Kleine Dornschrecke

Kleine Dornschrecke
Kleine Dornschrecke
Kleine Dornschrecke (Aretaon asperrimus), Pärchen

Kleine Dornschrecke (Aretaon asperrimus), Pärchen

Systematik
Ordnung: Gespenstschrecken (Phasmatodea)
Teilordnung: Areolatae
Überfamilie: Bacilloidea
Familie: Heteropterygidae
Gattung: Aretaon
Art: Kleine Dornschrecke
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Aretaon
Rehn, J. A. G. & Rehn, J. W. H., 1939
Wissenschaftlicher Name der Art
Aretaon asperrimus
(Redtenbacher, 1906)
sehr helles und normal gefärbtes, älteres Weibchen

Die Kleine Dornschrecke (Aretaon asperrimus) ist der einzige Vertreter der Gattung Aretaon aus der Ordnung der Gespenstschrecken (Phasmatodea). Die gelegentlich verwendete Bezeichnung Dornige Gespenstschrecke geht wohl auf den englischen Trivialnamen „Thorny Stick Insect“ zurück. Die Art wird außerdem auch als Stachelgespenstschrecke oder Dorngespenstschrecke bezeichnet, allerdings sind diese Namen nicht eindeutig, da sie auch für andere stachlige bzw. dornige Arten verwendet werden.[1][2]

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Beide Geschlechter sind vollständig flügellos und auffällig bedornt. Ihre Augen sind dunkelbraun und gelb gesprenkelt. Auf dem Kopf, dem Pro- und dem Metathorax ist jeweils ein Paar, auf dem Mesothorax sind zwei Paar Dornen besonders ausgeprägt entwickelt. Diese Dornen sind von dunkler, rotbrauner, zu den Spitzen hin schwarzbrauner Farbe. Das hintere Paar am Mesothorax und jenes am Metathorax hat an seiner Basis noch kleinere Seitendornen. Sie fallen durch ihren Kontrast zu dem sonst braun und beige marmorierten Körper der Weibchen, beziehungsweise dem mit gelben Längsstreifen auf braunem Grund gezeichneten Männchen besonders deutlich auf. Auch die ebenfalls braunen Beine sind bedornt. Neben diesen normal gefärbten Tieren, sind gelegentlich auch sehr helle Tiere zu finden, bei denen die braunen Farben heller, teilweise hellbeige sind. Dadurch sind insbesondere die dann weinrot erscheinenden Anteile der Dornen viel auffälliger. Außerdem können die Farben im Laufe des Lebens deutlich verblassen und so wirken insbesondere ältere Weibchen häufig so, als wäre sie mit einer Kalkschicht überzogen. Im Habitus entsprechen beide Geschlechter dem für die Unterfamilie Obriminae typischen Geschlechtsdimorphismus, bei dem die mit 50 bis 60 Millimetern Länge kleineren Männchen ein relativ schlankes Abdomen mit dickeren Endsegmenten und die mit bis zu 90 Millimeter Länge größeren Weibchen ein breiteres Abdomen haben, welches während der Dauer der Eiablage deutlich anschwillt und in einem spitzen Legestachel, dem sekundären Ovipositor endet.[3]

Verbreitung, Verhalten und Fortpflanzung

Die Kleine Dornschrecke ist im malaiischen Teil der Inseln Borneo beheimatet. Hier ist sie insbesondere im Norden der Insel, also im Bundesstaat Sabah zu finden.[4] Außerdem soll sie auch auf Labuan und auf der philippinischen Insel Luzon, genauer in Benguet vorkommen.[5]

Die nachtaktiven Insekten verstecken sich tagsüber vorzugsweise an oder hinter der Borke der Nahrungspflanzen. Die Männchen lassen sich vor, während und nach der Paarung oft tagelang von den Weibchen herumtragen. Vier bis fünf Wochen nach der letzten Häutung beginnen die Weibchen durchschnittlich ein bis maximal zwei zylindrische Eier am Tag mit dem Legestachel im Erdreich abzulegen. Diese sind 5,5 mm lang, 2,5 mm hoch, 2,8 mm breit und etwa 25 mg schwer. Sie ähneln dem Kot der Eltern und haben eine Mikropylarplatte in Form eines auf dem Kopf stehendem Y. Die Enden der untere Schenkel der Mikropylarplatte erreichen bei etwa 40% der Eier die ventrale Seite des Eis. Von den Eiern der Riesendornschrecke (Trachyaretaon carmelae) lassen sie sich makroskopisch an dem zum Operculum breiter werdenden Schenkel der Mikropylarplatte unterscheiden. Je nach Temperatur schlüpfen die Nymphen, welche beim Schlupf schon 18 mm lang sind, meist schon nach 12 bis 13 Wochen, selten erst nach vier bis fünf Monaten. Halbwüchsige Nymphen haben wesentlich mehr Dornen zum Schutz vor Fressfeinden als adulte Tiere. Hierbei handelt es sich um Anpassung die auch bei anderen Vertreter der Unterfamilie Obriminae zu finden ist und dem weicheren Exoskelett der Nymphen Rechnung trägt. Meist sind die halbwüchsigen Nymphen lebhaft beige bis braun gemustert. Aber auch Tiere mit grüner Grundfärbung treten auf.[4][6][7]

