Klimahaus Bremerhaven

Klimahaus Bremerhaven
Das Klimahaus Bremerhaven 8° Ost
(dahinter das Atlantic Hotel Sail City)

Das Klimahaus Bremerhaven 8° Ost ist ein wissenschaftliches Ausstellungshaus in Bremerhaven. Es liegt am Alten Hafen und ist Bestandteil der Havenwelten. Seine Form ähnelt einem Boot. Die rund 18.800 m² große Wissens- und Erlebniswelt greift in vier Ausstellungsbereichen den Themenkomplex Klima und Klimawandel auf. Betreiber ist die Klimahaus-Betriebsgesellschaft. Kalkuliert sind rund 600.000 Besucher im Jahr.

Klimahaus bei Nacht

Das Klimahaus Bremerhaven wurde am 26. Juni 2009 durch den irischen Musiker und Menschenrechtsaktivisten Bob Geldof eröffnet.[1] Es ist neben dem bereits bestehenden Nordsee Science Center[2] das zweite Science Center in Bremerhaven und, zusammen mit dem Universum Bremen, das dritte im Land Bremen.

Inhaltsverzeichnis

Ausstellung

„Fliegende Lore“ an der Station Langeneß im Bereich Reise

Die Ausstellungsfläche umfasst 11.500 m² [3] und ist in die vier Ausstellungsbereiche Reise, Elemente, Perspektiven und Chancen gegliedert.

Der Bereich Reise nimmt mit 4.800 m² die größte Fläche ein. Von Bremerhaven ausgehend soll die Reise entlang des achten östlichen Längengrads führen. Neun Reisestationen in acht Länder stellen die unterschiedlichen Klimazonen der Erde dar.

Besucher der Reisestation Schweiz können modellhaft beobachten, wie der Klimawandel das Leben der Menschen im Isenthal verändert. Einige Ausstellungsräume weiter befindet sich mit tropischer Wärme die Reisestation Kamerun. Der westafrikanische Regenwald bei Nacht wird durch exotische Gerüche und Geräusche veranschaulicht. Einblicke in das Geschäft mit der Abholzung, Platzregen und grüne Schluchten stellt die Station Aleipata auf Samoa dar. Es folgt eine Aquarienwelt mit einem Blick auf ein gezüchtetes Saumriff aus lebenden Korallen.

Stationen sind:

  1. Isenthal – Schweiz
  2. Sardinien – Italien
  3. Kanak – Niger
  4. Ikenge – Kamerun
  5. Königin-Maud-Land – Antarktis
  6. Satitoa – Samoa
  7. Gambell – Alaska
  8. Hallig Langeneß – Deutschland

und wieder nach Bremerhaven zurück.

Im Ausstellungsbereich Elemente wird dargestellt, wodurch Klima und Wetter beeinflusst werden, wie einzelne Phänomene entstehen und wie das komplexe Gesamtsystem zusammenhängt. Dabei können Besucher mit Feuer, Erde, Wasser und Luft experimentieren und unter anderem Miniaturstürme auslösen und Vulkanausbrüche erleben.

Die Perspektiven kennzeichnen den dritten Ausstellungsbereich, in dem es um das Klima in Vergangenheit, Gegenwart und die Auswirkungen auf die Zukunft gehen soll. Hier werden Erkenntnisse der Klimaforschung präsentiert.

Im vierten Ausstellungsbereich, den Chancen, werden dem Besucher Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt. Es bestehen Themenkammern zum spielerischen Testen zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes im Alltag.

Jeder Ausstellungsbereich ist unabhängig von den anderen konzipiert.

Schirmherrschaft

Mit der Übernahme der Schirmherrschaft durch den damaligen Bundesumweltminister Sigmar Gabriel und die Unterstützung des Projekts seitens Politik und Wissenschaft sollte die gesellschaftspolitische Relevanz der Thematik des Klimahauses in Bremerhaven deutlich werden.

Es engagieren sich weitere Institutionen und Unternehmen, darunter das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung, das Max-Planck-Institut für Meteorologie und der Deutsche Wetterdienst.

Bauherr, Bauentwicklung, Betreiber

Arbeiten am Klimahaus (Oktober 2008)
Bauherr

Bauherr ist die Stadt Bremerhaven. Sie hat die Aufgabe an die Tochtergesellschaft Bremerhavener Entwicklungsgesellschaft Alter/Neuer Hafen (BEAN) übertragen.[4]

Betreiber

Das Klimahaus ist ein Gemeinschaftsvorhaben der Stadt Bremerhaven, des Landes Bremen und des privaten Betreibers. Die öffentliche Hand finanziert die Investitionen von 70 Millionen Euro. Die Initiatoren Petri & Tiemann übernehmen anschließend den Betrieb und das damit verbundene Risiko. Als Betreibergesellschaft wurde die Klimahaus-Betriebsgesellschaft gegründet.

