Kastellorizo

Kastellorizo
Gemeinde Megisti
Δήμος Μεγίστης (Μεγίστη)
Kastelorizo (Griechenland)
DEC
Basisdaten
Staat: Griechenland
Verwaltungsregion: Südliche Ägäis
Präfektur: Dodekanes
Geographische Koordinaten: 36° 9′ N, 29° 35′ O36.14194444444429.58257Koordinaten: 36° 9′ N, 29° 35′ O
Höhe ü. d. M.: 0–273 m
(Mittelmeer–Vigla)
Fläche: f411,978 km²[1]
Einwohner: 430 (2001[1])
Bevölkerungsdichte: 36 Ew./km²[1]
Gemeindelogo:
Gemeindelogo von Gemeinde Megisti}}}
Sitz: Kastelorizo (Megisti)
LAU-1-Code-Nr.: 811800
Gemeindegliederung: 1 Gemeindebezirkf7
Website: www.ando.gr/dimoi/megisti/
Lage in der Präfektur Dodekanes
Bild:Dimos Megistis.png

f9

Kastelorizo (griechisch Καστελόριζο (n. sg.), auch Kastellorizo Καστελλόριζο, ital. Castelrosso ‚rote Festung‘, türk. Meis) ist eine griechische Insel rund drei Kilometer vor der türkischen Küste. Sie liegt 120 km östlich von Rhodos und bedeckt 9,11 km²[2]. Mit einigen umliegenden Inseln und Felsen bildet sie die mit rund 12 km² kleinste Gemeinde der Präfektur Dodekanes und die östlichste Gemeinde Griechenlands.

Nach dem Anschluss des Dodekanes an das moderne Griechenland wurde der antike Name der Insel, Megisti (griechisch Μεγίστη, nach einem mythischen ersten Siedler namens Megisteas) als offizielle Bezeichnung eingeführt[3]. Aufgrund der geografischen Nähe wurde sie auch von der Türkei beansprucht.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Insel war bereits in antiker Zeit besiedelt, wie die Ruinen der im Landesinneren gelegenen alten Hauptstadt Paleokastro bezeugen. Mit dem übrigen Griechenland gehörte Kastelorizo zum Reich Alexanders des Großen, zum Römischen Reich und zum Byzantinischen Kaiserreich. 1306 wurde die Insel durch Ritter des Johanniterordens aus Rhodos erobert, die die Insel zu einer mächtigen Festung ausbauten, was nach einer von mehreren Theorien zur Etymologie der Insel ihren jüngeren Namen gegeben haben soll, denn das Gestein des Kastells war von rötlicher Färbung.

Zu den Eroberern der nächsten Jahrhunderte gehörten ägyptische Sarazenen und Franken. 1552 fiel Kastelorizo an das Osmanische Reich. In der Folge erfreuten sich die Bewohner religiöser, kultureller und wirtschaftlicher Privilegien, und so stieg die Handelsflotte der Insel zur größten des Dodekanes auf.

Versenkung der Ben-my-Chree

Im Ersten Weltkrieg wurde die Insel am 28. Dezember 1915 von französischen Truppen besetzt. Bis Kriegsende wurde die Insel häufig vom türkischen Festland aus beschossen. Am 11. Januar 1917 wurde dabei das englische Flugzeugmutterschiff HMS Ben-my-Chree versenkt; 1921 wurde es geborgen und verschrottet.[4]

1922 kam die Insel unter italienische Verwaltung. Die Italiener, die bereits seit 1912 über die anderen Inseln des Archipels herrschten, traten auf Kastelorizo als Kolonisten auf und waren unter der Bevölkerung entsprechend unbeliebt. In dieser Zeit wanderte ein großer Teil der Bewohner der Insel aus, vor allem nach Australien. Unter der italienischen Besatzung diente die Hafenbucht Kastelorizos Wasserflugzeugen der Alitalia und Air France in den 1930er-Jahren als Zwischenstopp auf Flügen nach Afrika und in den Nahen Osten.

Im Zweiten Weltkrieg versuchten die Briten Anfang 1941 erfolglos mit der Operation Abstention die Insel zu erobern. Erst im September 1943 nach der Kapitulation Italiens konnten sie Kastelorizo besetzen. Die verbleibenden Inselbewohner wurden evakuiert bzw. zum Verlassen der Insel genötigt und wurden über Zypern, Ägypten und Palästina verstreut. Im Sommer 1944 wurde Kastelorizo während eines deutschen Angriffs von den Briten aufgegeben. Bei diesem Rückzug fing ein Munitionslager Feuer; die Explosion zerstörte mehr als die Hälfte der Häuser auf der Insel.


Mit dem Kriegsende 1945 wurde Kastelorizo ein Teil Griechenlands. Rund 300 der zuvor umgesiedelten Bewohner wollten im Oktober desselben Jahres auf die Insel zurückkehren. Bei einem Feuer auf ihrem Schiff kamen jedoch 35 Menschen um. Als die Überlebenden zwei Monate später die Insel erreichten, fanden sie ihre Häuser zerstört und geplündert vor. Viele von ihnen entschlossen sich endgültig zur Auswanderung.