Systematik

Die Art wurde von Joseph Redtenbacher 1906 unter dem Namen Obrimus asperrimus beschrieben. In der selben Abhandlung beschrieb er eine weitere Art als Obrimus muscosus anhand einiger sehr stark bedornten 47 bis 64 mm langer Nymphen. Beide Arten wurden 1938/39 von Rehn, J. A. G. & Rehn, J. W. H. in die neu aufgestellte Gattung Aretaon überführt. Bereits 1935 wurde von Klaus Günther in Betracht gezogen, dass es sich bei beiden um dieselbe Art handeln könnte. Wegen der ausgeprägten Bedornung der kleineren Tiere hielt er dies jedoch für unwahrscheinlich. Auch Philip Bragg, der bereits die Erfahrung gemacht hatte, das die Bedornung adulter Aretaon asperrimus deutlich reduziert ist, erwähnte 2001 diese Möglichkeit, hielt eine Synonymisierung aber für zu vorschnell. Erst Oliver Zompro stellte im Jahr 2004 Aretaeon muscosus als Synonym zu Aretaon asperrimus, wodurch Aretaon zu einer monotypischen Gattung wurde.[4][8] Auf der philippinischen Insel Palawan sind Tiere gesammelt worden, die sich insbesondere in der Färbung sehr stark von Aretaon asperrimus unterscheiden und die eine weitere Art der Gattung darstellen könnten.[9]
Die Syntypen von Aretaon asperrimus werden im Naturhistorischen Museum Wien, im Museo Nacional de Ciencias Naturales in Madrid sowie im Zoologischen Museum der Russischen Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg aufbewahrt.[1]

Terraristik

Für die Terraristik wurde die Kleine Dornschrecke erstmals 1992 und eine zweites Mal 1996 eingeführt. Beide Stämme stammen vom Kinabalu und sind in ca. 480 m Höhe gesammelt worden. Die Phasmid Study Group führt sie unter der PSG-Nummer 118.[10][11]

Aretaon asperrimus gehört zu den am leichtesten zu pflegenden Gespenstschrecken. Gefressen werden neben Efeu, Eichen, Haseln, Rotbuche, Wildrosen, Feuer- und Weißdornen, vor allem Brombeeren und andere Rosengewächse. Die Nahrungspflanzen werden als belaubte Zweige in enghalsigen Vasen in das Terrarium gestellt und etwa alle zwei Tage mit Wasser besprüht (Blumensprüher). Zur Eiablage sollte eine gut fünf Zentimeter hohe Schicht eines leicht feuchten Humus-Sand-Gemisches den Boden bedecken. Die Eier können im Boden belassen werden oder zur besseren Kontrolle in einen einfachen Inkubator überführt werden.[3][7]

Bilder

Weblinks

 Commons: Kleine Dornschrecke – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Quellen

  1. a b Paul D. Brock: Phasmida Species File Online. Version 2.1/3.5. (abgerufen am 14. Juni 2009)
  2. Dahmstierleben
  3. a b Christoph Seiler, Sven Bradler & Rainer Koch: Phasmiden – Pflege und Zucht von Gespenstschrecken, Stabschrecken und Wandelnden Blättern im Terrarium. bede, Ruhmannsfelden 2000, ISBN 3-933646-89-8
  4. a b c Philip E. Bragg: Phasmids of Borneo, Natural History Publikations (Borneo) Sdn. Bhd., Kota Kinabalu, Sabah, Malaysia, 2001, s. 103-109, ISBN 983-812-027-8
  5. Rehn, J. A. G. & Rehn, J. W. H.: The Orthoptera of the Philippine Island, Part 1. - Phasmatidae; Obriminae, Proceedings of the Academy of Natural Sciences of Philadelphia, 90, 1938, S. 422
  6. Oliver Zompro: Gespenstheuschrecken der Familie Heteropterygidae im Terrarium - Reptilia - Terraristik Fachmagazin (Nr. 24, August/September 2000) Natur und Tier, Münster 2000
  7. a b Roy Bäthe, Anke Bäthe & Mario Fuß: Phasmiden, Schüling Verlag, Münster 2009, ISBN 978-3-86523-073-7
  8. Oliver Zompro: Revision of the genera of the Areolatae, including the status of Timema and Agathemera (Insecta, Phasmatodea). Goecke & Evers Verlag, Keltern, 2004, ISBN 3-931374-39-4
  9. Bilder von Aretaon sp. "Palawan" auf Pasma.eu
  10. Phasmidenseite von Frank H. Hennemann & Oskar V. Conle
  11. Phasmid Study Group Culture List (engl.)

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