Karronade

Karronade
Karronade - Kaliber 140 mm

Die Karronade (engl. Carronade) ist eine Art leichter Kanone kurzer Reichweite, die seit Ende des 18. Jahrhunderts zunächst als Zusatzbewaffnung auf Linienschiffen und Fregatten, später auch als Hauptbewaffnung auf Sloops und Korvetten aufgestellt wurden. In Landheeren fand die Karronade relativ wenig Verwendung. Die ersten dieser kurzrohrigen Waffen wurden 1774 von General Melville (1728–1809) erfunden und bei den Carron Iron Works in Falkirk, Schottland, gegossen, daher die Benennung als Carronade.

Die Karronade hatte ein sehr kurzes Rohr ohne Zug mit einem großen Kaliber von leichterer und daher schwächerer Konstruktion, weshalb sie mit weniger Pulver geladen werden musste als schwerere Kanonen gleichen Geschossgewichts. Wegen der Kürze des Laufs und der kleineren Pulvermenge waren Mündungsgeschwindigkeit und Schussgenauigkeit und somit die effektive Reichweite dieser Waffe kleiner als bei anderen Kanonen. Auf geringe Entfernung konnte die Wirkung auf die gegnerische Schiffsstruktur jedoch aufgrund der geringeren Geschossgeschwindigkeit verheerend sein, weil die Karronadenkugel die Bordwand des gegnerischen Schiffs nicht durchbohrte, sondern eher zerschmetterte und dabei einen Splitterregen auf den Gegner niedergehen ließ.

Die Waffe unterschied sich von der Kanone weiterhin durch eine andere Lagerung des Rohres. Die Karronade war meist auf einer besonderen pivotierten Gleitlafette gelagert und dabei nicht auf den bei Kanonen üblichen Schildzapfen gelagert, sondern mit einer unter dem Rohr zentral angegossenen Öse, durch die waagerecht ein Bolzen gesteckt wurde. Die tiefer gelegene Lagerung erlaubte bei gleicher Bauhöhe der Lafette die benötigten steileren Schusswinkel.

Ein großer Vorteil der Karronade war ihr geringeres Gewicht, das es ermöglichte, großkalibrige Waffen auf den Aufbauten wie Back und Achterdeck aufzustellen, wo normale Kanonen zu schwer gewesen wären. Eine 68-pfündige Karronade wog 1790 mit 1,78 Tonnen gerade einmal so viel wie eine 12-pfündige Kanone auf normaler Lafette. Zudem ließ sie sich wegen ihrer Leichtigkeit von kleinen Mannschaften bedienen. Das machte die Karronade gerade bei Handelsschiffen sehr beliebt, um sich mit leichteren Karronaden mit großen Geschossgewichten auf kurze Entfernung effektiv wehren zu können. Die verbreitetsten Kaliber waren 68, 36, 24 und 18 Pfund Kugelgewicht. Nelsons Flaggschiff HMS Victory führte in der Schlacht von Trafalgar auf der Back zwei 68-Pfünder.

Die Marinen des europäischen Festlands verinnerlichten das neue Prinzip der Karronade zunächst nicht, die Franzosen benutzten beispielsweise haubitzenartige Obusiers. Die Marinen der Ostsee entwickelten eine Art kurzrohriger Waffe mit großem Kaliber, die fast wie Drehbassen aufgestellt wurden. Sie sahen aus wie eine Kreuzung aus Haubitze und Drehbasse.

Obwohl sie sich zunächst als Neuentwicklung besonders in der amerikanischen und englischen Navy auf kleineren Schiffen, wie etwa den Sloops, verbreitete, war sie der Kanone in der Reichweite deutlich unterlegen. Die mit einer Hauptbewaffnung aus Karronaden bestückten Schiffe wurden daher meist mit zumindest einem Paar langer Jagdkanonen ausgestattet, um diesen Nachteil auszugleichen.

Kaliber

  • 12-Pfünder: 11,50 cm
  • 18-Pfünder: 13,10 cm
  • 24-Pfünder: 14,40 cm
  • 32-Pfünder: 16,10 cm
  • 42-Pfünder: 17,40 cm
  • 68-Pfünder: 20,40 cm

Die Pfund-Angabe bezieht auf die Masse einer im Lauf des entsprechenden Innendurchmessers (= Kaliber) verschießbaren Kugel aus Gusseisen. Idealisiert hat eine Eisenkugel mit Durchmesser D = 20,4 cm ein Volumen V = \frac{4}{3} \pi \cdot r^3 = 4489\,\mathrm{cm}^3, die im Fall von Gusseisen mit der Dichte d = 7,2 g/cm³ die Masse m = V · d = 32319 g hat. Nimmt man das britische Pfundavoirdupois pound – zu 453,6 g an, ergibt sich für diese Masse m = 71,25 pound. Das Nenngewicht von 68 Pfund liegt um 4,5% niedriger, was 1,5% kleineren Durchmesser, Oberflächenmulden und oder Lunker erlaubt.

Siehe auch


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