Kloster Merxhausen

Kloster Merxhausen
Kloster Merxhausen

Das ehemalige Kloster Merxhausen ist eine gotische Klosteranlage im Ortsteil Merxhausen von Bad Emstal in Nordhessen, die heute als psychiatrisches Krankenhaus genutzt wird.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Klosterkirche Merxhausen

Im Jahre 1213 ist in Merkeshusen die Klosterstiftung der Herren Hermann und Dietrich von Blumenstein von Dörnberg durch den Erzbischof von Mainz als Augustiner-Chorherren-Doppelstift belegt. Im Stiftungsbrief vom 3. November 1213 heißt es: ”... an dem Ort, der früher Merkereshuse, jetzt Feld des heiligen Johannes heißt, ...In eben diesem Orte haben sich, ..., auch einige fromme Frauen mit einigen Brüdern niedergelassen...”. Der neue Name Johannisfeld setzte sich jedoch nicht durch, und schon wenige Jahre später wurde der Name Merkereshusen wieder verwendet.

Erzbischof Siegfried III. von Mainz inkorporierte 1242 dem Kloster die Kirche in Offenhausen und die Kapelle in Riede. Nach 43-jähriger Bauzeit wurde die Klosterkirche am 29. August 1256 durch den Mainzer Weihbischof Dietrich geweiht. Im Jahre 1269 befreite Landgraf Heinrich I. von Hessen den Hof, ... auf welchem die Klosterkirche gebaut ist ... Im 13. Jahrhundert wanderten die Chorherren ab, und das Kloster wurde danach als Nonnenkloster genutzt.

1475 wurde das Kloster durch einen Brand zerstört; es zerfiel, und das Klosterleben wurde eingestellt. Landgraf Wilhelm II. von Hessen ließ die verbliebenen Nonnen bis zur Wiederherstellung in andere Klöster verlegen. Das Nonnenkloster wurde 1489 wegen Sittenlosigkeit aufgehoben und dem Kloster Windesheim (Windesheimer Kongretation) in der Diözese Utrecht übergeben. Augustiner-Chorherren aus dem westfälischen Kloster Böddeken übernahmen es und bauten es wieder auf.

Philipp der Großmütige, Relief am Kloster Merxhausen

Doch schon 1527 wurde das Kloster nach der Homberger Synode, mit der die Reformation in der Landgrafschaft Hessen eingeführt wurde, säkularisiert und aufgehoben. Durch einen Stiftungsbrief des Landgrafen Philipp wurde am 26. August 1533 das Kloster Merxhausen - wie bald darauf auch die Klöster in Haina (1533) und Gronau (1542) - aufgelöst und in ein Landeshospital für die arme Landbevölkerung umgewandelt.[1] Dabei blieb den Hospitälern der gesamte Klosterbesitz erhalten, damit aus deren Erträgen die Kosten bestritten werden konnten. Der Landgraf weihte am 26. August, von Kassel kommend, das Landeshospital Merxhausen für weibliche Kranke ein und reiste anschließend nach Haina weiter, wo er das Landeshospital für Männer einweihte.

1539 praktizierte der Anatom Johann Dryander in dem Landesspital Merxhausen als Arzt. 1540 bis 1543 war Wigand Lauze Oberbevelhaber des Spitals. Der spätgotische Bildhauer Philipp Soldan schuf im 16. Jahrhundert den Gedenkstein für Heinz von Lüder und den Gedenkstein für Spitalvogt Hermann Binzinger.

Nach der Teilung Hessens 1575 gehörte Merxhausen mit 365 Kranken zu den vier Hohen Hospitälern, die bis 1810 unter gemeinsamer Verwaltung standen. 1631 wurde das Hospital von Tillys Truppen zerstört, aber umgehend wieder aufgebaut. Die Betreuung der Kranken übernahmen auswärtige Ärzte.

1881 wurde das Hospital für Kranke aus den Städten gegen Zahlung der Kosten geöffnet. In dieser Zeit wurde der erste Arzt unbefristet angestellt.

1929 wurde das Hospital in Landesheilanstalt umbenannt. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden viele Patienten durch Euthanasiemaßnahmen ums Leben gebracht. Zwangsarbeiter mussten in der Gärtnerei arbeiten und wurden dort auch untergebracht. Ab 1942 wurden die Anlagen als Militärlazarett genutzt.

Seit 1953 wird die historische Klosteranlage als Psychiatrische Klinik des Landeswohlfahrtsverbands Hessen genutzt.

Heute finden regelmäßig im Klostergarten Aufführungen des Amateurtheaters Klosterspiele Merxhausen statt, bei denen auch Patienten der Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Merxhausen mitwirken.

Aufbau

Innenansicht Kloster Merxhausen

Das Kloster ist eine hufeisenförmige dreiflügelige Anlage. Von der ursprünglich romanischen Klosterkirche, die von 1213 bis 1256 erbaut wurde, sind nur noch kleine unbedeutende Baureste im Norden nachzuweisen. Anfang des 14. Jahrhunderts wurde die Kirche im gotischen Stil umgebaut und außerdem ein gotischer Chor mit Rippengewölbe geschaffen. Bei der Restaurierung 1935 wurden gotische Malereien freigelegt. Hervorzuheben ist die Darstellung des Christus am Kreuz eines anonymen Künstlers aus der Gotik. In der Kirche befinden sich zwei Grabsteine des spätgotischen Bildhauers Philipp Soldan aus den Jahren 1548 und 1559, für Heinz von Lüder und Hermann Binzinger.

Heute ist von dem ehemaligen Kloster nur noch der im Kern aus dem 13. Jahrhundert stammende und gotisch veränderte Südflügel mit einem Erkervorbau von 1533 erhalten geblieben.

Einzelnachweise

  1. Das ebenfalls von Philipp im Jahre 1533 gestiftete Hohe Hospital in Hofheim bei Darmstadt wurde auf der Basis einer Pfarrei gegründet.

Literatur

  • Eduard Brauns: Wanderführer- und Reiseführer durch Nordhessen und Waldeck. A. Bernecker Verlag, Melsungen 1971, S. 87

Weblinks

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