Planung

Ende 2000 lieferte die Firma Petri & Tiemann eine Konzeptskizze Klimahaus Projekt Klimahaus Bremerhaven 8° Ost. Mitte 2001 hatte das Bremer Unternehmen der BIS Bremerhaven eine umfassende Konzept- und Machbarkeitsstudie vorgelegt. Planer des Klimahauses war zunächst der Architekt Thomas Klumpp sowie für die planerische Umsetzung die Bremer Niederlassung Eickworth-Iggena der agn Niederberghaus & Partner aus Ibbenbüren. Das Ausstellungskonzept und Design stammt von den Hamburger Ausstellungsmachern Kunstraum Gfk mbH.

Das Planerbüro agn schreibt zum Entwurf:

„Die Gebäudegeometrie folgt keinerlei Mathematik, auch wenn das Auge dies anders wahrzunehmen glaubt: Es handelt sich keinesfalls um eine Ellipse, Kreisbögen oder ähnliches, sondern um eine vollkommen freie Form. Auch im Inneren verweigert sich die Struktur des Klimahauses in weiten Teilen klassischen Architekturbegriffen wie Geschossebene, Wand oder Decke. Stattdessen gibt es ein inneres Raumkontinuum aus versetzten Ebenen, Galerien, Treppen und Rampen.“

Die BEAN hat die Aufgabe der Gesamtprojektsteuerung für die Baumaßnahmen am Alten/Neuen Hafen an die Städtische Wohnungsgesellschaft Bremerhaven, (STÄWOG) übergeben, welche die Abstimmung zwischen Innengestaltung und Hochbau moderiert und die Einhaltung von Zeitplan und Budget überwacht. Abgewickelt wird die Finanzierung des Bauvorhabens durch die Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung mbH (BIS). Die Projektsteuerung lag bei der Stadtbau-Bremerhaven, ein Eigenbetrieb der Stadt Bremerhaven.

Durchführung

Das Klimahaus sollte ursprünglich im Sommer 2007 eröffnet werden. Da die Stadt Bremerhaven zwischenzeitlich die Bauarbeiten neu ausschreiben musste, verzögerten sich diese.[5] Die Überschreitung der Baukosten von über 40 % sollen wegen der gestiegenen Weltmarktpreise für Stahl erfolgt sein.[6] Die Baukostenüberschreitung muss wahrscheinlich die Stadt Bremerhaven tragen. Investiert wurden in das Klimahaus rund 70 Millionen Euro aus Mitteln öffentlicher Haushalte (GA-Mittel und EFRE-Mittel).

Umweltschutz

Das Klimahaus hat durch den ständigen Unterhalt der Klimaräume und Aquarien sowie durch die notwendige Kühlung des Gebäudekomplexes einen erheblichen Energiebedarf in Form von Gas und Strom. Genaue Zahlen zum Energieverbrauch des Hauses liegen öffentlich nicht vor. Den Großteil des Energiebedarfes für die 37 Ebenen deckt das Klimahaus Bremerhaven 8° Ost mit Energie aus konventionellen Quellen.[7]

Auch alternative Energien gehören zum Energiekonzept des Klimahauses. Eine Photovoltaik-Anlage ist auf dem Dach installiert. Das Gebäude ist auf insgesamt 500 geothermisch aktivierten Betonpfählen gegründet.[8] Der Durchmesser der Pfähle beträgt bis zu 60 cm. Sie reichen bis 25 m tief in den Boden. Sie enthalten insgesamt etwa 21 km Kunststoffrohre, durch die eine Wasser-Glykol-Mischung gepumpt wird. Diese Energiepfähle dienen als Wärmetauscher gegenüber dem Boden und Grundwasser – im Winter zum Heizen und im Sommer zur Kühlung des Gebäudes mittels Wärmepumpe und Betonkernaktivierung. Um die 700.000 Liter Wasser der Aquarien zu kühlen, war zu Baubeginn geplant, Fernwärme der Bremerhavener Müllverbrennungsanlage zu wandeln und zur Kühlung einzusetzen.

Die Wärmeversorgung erfolgt praktisch CO2-neutral über Fernwärme, die im Bremerhavener Müllheizkraftwerk erzeugt wird. Um auch bei der Wärmeverteilung einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, kommen ausschließlich elektronisch geregelte Trockenläuferpumpen und Hocheffizienzpumpen zum Einsatz. Diese Pumpen passen ihre Drehzahl den wechselnden Lastbedingungen der Anlage bzw. des jeweiligen Heizkreises an, so dass sie bedeutend weniger Strom als ungeregelte Pumpen verbrauchen, so können Strom- und CO2-Einsparungen von bis zu 80 Prozent erzielt werden.[9]

Weblinks

 Commons: Klimahaus Bremerhaven – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bob Geldof eröffnet das Klimahaus Bremerhaven
  2. Nordsee Science Center e. V.
  3. Presseinfo Eine Klimareise um die Welt...
  4. NWZonline - Beleg BEAN sowie weitere Daten
  5. Beleg Bauverzögerung
  6. Beleg Kostensteigerung durch Neuausschreibung
  7. http://www.radiobremen.de/wissen/dossiers/klima/themen/klimafreundlichesklimahaus100.html
  8. Fakten zum Klimahaus. Abgerufen am 14. November 2009.
  9. http://www.wilo.de/cps/rde/xchg/de-de/layout.xsl/6076.htm
53.54348.5744

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