Kimba, der weiße Löwe

Kimba, der weiße Löwe
Kimba, der weiße Löwe
Originaltitel ジャングル大帝
Transkription Jungle Taitei
Genre Actionserie, Abenteuer
Manga
Land JapanJapan Japan
Autor Osamu Tezuka
Verlag Gakudosha
Magazin Manga Shōnen
Erstpublikation November 1950 – April 1954
Ausgaben 3
Fernsehserie
Produktionsland Japan
Originalsprache Japanisch
Produktionsjahr 1965
Länge 25 Minuten
Episoden 52
Produktion Eiichi Yamamoto
Musik Isao Tomita
Erstausstrahlung 6. Oktober 1965 - 28. September 1966 auf Fuji TV
Deutschsprachige
Erstausstrahlung
4. Januar 1977 auf ZDF
Synchronisation
Fernsehserie
Deutscher Titel Boubou, König der Tiere
Originaltitel ジャングル大帝
Jungle Taitei Susume Leo
Produktionsland Japan
Originalsprache Japanisch
Produktionsjahr 1966
Länge 25 Minuten
Episoden 26
Produktion Eiichi Yamamoto
Musik Isao Tomita
Erstausstrahlung 5. Oktober 1966 - 29. März 1967 auf Fuji TV
Deutschsprachige
Erstausstrahlung
6. Juli 1991 auf Pro 7
Fernsehserie
Deutscher Titel Leo – Der kleine Löwenkönig
Originaltitel ジャングル大帝
Jungle Taitei
Produktionsland Japan
Originalsprache Japanisch
Produktionsjahr 1989
Länge 25 Minuten
Episoden 52
Musik Tomoyuki Asakawa
Erstausstrahlung 12. Oktober 1989 - 11. Oktober 1990 auf TV Tokyo
Deutschsprachige
Erstausstrahlung
9. August 2000 auf Junior

Kimba, der weiße Löwe (jap. ジャングル大帝, janguru taitei, zu dt. Dschungelkaiser) ist eine international erfolgreiche Manga-Serie des japanischen Zeichners Osamu Tezuka, die auch in Form von Animes umgesetzt wurde. Die erste Umsetzung des Mangas als Fernsehserie war zugleich die erste japanische Serie in Farbe.

Die Geschichte handelt von einem weißen Löwen, der nach dem Tod seiner Eltern den Dschungel regieren will.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der weiße Löwe Cäsar (Panja) ist der König eines afrikanischen Dschungelreiches. Als Menschen seine Gefährtin fangen, wird Cäsar bei dem Versuch, sie zu befreien, getötet. Auf der langen Schiffsreise, die sie in einen Zoo bringen soll, bringt Cäsars Gefährtin dessen Sohn Kimba (Leo) zur Welt und erzählt ihm von seinem Vater. Um die Nachfolge Cäsars anzutreten, springt Kimba über Bord und sucht den Weg nach Afrika. Bald darauf sinkt das Schiff mit Kimbas Mutter bei einem Sturm.

Schließlich entdeckt Kimba gemeinsam mit der französischen Ratte Jaques Land und findet im Jungen Kenichi einen menschlichen Freund. Mit diesem lebt er eine Zeit lang zusammen, wobei er stets zwischen seinen Instinkten als wildes Tier und der von Kenichi vermittelten Freundschaft und Großzügigkeit schwankt. Schließlich kehrt er in das Land seines Vaters zurück. Dort muss das weiße Löwenkind feststellen, dass es fast gezähmt ist und nicht in den Dschungel passt. Doch Kimba will genauso stark und stolz wie sein Vater werden und den Dschungel regieren. Jedoch hat sich inzwischen der Löwe Bubu das Königreich angeeignet. Da er kein guter Herrscher ist, erhält Prinz Kimba die Unterstützung der Tiere, um den Thron zurückzugewinnen.

