Kinnbart

Kinnbart
Rudolf Epp: Portrait eines Mannes mit Vollbart von 1901
Bartträger des späten 19. Jahrhunderts

Barthaare sind Teil der menschlichen Körperbehaarung. Meist verteilt sich die Wachstumszone der Barthaare um den Mund, am Kinn, an den Wangen und am oberen Halsbereich. Die charakteristischen Eigenschaften des einzelnen Haares sind im Artikel Haar detailliert beschrieben. Barthaare haben für gewöhnlich einen dickeren Schaft, sind starrer und bleiben kürzer als das Kopfhaar.

Das Barthaar ist allgemein bei Männern verbreitet und zählt somit zu den sekundären Geschlechtsmerkmalen. Ausgelöst wird der Bartwuchs durch das Androgen Testosteron. Sichtbares Barthaar bei Frauen bezeichnet man als „Damenbart“. Der Bartwuchs beginnt dabei typischerweise nach der Pubertät, bei Frauen unter Umständen nach der Menopause (den Wechseljahren).

Inhaltsverzeichnis

Bartformen

verschiedene Bartformen

Es gibt verschiedene Arten, Bärte zu tragen, man spricht dabei von Bartformen oder Barttrachten. Die getragenen Formen unterscheiden sich nach Kulturkreisen, Moden und Epoche. Die erste „Bartmode“ ist aus dem alten Ägypten überliefert. Damals waren die Ägypter entweder glattrasiert oder trugen beispielsweise einen Oberlippenbart. Wie von der Maske des Tutanchamun bekannt, trugen die ägyptischen Könige als Zeichen ihrer Macht lange, blau gefärbte Kinnbärte, die auch nur ihnen vorbehalten waren.

Gängige Bartformen sind:

  • Dreitagebart
  • Backenbart
  • Vollbart
  • Kinnbart
  • Goatee (ähnlich wie ein Kinnbart, auch Ziegenbart genannt)
  • Schnurrbart (Schnauzbart, Oberlippenbart, Schnäuzer)
  • Kotelettenbart
  • Kaiser-Wilhelm-Bart
  • Henriquatre (Rund-um-den-Mund-Bart, „Gewerkschafterbart“, Kriegerbart, Jägerbart, Spitzbart)
  • Mongolenbart: Voller Schnauzbart, der seitlich nach unten bis zum Rand des Unterkiefers verlängert ist, ähnlich Henriquatre, jedoch mit rasiertem Kinn; volkstümlich »Zuhälterbart« genannt.
  • Victor-Emanuel-Bart (Musketierbart)
  • Knebelbart
  • Zwickelbart
  • Schifferfräse, Schifferkrause (Vollbart, jedoch ohne Bewuchs der Oberlippe und höheren Wangenpartie)

Längere Bärte werden zuweilen am Kinn geflochten.

Der Milchbart ist hingegen eine ungebräuchlich gewordene Metapher für einen sehr jungen Mann mit erstem Bartflaum und spielt spöttisch auf die deutlich sichtbaren Milchränder an, die den Kindern beim Trinken auf der Oberlippe oder den Hautpartien um den Mund verbleiben.

In früheren Zeiten sah man den Bart als Zeichen der Kraft und als Zierde der Männlichkeit an, weshalb sich auch eine sorgfältige Pflege entwickelte. Die Ansichten darüber, was mit dem Bart zu geschehen habe, unterscheiden sich von Kultur zu Kultur beträchtlich; von der jeweiligen Norm abweichende Barttracht gilt oft als Zeichen von Ungepflegtheit oder Fremdheit.

Bartwuchs ab der Pubertät

Durch endokrine Vorgänge im Körper beginnt am Ende der männlichen Pubertät (im Alter zwischen ca. 14 und 18 Jahren) der Bartwuchs. Zuerst taucht auf der Oberlippe ein zarter Flaum auf, der zunächst weich ist, aber dann allmählich härter wird. Kurz darauf erscheint das erste Haar bei den Ohren, da dort der eigentliche Bartwuchs anfängt. Etwas später sprießen die ersten Haare auch am Kinn, wo diese sich dann Richtung Hals ausbreiten. Zum Schluss greift das Haar noch auf die Wangen über.

