- Kenan Kolat
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Kenan Kolat (* 24. August 1959 in Istanbul) ist Bundesvorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland (TGD). Der Diplom-Ingenieur ist deutscher und türkischer Staatsbürger. Kolat ist Mitglied der SPD.
Das Amt des Bundesvorsitzenden der TGD trat Kolat am 22. Oktober 2005 in Nachfolge von Hakkı Keskin an.
In seiner Funktion als Bundesvorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland nimmt Kolat zu gesellschaftspolitischen Fragen Stellung.
Anfang 2008 warf er dem hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch anlässlich der Art seiner Wahlkampfführung politische Brandstiftung vor. Von Bundeskanzlerin Angela Merkel und der Bundesintegrationsbeauftragten Maria Böhmer, die sich beide an die Seite des hessischen CDU-Chefs gestellt hatten, zeigte sich Kolat „sehr enttäuscht“.
In einem Zeitungsinterview meinte Kolat in Bezug auf junge Türken in Deutschland lieber von „Partizipation als Integration“ zu sprechen. „Integration wird von der Mehrheit als vollständige Anpassung an die Mehrheitsgesellschaft und in Teilen als Assimilation verstanden. Partizipation ist dagegen die Teilhabe an allen möglichen Lebensbereichen. Beide Seiten sind dann aufgefordert, sich zu beteiligen“, führte er weiter aus und forderte: „Auch die deutschstämmige Bevölkerung muss sich auf die Zuwanderer einlassen.“[1]
Kolat nimmt neben den Integrationsgipfelkonferenzen auch an den 2006 vom damaligen Minister des Innern Wolfgang Schäuble begründeten Deutschen Islamkonferenzen teil. Heftig kritisierte Kolat die Ergebnisse der Islamkonferenz 2011 unter Leitung von Bundesminister Hans-Peter Friedrich.[2]
Kolat ist mit der Berliner Abgeordneten Dilek Kolat verheiratet.
Kritik an Inhalten von Lehrplänen
Im Jahr 2009 kritisierte Kolat die Aufnahme der Themen Völkermord an den Armeniern und Leugnung des Völkermords an den Armeniern in die Lehrpläne und Schulbücher des Bundeslandes Brandenburg. Diese „geschichtlichen Ereignisse“ seien „bisher unzureichend und einseitig behandelt worden“, der Vorwurf „gefährde den inneren Frieden“ türkischer Schüler und könne diese unter „psychologischen Druck“ setzen.[3]
Weblinks
- Annäherung der Kulturen. Drei Fragen an Kenan Kolat. In: Bundeszentrale für politische Bildung. 17. Juli 2006, abgerufen am 15. November 2011 (deutsch).
- Katja Tichomirowa: „Der Begriff Döner-Morde macht mich wütend“. Vorsitzender der Türkischen Gemeinde. In: Frankfurter Rundschau. 15. November 2011, abgerufen am 15. November 2011 (deutsch, Interview mit Kolat zu der Mordserie Bosporus).
Einzelnachweise
- ↑ Martin Klesmann: "Man redet nicht gerne über die eigenen Defizite". KENAN KOLAT, VORSITZENDER DER TÜRKISCHEN GEMEINDE, ZU SARRAZINS UMSTRITTENEN ÄUSSERUNGEN. In: Berliner Zeitung. 13. Oktober 2009
- ↑ "Friedrich stößt Muslime vor den Kopf" - Interview: Die Zeit online, abgerufen am 3. April 2011
- ↑ Völkermord im Lehrplan. Die armen Schüler. FAZ, 7. August 2009
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