Entstehung und Veröffentlichung des Mangas

Kimba, der weiße Löwe erschien in Japan von November 1950 bis April 1954 im Manga-Magazin Manga Shōnen des Verlags Gakudosha. Die Einzelkapitel erschienen später auch in drei Sammelbänden. Eine erste Neuauflage folgte bei Hobunsha, eine zweite bei Kodansha. In den 1960er und 1970-Jahren überarbeitete Tezuka die Geschichte einige Male und zeichnete weitere Serien und Remakes rund um Kimba. Die endgültige Fassung erschien 1977.[1]

Die Serie mit insgesamt über 600 Seiten war die erste Arbeit Tezukas, die in einem Magazin veröffentlicht wurde, und wurde schnell zu einem Erfolg. Der Manga war stark beeinflusst von Disneys Bambi und gilt teilweise auch als japanische Antwort auf den Film.[2]

Auf Deutsch erschien die Serie im Jahr 2001 bei Carlsen Comics in drei Bänden.

Adaptionen

Erste Serie

Tezukas Anime-Studio Mushi Productions produzierte auf Basis des Mangas 1965 eine Anime-Serie mit 52 Folgen, bei der Hayashi Shigeyuki Regie führte. Künstlerischer Leiter war Tsuyoshi Matsumoto. Die Verfilmung von Jungle Taitei war die erste farbige Fernsehserien Japans.[3][4] Dies ist auf die Beteiligung der amerikanischen Firma NBC zurückzuführen, die keine schwarz-weiß-Serie senden wollte. NBC nahm auch weiteren Einfluss auf die Produktion, so wurden die Folgen 1 und 8 so produziert, dass die Folgen 2 bis 7 in der amerikanischen Fassung weggelassen werden konnten. Diese behandeln Kimbas Zeit bei Kenichi, die der amerikanische Sender nicht zeigen wollte. NBC setzte außerdem durch, dass Kimba ein junger Löwe bleibt und nicht wie im Manga gänzlich erwachsen wird,[5][6] und dass die Folgen wie in amerikanischen Serien eine jeweils abgeschlossene Handlung haben statt der epischen des Mangas.[7] Die Serie wurde als Limited Animation mit Cel-Animation ausgeführt.[8]

Der Anime wurde vom 6. Oktober 1965 bis zum 28. September 1966 durch Fuji TV ausgestrahlt. Ab September 1966 folgte die Ausstrahlung in den USA. Die Serie wurde in Frankreich, Spanien, Lateinamerika, Italien, Portugal und auf den Philippinen im Fernsehen ausgestrahlt.

Auf Deutsch wurde Kimba, der weiße Löwe erstmals 1977 im ZDF ausgestrahlt. Die deutsche Fassung besteht jedoch nur aus 39 Episoden. Die fehlenden 13 Episoden wurden später als Bestandteil der Fortsetzungsserie Boubou, König der Tiere ausgestrahlt. Als Grundlage für die deutsche Synchronisation diente die US-Version, in der einige Namen des japanischen Originals geändert worden waren. So heißt „Kimba“ in der japanischen Version „Leo“, „Cäsar“ trägt im Original den Namen „Panja“. Der Anime wurde später durch Sat.1 und Junior wiederholt.

Synchronisation

Rolle japanischer Sprecher (Seiyū) Deutscher Sprecher
Kimba Yoshiko Ōta Oliver Grimm
Cäsar Asao Koike Georg Corten
Erzähler Klaus Miedel

Musik

Die Musik der Serie komponierte Isao Tomita, auch den Vorspanntitel Jungle Tantei und das Abspannlied Leo no Uta. Die amerikanische Version des Vorspanns stammt von Bill Giant.

Zweite Serie

1966 entstand bei Mushi Productions eine Fortsetzung mit 26 Folgen, die einige Jahre nach der ersten Serie spielt. Kimba ist hier bereits erwachsen und hat selbst Kinder. Die Handlung entspricht damit dem letzten Teil des Mangas, der auf Wunsch von NBC in der ersten Serie nicht umgesetzt wurde.[5] Regie führten Hayashi Shigeyuki und Shingo Araki, künstlerischer Leiter war Nobuharu Ito. Die Musik komponierte Isao Tomita. Die Serie wurde vom 5. Oktober 1966 bis zum 29. März 1967 durch Fuji TV in Japan ausgestrahlt.

Die zweite Serie wurde im französischen und spanischen Fernsehen gezeigt und erschien auch auf Englisch und Italienisch.

