline Luise von Hessen-Darmstadt, spätere Markgräfin von Baden

Karoline Luise von Hessen-Darmstadt (* 11. Juli 1723 in Darmstadt; † 8. April 1783 in Paris) war durch Heirat Markgräfin von Baden sowie Mäzenin, Kunstsammlerin und Botanikerin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kindheit und Jugend

Karoline Luise war eine Tochter des Landgrafen Ludwig VIII. von Hessen-Darmstadt (1691–1768) aus dessen Ehe mit Charlotte (1700–1726), Tochter und Erbin des Grafen Johann Reinhard III. von Hanau. Nach dem Tod der Mutter wurde sie mit ihren Geschwistern hauptsächlich von deren Vater in Buchsweiler sorgfältig erzogen. Ein Eheprojekt mit dem Herzog von Cumberland scheiterte. Den Erbprinzen von Schwarzburg-Rudolstadt wies die selbstständig denkende und begabte Prinzessin selbst ab, nachdem er um ihre Hand angehalten hatte.

Sie heiratete am 28. Januar 1751 in Darmstadt den Markgrafen Karl Friedrich von Baden-Durlach (1728–1811), der 1771, nach dem Anfall der Markgrafschaft Baden-Baden, als Markgraf von Baden regierte.

Markgräfin von Baden

Die Markgräfin prägte das höfische Leben in der vom Großvater ihres Mannes 1715 neu gegründeten Stadt und Residenz Karlsruhe der Markgrafschaft Baden durch ihre Engagements in geisteswissenschaftlichen und kulturellen Themen. Karoline Luise beherrschte fünf Sprachen und war in zahlreichen Wissensgebieten bewandert. Als glühende Verehrerin Voltaires, stand sie mit diesem im regen Briefwechsel.

Die Residenz entwickelte sich in dieser Zeit zu einem der geistigen und künstlerischen Zentren des Reiches. Zu ihren Gästen gehörten, neben Voltaire, so bedeutende Zeitgenossen wie Johann Gottfried von Herder, Johann Caspar Lavater, Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Gottlieb Klopstock, Christoph Willibald Gluck und Christoph Martin Wieland.

Karoline Luise war zeitweise als Cembalistin Mitglied der Markgräflich Badischen Hofkapelle, die von ihr und dem Markgrafen stark ausgebaut und gefördert wurde. Sie war ebenfalls eine talentvolle Zeichnerin, und zahlreiche Rötelzeichnungen und Pastelle mit Porträts aus der Hand der Markgräfin sind erhalten geblieben. Sie war Mitglied in der Kopenhagener Akademie der Künste.

Die Markgräfin hatte eine besondere Vorliebe für Naturwissenschaften und beschäftigte sich intensiv mit Botanik, Zoologie, Physik, Medizin, Mineralogie, Geologie und Chemie. Lavater bezeichnete sie in einem Brief an Goethe als die „Vielwisserin und Vielfragerin von Baden“. Zu ihrem Wohnbereich im Karlsruher Schloss gehörte neben einem Atelier auch ein Laboratorium, in dem sie Experimente durchführte.

Carl von Linné hat ihr zu Ehren die Glückskastanie Carolinea prinzeps L. benannt (heute als Zimmerpflanze Pachyra aquatica AUBL. bekannt). Karoline Luise plante ein umfangreiches botanisches Sammelwerk mit Abbildungen sämtlicher Pflanzen nach dem Linnéschen System herauszubringen, doch scheiterte das Unterfangen aus Mangel an finanziellen Mitteln. Darüber hinaus war der Hallensische Botaniker Friedrich Wilhelm von Leysser über viele Jahre offizieller Mineraliensammler im Auftrag der Gräfin.

Ihre rechtsrheinischen Besitzungen verwaltete Karoline Luise selbst. Sie war hier wirtschaftlich außerordentlich erfolgreich, förderte den Krappanbau und unterhielt eine Seifen- und Kerzenmanufaktur. Nach einem Treppensturz 1779 war die Gesundheit Karoline Luises beeinträchtigt. Während einer Reise nach Paris, in Begleitung ihres Sohnes Friedrich, starb sie nach einem Schlaganfall.

Das „Mahlerey Cabinett“ und das Naturalienkabinett der Markgräfin bildeten den Grundstock für die heutige Staatliche Kunsthalle Karlsruhe und das Staatliche Museum für Naturkunde Karlsruhe.

Nachkommen

Karoline Luise mit ihren beiden ältesten Söhnen Karl Ludwig und Friedrich. Gemälde von Joseph Melling, 1757.