Im Jahr 1920 hatte Kastelorizo noch rund 20.000 Einwohner, heute sind es etwa 250. Sie werden mit beträchtlichen Subventionen vom griechischen Staat unterstützt, um türkischen Gebietsansprüchen entgegenzutreten. Zum Symbol griechischer Beharrlichkeit wurde Despina Achladioti, die „Frau von Ro“. Diese Schäferin war die einzige Bewohnerin der winzigen Insel Ro, die westlich von Kastelorizo liegt. Bis zu ihrem Tod 1982 hisste sie jeden Morgen in Sichtweite der türkischen Küste die griechische Fahne und holte sie abends wieder ein.

In Australien leben heute rund 10.000 Nachkommen der Inselbewohner und sind dort als „Kassies“ bekannt.

Kastelorizo heute

Kastelorizo

Der Hauptort der Insel glich noch vor zwei Jahrzehnten größtenteils einer Geisterstadt. Seitdem wurden auf der Insel aber viele alte zerfallene Bauten wieder zu neuem Leben erweckt. Unter den eingewanderten Ausländern sind viele Italiener. In jüngster Zeit läuft auch ein bescheidener Tourismus auf der Insel an. Der Ortskern am Hafen ist zum Teil aufwändig restauriert – auch mit Hilfe staatlicher Mittel –, die Ruinen um ihn herum sind überwuchert und fallen kaum ins Auge.

In den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhundert hat der griechische Staat aus politischen Gründen (Hoheitskonflikt mit der Türkei) unverhältnismäßig viel Geld in die Insel investiert, so dass beispielsweise die Betreuung der wenigen Schüler und die ärztliche Versorgung besser waren als auf vielen größeren griechischen Inseln. Auch die Fähr- und Flugverbindungen waren bzw. sind subventioniert, um den Verkehr zur Insel und deren Versorgung sicherzustellen.

Liste der Inseln der Gemeinde

Lage der Inseln vor der türkischen Küste
  • Agios Georgios (Άγιος Γεώργιος)
  • Argielea (Αγριέλαια)
  • Kastelorizo (Καστελόριζο)
  • Mavro Pini (Μαύρο Ποινί)
  • Psomi (Ψωμί)
  • Psoradia (Ψωραδιά)
  • Polyfados eins (Πολύφαδος ένα)
  • Polyfados zwei (Πολύφαδος δύο)
  • Ro (Ρω)
  • Strongyli (Στρογγυλή)

Verkehrsverbindungen

Ein kleiner, 1986 eröffneter Flughafen ermöglicht mit einer knapp 800 Meter langen Landebahn die Landung kleinerer Turboprop-Maschinen. Seit 2006 gibt es täglich eine Flugverbindung nach Rhodos. Spontane Ausfälle bei starkem Wind sind jederzeit möglich.

Zudem besteht eine unregelmäßige Fährverbindung nach Rhodos, die zwei bis drei Mal die Woche verkehrt. Die Überfahrt dauert etwa sechs Stunden.

Seit 2007 fährt die Meis Express Werktags von Kaş in der Türkei morgens nach Kastellorizo, Nachmittags wieder zurück. Sie wird für Mehrtagesausflüge in die Türkei genutzt, andererseits kommen viele Tagesgäste aus Kaş, um hier ihr türkisches Touristenvisum wieder für 90 Tage zu verlängern. Die meisten der Türken wie auch der Griechen haben sich mit der politischen Lage arrangiert und bauen auf ein friedliches Miteinander, nicht zuletzt weil dadurch die touristische Entwicklung beider Gebiete profitieren kann.

Seit Juni 2007 ist die offizielle Ein- und Ausreise von Kastelorizo in die Türkei (Kaş) bzw. umgekehrt möglich.

Sehr beliebt ist der Ort auch bei Segelyachten, die hier während eines Türkei-Törns zur Abwechslung einen Abend griechisches Flair und Essen genießen.

Philatelie

Griechische (1912), französische und italienische Briefmarken aus Kastelorizo

Nach 1920 gaben die französischen Besatzer Briefmarken der französischen Amtspost in der Türkei heraus, die erst mit dem Schriftzug „O.N.F. / Castellorizo“, dann mit „B.N.F. / CASTELLORIZO“ und schließlich mit „O F / CASTELLORISO“ überdruckt waren. Sie sind heute begehrte Sammlerstücke. Häufiger und billiger sind italienische Briefmarken mit dem Aufdruck „CASTELROSSO“, die seit 1922 erschienen.

Einzelnachweise

  1. a b c Angaben des griechischen Innenministeriums
  2. Kastelorizo, Ministerium für Handelsmarine, Ägäis und Inselpolitik, griechisch [1]
  3. Darstellung auf den Seiten der Gemeinde (gr.)
  4. Geschichte der Ben-my-Chree

Literatur

  • Marina Pitsonis: Capture Kastellorizo. A walking guide and insight. South Coast Printing (Australien), Juni 2002. 
  • Ivonne und Horst Imhof: Moments on Kastellorizo. Fotobildband 72 Seiten Vorwort GR/DE/EN/FR. Mai 2008., ISBN 978-3-9810001-3-9. 

Weblinks


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