23 Folgen dieser Fortsetzung waren erstmals von 1991 bis 1993 auf ProSieben und Kabel eins als Teil (Folge 15-37) der 37-teiligen Serie Boubou, König der Tiere im deutschen Fernsehen zu sehen. In den Folgen 1-14 wurden die in den 70er Jahren nicht synchronisierten Episoden der ersten Serie sowie eine neu synchronisierte Version der 39. Kimba-Folge Dschungeldame mit Hut nachgereicht. Aus rechtlichen Gründen konnten die deutschen Namen aus der ersten Serie nicht beibehalten werden, sodass Kimba in Boubou umbenannt wurde.

1996 erschien die Serie in einer weiteren Synchronfassung komplett auf VHS und Video-CD unter dem Titel „Der Löwen-König“. Alle Namen wurden erneut verändert, so wurde aus Kimba bzw. Boubou „Leo“, und alle Bezüge zur vorherigen Serie wurden entfernt.

Synchronisation

Rolle japanischer Sprecher (Seiyū)
Kimba Takashi Toyama
Rukio Eiko Masuyama
Purasu Goro Naya

Dritte Serie

1989 produzierte das Studio Tezuka Productions unter der Regie von Rintaro und Takashi Ui eine dritte Serie mit 52 Folgen. Das Charakterdesign entwarf Yoshiaki Kawajiri. Die Serie wurde vom 12. Oktober 1989 bis zum 11. Oktober 1990 von TV Tokyo in japan ausgestrahlt. Der Anime stellt ebenfalls vor allem den erwachsenen Kimba in den Vordergrund.

Die Serie wurde unter anderem ins Englische, Polnische, Französische und Portugiesische übersetzt. Sie lief auf dem Pay-TV-Sender Junior unter dem Titel Leo – Der kleine Löwenkönig im deutschen Fernsehen.

Synchronisation

Rolle japanischer Sprecher (Seiyū)
Leo Megumi Hayashibara (jung) / Shinnosuke Furumoto (alt)
Leah Sakiko Tamagawa
Kutta Hiroshi Masuoka

Musik

Die Musik der Serie wurde von Tomoyuki Asakawa komponiert. Für den Vorspann verwendete man das Lied Sabanna no Koete von Ichiro Mizuki, das Abspannlied ist Yūbae ni Nare von Tomoko Tokugai.

Kinofilme

1966 kam der Film Chōhen Jungle Taitei in die japanischen Kinos. Bei der Produktion von Mushi Productions führte Eiichi Yamamoto Regie.

Mit Gekijōban Jungle Taitei (劇場版 ジャングル大帝) wurde 1997 ein weiterer Kinofilm zur Serie veröffentlicht. Regie führte Yoshio Takeuchi. Er zeigt die Geburt und das Leben von Kimbas Kindern Lune und Lukio.

Rezeption und Interpretation

Analyse

Das Werk stellt eine nach menschlichem Vorbild gestaltete Gesellschaft von Tieren vor, die nach Gerechtigkeit strebt. Dabei verbünden sich die Tiere gegen die Zerstörung ihres Lebensraums durch den Menschen[5] und wollen als dem Menschen gleichberechtigt anerkannt werden. Dafür setzt Kimba auch durch, dass die Fleischfresser Vegetarier werden und die Tiere beginnen, Ackerbau zu betreiben. Dabei vermittelt die Geschichte laut Fred Patten, dass Probleme, die für Kinder einfach erscheinen können, für Erwachsene sehr komplex werden.[1]

Einordnung in das Werk Tezukas

Die Fernsehserie Kimba war die zweite von Tezuka produzierte Animeserie und auch die letzte, die unter seiner persönlichen Leitung entstand. Alle danach produzierten Serien von Mushi Productions entstanden ohne ihn und Tezuka widmete sich weiterhin Mangas und Kurzfilmen.[1]

