- Kloster Polling
-
Das Kloster Polling ist ein ehemaliges Benediktiner- und später Augustiner-Chorherrenstift in Polling in Oberbayern.
Es wurde wohl nur der Legende nach von Herzog Tassilo III. von Bayern um 750 gegründet, vermutlich waren die Gründer Mitglieder der Huosi, einer einheimischen Adelsfamilie. Das Kloster Polling wirkte maßgeblich an der Finanzierung der vom Kloster Steingaden in den Jahren 1745 bis 1754 erbauten Wieskirche mit.
Das ursprünglich den Benediktinern zugerechnete Kloster musste Enteignungen unter Arnulf I. von Bayern hinnehmen und wurde in den Ungarnkriegen stark beschädigt. Ab 1010 lebten wieder Regularkanoniker in Polling, die nach Beginn des 12. Jahrhunderts nach den Regeln des Augustinus lebten. Eine neue Kirche wurde gebaut und 1160 durch den Bischof von Brixen geweiht. Etwa um diese Zeit werden auch erstmals Kanonissen erwähnt, die um 1300 die benediktinische Regel annahmen und nach Benediktbeuern wechselten. Im 13. Jahrhundert wurde Polling Ziel der Wallfahrten "Zum Kreuz". Die Kirche brannte zu Beginn des 15. Jahrhunderts ab und wurde zwischen 1416 und 1420 in gotischem Stil neu errichtet. Propst Johannes Zinngießer ließ in seiner Wirkungszeit von 1499 bis 1523 die Präfektur, das Refektorium und die Bibliothek errichten, die Kirche wurde in spätgotischem Stil gestaltet. Aus dieser Zeit etwa um 1526 stammt auch die von Hans Leinberger geschnitzte Madonna. Johannes Eck soll sich um diese Zeit mehrfach in Polling aufgehalten haben. 1714 begann der Neubau des Klosters, ab 1721 wurde die Klosterschule erweitert und dort wurde fortan nach dem Lehrplan der Jesuiten gearbeitet. Eusebius Amort (1692–1775) war einer der Lehrer, er gab auch die Zeitschrift „Parnassus Boicus“ mit Artikeln zu Physik, Chemie, Astronomie, Meteorologie, Geschichte und Grammatik heraus und gehörte später zu den Gründern der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Einer seiner Schüler war Franz Töpsl, der als Propst in seiner Wirkungszeit von 1744 bis 1796 die Bibliothek ausbauen und die Kirche im Rokokostil umgestalten ließ. Er sorgte für naturwissenschaftliche Kabinette und ließ eine Sternwarte errichten. Nach wechselvoller Geschichte wurde das Kloster 1803 säkularisiert. Die verschleppte Klosterbibliothek umfasste 88.000 Bände, von denen etwa 20.000 in die Hofbibliothek nach München und 7.000 in die Universitätsbibliothek Ingolstadt gelangten. Die Mehrzahl der Bücher wurde zu Makulatur. Die Gebäude wurden in den Jahren von 1805 bis 1807 weitgehend abgebrochen.
Die bedeutende spätgotische Klosterkirche mit frühbarocken Stuckaturen des Wessobrunners Georg Schmuzer ist jetzt Pfarrkirche. Ein Teil der erhaltenen Klostergebäude kam 1892 in den Besitz von Dominikanerinnen aus St. Ursula in Donauwörth, die - mit Unterbrechung durch den Zweiten Weltkrieg - dort bis 1972 eine Schule unterhielten. Apothekertrakt und Wirtschaftsgebäude gingen in Privatbesitz über.
Der einzigartige Pollinger Bibliotheksaal wurde von 1970–1975 restauriert und ist über den Verein der Freunde des Pollinger Bibliotheksaals e.V. zu besichtigen.
Heute ist in den noch erhaltenen Gebäudeteilen des Klosters auch ein Hospiz untergebracht.
Siehe auch: Liste der Klöster, Franz Töpsl
Weblinks
Commons: Kloster Polling – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Kloster Polling Basisdaten und Geschichte: Polling – Wallfahrtsort und Hort der Wissenschaft in der Datenbank Klöster in Bayern im Haus der Bayerischen Geschichte
- Verein der Freunde des Pollinger Bibliotheksaals e.V.
47.811711.1317Koordinaten: 47° 48′ 42″ N, 11° 7′ 54″ OKategorien:- Kloster (8. Jahrhundert)
- Augustiner-Chorherren-Stift
- Ehemaliges Benediktinerkloster in Bayern
- Ehemaliges Dominikanerinnenkloster in Bayern
- Polling (bei Weilheim)
- Kollegiatstift
- Frauenstift
- Ehemaliges Stift in Bayern
- Katholischer Wallfahrtsort in Oberbayern
- Kirchengebäude im Landkreis Weilheim-Schongau
Wikimedia Foundation.