Aus der Ehe mit Karl Friedrich von Baden hatte Karoline Luise drei Söhne, die sie selbst erzog und auch unterrichtete um sie nicht „verfürsteln“ zu lassen:

∞ 1774 Prinzessin Amalie von Hessen-Darmstadt (1754–1832)
  • Friedrich (1756-1817)
∞ 1791 Prinzessin Luise von Nassau-Usingen (1776–1829)

Literatur

  • Karl Obser: Karoline Luise (Markgräfin von Baden). In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 55, Duncker & Humblot, Leipzig 1910, S. 510–513.
  • Claudia Kollbach: Karoline Luise von Baden-Durlach als Mutter ihrer kranken Kinder. Medizinische Praktiken als Teil der Prinzenerziehung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. In: zeitenblicke 4 (2005), Nr. 3 (Volltext)
  • Jan Lauts: Der Monogrammist FR von 1760 : Johann Friedrich Reiffenstein und seine Schülerin Markgräfin Karoline Luise von Baden. 1982
  • Jan Lauts: Karoline Luise von Baden: ein Lebensbild aus der Zeit der Aufklärung, Müller, 1980
  • Annelis Schwarzmann, Badisches Landesmuseum Karlsruhe: Caroline Luise, Markgräfin von Baden, 1723-1783: Ausstellung anlässlich der 200. Wiederkehr ihres Todesjahres, K. Theiss, 1983

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Luise von Hessen-Darmstadt (1757–1830) — Luise von Hessen Darmstadt (Gemälde von Georg Melchior Kraus) Luise von Hessen Darmstadt (* 30. Januar 1757 in Berlin; † 14. Februar 1830) war seit dem 3. Oktober 1775 die Gemahlin des Herzogs und späteren Großherzogs Carl August von S …   Deutsch Wikipedia

  • Luise von Hessen-Darmstadt — (30 January 1757, Berlin 14 February 1830) was a German noblewoman. She was the daughter of Louis IX, Landgrave of Hesse Darmstadt. On 3 October 1775 she married duke (later grand duke) Charles Augustus of Saxe Weimar Eisenach and as such a… …   Wikipedia

  • Luise von Hessen-Darmstadt (1761–1829) — Luise von Hessen Darmstadt, Großherzogin von Hessen und bei Rhein Luise Henriette Karoline von Hessen Darmstadt (* 15. Februar 1761 in Darmstadt; † 24. Oktober 1829 in Auerbach) war durch Heirat die erste Großherzogin von Hessen und bei Rhein …   Deutsch Wikipedia

  • Friederike Luise von Hessen-Darmstadt — Königin Friederike von Preußen, Gemälde von Joseph Darbes, ca. 1800 Königin Friederike von Preußen Friederike …   Deutsch Wikipedia

  • Friederike Caroline Luise von Hessen-Darmstadt — Herzog Karl II. von Mecklenburg St …   Deutsch Wikipedia

  • Marie von Hessen-Darmstadt — Franz Xaver Winterhalter: Marie von Hessen Darmstadt als Kaiserin, 1857 Maximiliane Wilhelmine Auguste Sophie Marie von Hessen und bei Rhein (* 8. August 1824 in Darmstadt; † 22. Maijul./ …   Deutsch Wikipedia

  • Karoline von Hessen-Darmstadt (1746–1821) — Karoline von Hessen Darmstadt (* 2. März 1746 in Buchsweiler; † 18. September 1821 in Homburg) war durch Heirat Landgräfin von Hessen Homburg. Leben Karoline war die älteste Tochter des Landgrafen Ludwig IX. von Hessen Darmstadt (1719–1790) und… …   Deutsch Wikipedia

  • Caroline von Hessen-Darmstadt — Caroline bzw. Karoline von Hessen Darmstadt ist der Name folgender Personen: Karoline von Pfalz Zweibrücken (1721–1774), die „Große Landgräfin“, Landgräfin von Hessen Darmstadt Karoline Luise von Hessen Darmstadt (1723–1783), Markgräfin von Baden …   Deutsch Wikipedia

  • Karoline Luise von Sachsen-Weimar-Eisenach — Karoline mit ihren Brüdern Karl Friedrich (rechts) und Bernhard, Gemälde von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein 1795, Schloss Weimar Karoline Luise von Sachsen Weimar Eisenach (* 18. Juli 1786 in Weimar; † 20. Januar …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelmina Luisa von Hessen-Darmstadt — Natalia Alexeievna von Russland Wilhelmine Luise von Hessen Darmstadt (* 25. Juni 1755 in Prenzlau; † 15. Apriljul./ 26. April 1776greg. in Sankt Petersburg) war unter dem Nam …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”