Erst jetzt spricht man von einem richtigen Bart, und eine regelmäßige Rasur wird erforderlich, jedoch dauert dies einige Zeit, da dieses Stadium erst ca. 4-5 Jahre nach dem ersten Erscheinen der Schambehaarung erreicht wird. Die Stärke der Behaarung wird teils vom männlichen Hormon Testosteron sowie genetisch gesteuert, d. h. unnötiges Rasieren hat darauf keinen Einfluss. Dennoch nimmt die Wachstumsgeschwindigkeit und die Stärke des Bartes mit dem Alter aufgrund des steigenden Hormonniveaus zu.

Bärte in der Literatur und Wissenschaft

Flavius Claudius Iulianus nach der Statue des Kaisers im Louvre

Bereits der römische Kaiser Flavius Claudius Iulianus (331-363) verfasste eine ironische Skizze Misopogon (dt. „der Barthasser“).

Insbesondere in Zeiten, in denen noch einheitlichere Kleidungs-, Bart- und Haartrachtkonventionen herrschten als heute, konnte schon eine kurze Erwähnung der Barttracht zur Charakterisierung einer literarischen Figur beitragen. Ein Beispiel ist etwa Der Untertan im gleichnamigen Roman von Heinrich Mann, der durch seinen „katerhaft drohenden“ „Es ist erreicht“-Bart seine Loyalität für Wilhelm II. demonstriert. Auch in der Erzählung Das Eisenbahnunglück von Thomas Mann gehören die Bärte zweier Protagonisten neben ganz wenigen anderen Accessoires zu den Attributen, die den „Herrn“, der sich über öffentliche Vorschriften souverän hinwegsetzt, vom „Mann“, der in diesem Fall den Staat verkörpert, unterscheiden.

Eine Studie, die Barbara Strauß an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel im Jahre 2004 durchführte, ergab, dass ein Vollbart Männer sympathischer, gebildeter und attraktiver wirken lässt [1].

Rasur und Schnitt

Die Kürzung der Barthaare erfolgt üblicherweise mittels Rasur; hierbei ist der Zeitraum, in dem man sich rasieren muss, um sichtbare Behaarung zu unterdrücken, abhängig vom Bartwuchs und kann zwischen täglich und wöchentlich liegen. Verwendet werden Rasiermesser, Rasierhobel, Systemrasierer oder Shavette. Ein weitverbreiteter Irrglaube ist, dass der Bartwuchs durch häufigere Rasur stimuliert würde. Dieser Irrglaube ist auf das subjektive Gefühl zurückzuführen, welches beim Austreiben der sehr harten Bartstoppeln entsteht.

Die Länge der Barthaare kann beträchtlich werden. Den längsten Bart trug seinerzeit Hans N. Langseth, ein 1927 in den USA verstorbener Norweger mit 5,33 m Haarlänge.

Die Rasur kann entweder total erfolgen, wobei alle Barthaare entfernt werden, oder es werden ausgewählte Teile der Gesichtsbehaarung willkürlich stehengelassen oder nur gestutzt (geschnitten). Diese Bartbehaarung wird dann Schmuckbart genannt und bedarf der ständigen Bartpflege.

Redensarten

  • Die Redensart Das ist (nur) ein Streit um des Kaisers Bart tut einen Streit als belanglos ab.
  • Jemandem um den Bart gehen bzw. Honig um den Bart zu schmieren meint, ihm zu schmeicheln.

Siehe auch

Grabstein des Hans Staininger, der wegen seines außergewöhnlich langen Bartes berühmt war

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Focus Bart macht sympathisch

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