Rezeption und Wirkung

Frederik L. Schodt bezeichnet den Anime als Pionierleistung.[9] In Japan sind Manga und Fernsehserie bis heute bekannt und Kimba hat gemeinsam mit Astro Boy für das Gesamtwerk Tezukas die Bedeutung, die die Figuren Micky Maus und Donald Duck für Disney haben. Die Musik der Serie, komponiert von Isao Tomita, ist in Japan zum Teil der klassischen Kindermusik geworden. Auch Spielzeug, Figuren und andere Merchandising-Artikel sind noch lange nach Ausstrahlung der Serie im Handel.[1]

In den USA hatte die Serie großen Erfolg und es wurden auch Merchandising-Artikel wie Puppen zu Kimba vertrieben.[10] Die zweite Ausstrahlung der Serie war mit ausschlaggebend für die Gründung der ersten Anime-Fanclubs in den Vereinigten Staaten.[11]

Kontroverse um König der Löwen

Der Film Der König der Löwen der Walt Disney Company wird von Kennern der Serie häufig als Neufassung von Kimba bezeichnet.[12][4] Dies wird mit einer ähnlichen Handlung, dem Heranwachsen eines Löwenkindes ohne Vater, und vielen Ähnlichkeiten in Charakteren und Namen begründet. Von Seiten Disneys wurde bestritten, dass die am Film Beteiligten von Tezukas Serie wussten. Jedoch sagte Matthew Broderick, Sprecher von Simba in König der Löwen, dass er den Film für eine Neufassung von Kimba hielt.[5]

Fred Patten stellt dazu fest, dass Der König der Löwen viele Parallelen zu Kimba enthält, aber auch viele originären Inhalte. Den Kern der Diskussion sieht er darin, dass Disney den König der Löwen als erste selbst erfundene Geschichte vermarktet hat. Dies sei jedoch, unabhängig von möglichen Anleihen von Kimba, nicht der Fall, da viele ältere Werke bereits Geschichten um einen Adelshof von Tieren erzählen, in denen der Löwe König ist. Zudem konstatiert Patten, dass Disney auf Grund des großen Erfolgs und der Bedeutung Kimbas und Tezukas in Japan von dem Werk hätten wissen müssen, was von Seiten Disneys immer wieder dementiert wurde. Dies sei aber ein Armutszeugnis für Disney selbst, da das Studio doch stets behaupten würde, über die Animationsbranche weltweit gut informiert zu sein.[13]

Einzelnachweise

  1. a b c d Patten, 2004. S. 244-156
  2. Patten, 2004. S. 140
  3. Trish Ledoux und Doug Ranney: The Complete Anime Guide S. 2. Tiger Mountain Press, Issaquah (Washington), 1995.
  4. a b Paul Gravett: Manga - Sechzig Jahre Japanische Comics, S. 28. Egmont Manga und Anime, 2004.
  5. a b c d Trish Ledoux und Doug Ranney: The Complete Anime Guide S. 15 f. Tiger Mountain Press, Issaquah (Washington), 1995.
  6. Patten, 2004. S. 221
  7. Deutsches Filminstitut - DIF / Deutsches Filmmuseum & Museum für angewandte Kunst (Hg.) (2008): ga-netchû! Das Manga Anime Syndrom S. 56. Henschel Verlag.
  8. Deutsches Filminstitut - DIF / Deutsches Filmmuseum & Museum für angewandte Kunst (Hg.) (2008): ga-netchû! Das Manga Anime Syndrom S. 111. Henschel Verlag.
  9. Frederik L. Schodt, Osamu Tezuka (Vorwort): Manga! Manga! The World of Japanese Comics S. 63. Kodansha America, 1983. (englisch)
  10. Frederik L. Schodt, Osamu Tezuka (Vorwort): Manga! Manga! The World of Japanese Comics S. 186 ff. Kodansha America, 1983. (englisch)
  11. Patten, 2004. S. 57
  12. Antonia Levi: Samurai from Outer Space - Understanding Japanese Animation S.6 f. Carus Publishing, 1996.
  13. Patten, 2004, S. 156-172

Literatur

  • Fred Patten: Watching Anime, Reading Manga - 25 Years of Essays and Reviews. Stone Bridge Press, 2004.
  • Susanne Phillipps: Osamu Tezuka. Figuren, Themen und Erzählstrukturen im Manga-Gesamtwerk. iudicum, München 2000.

Weblinks


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