- Wieskirche
-
Die Wieskirche ist eine bemerkenswert prächtig ausgestattete Wallfahrtskirche in Wies (Gemeinde Steingaden) im sogenannten Pfaffenwinkel (Bayern). Der vollständige Name der Wieskirche lautet Wallfahrtskirche zum Gegeißelten Heiland auf der Wies. Die Kirche ist im Bistum Augsburg gelegen. Patron der Kirche ist der hl. Josef.
Die Wallfahrtskirche „Zum gegeißelten Heiland“ in Freising wird ebenfalls als „Wieskirche“ bezeichnet, während die Pfarrkirche Heilig Kreuz in Berbling „kleine Wies“ genannt wird.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Wallfahrtskirche auf der Wies* UNESCO-Welterbe
Die Wieskirche bei Steingaden Staatsgebiet Deutschland Typ Kultur Kriterien (i)(iii) Referenz-Nr. 271 Regionª Europa Geschichte der Einschreibung Einschreibung 1983 (Sitzung 7) * Der Name ist auf der Welterbe-Liste aufgeführt.
ª Die Region ist von der UNESCO klassifiziert.Erbaut wurde die Wieskirche von 1745 bis 1754 von den Brüdern Johann Baptist und Dominikus Zimmermann. Die Wallfahrtskirche ist dem Gegeißelten Heiland geweiht, einer Statue, die 1730 von Pater Magnus Straub und Bruder Lukas Schweiger im oberbayrischen Kloster Steingaden gefertigt wurde. Ihren Ursprung nahm die Wallfahrt in die Wies am 14. Juni 1738, als die Bäuerin Maria Lory in den Augen einer ihr übergebenen Figur des „Gegeißelten Heilands“ einige Tropfen sah, die sie für Tränen hielt. Schnell führten Gebetserhörungen und kleinere Wallfahrten zum Bildnis des Heilands zum Bau einer kleinen Feldkapelle.
Häufig wird kolportiert, der bayerische Staat habe im Zuge der Säkularisation Anfang des 19. Jahrhunderts geplant, die Wieskirche zu versteigern oder abzureißen, und dass nur ortsansässige Bauern die Erhaltung des Bauwerks erreicht hätten. Belegen lässt sich allerdings im Gegenteil, dass sich die Aufhebungskommission von 1803 (sogar gegen wirtschaftliche Bedenken des Steingadener Abts) ausdrücklich für die Weiterführung der Wallfahrt in der Wies aussprach.[1]
1983 wurde die Wieskirche zum Weltkulturerbe erklärt und von 1985 bis 1991 für 10,6 Millionen DM restauriert. Heute besuchen jährlich mehr als eine Million Menschen die Kirche. Sie ist regelmäßig Veranstaltungsort von kirchenmusikalischen Konzerten.
Die großen Hauptfeste der Wies sind: am 1. Mai die Eröffnung des Wallfahrtsjahres, am 14. Juni beziehungsweise am diesem Datum folgenden Sonntag das Fest der Tränen Christi (Gedächtnis der Tränenwunders und Entstehung der Wallfahrt), das Schutzengelfest am ersten Sonntag im September zum Gedächtnis der Kirchweihe und das Fest der Bruderschaft zum Gegeißelten Heiland auf der Wies am zweiten Sonntag im Oktober. Festlich wird auch die Kar- und Osterliturgie in der Wies begangen. An der Kirche besteht die „Confraternitas Domini Nostri Flagellati“ (Bruderschaft zum Gegeißelten Heiland auf der Wies), deren Mitglieder sich der besonderen Verehrung des Gegeißelten Heilands widmen. Sie umfasst heute über 350 Mitglieder, bestehend aus Priestern und Laien.
Ausstattung
Von 1745 bis 1754 erbauten die Brüder Zimmermann unter der Leitung von Abt Marinus II. Mayer die heutige Kirche im Stile des Rokoko.
Das Altarbild stammt von dem Münchner Hofmaler Balthasar August Albrecht.
Die vier Gestalten der großen Theologen des Abendlandes (Hieronymus, Ambrosius, Augustinus, Gregor der Große) sind das reife Alterswerk des Tiroler Bildhauers Anton Sturm.
Die abgeflachte Kuppeldecke ist mit einem Trompe-l’œil-Fresko ausgemalt.
Orgel
Die Orgel geht zurück auf eine zweimanualige Schleifladenorgel, die 1757 von Johann Georg Hörterich erbaut worden war. Dieses Instrument wurde 1928 durch die Orgelbaufirma Siemann entsprechend dem damaligen Zeitgeschmack umgestaltet, wobei u.a. die mechanische Spieltraktur durch eine pneumatische Traktur ersetzt wurde.
1959 erbaute Gerhard Schmid (Kaufbeuren) in dem historischen Rokoko-Gehäuse von Dominikus Zimmermann ein neues Instrument, mit Schleifladen, mechanischer Spieltraktur und pneumatischer Registertraktur. Hinzugefügt wurde ein Schwellwerk. Aus der historischen Orgel von 1757 wurden ca. 600 Pfeifen übernommen sowie einige Register, die Fa. Siemann 1928 hinzugefügt hatte.
Im Jahre 2010 wurde die Orgel von Orgelbaumeister Claudius Winterhalter (Oberharmersbach) grundlegend renoviert und umgebaut. Dabei wurde versucht, sowohl Pfeifen aus der ehem. Hörterich-Orgel wie auch aus dem Umbau von Schmid, der bis 2010 bestand, in das Konzept der neuen Wies-Orgel einzuarbeiten. Das prachtvolle Zimmermann-Gehäuse wurde beibehalten, so dass die Orgel ihre optische Schönheit weiterhin behält.
Disposition 2010 (Winterhalter)
I Hauptwerk C–g3 1. Bourdon 16′ 2. Principal 8′ 3. Holzflöte 8′ 4. Gedackt 8′ 5. Gamba 8′ 6. Octav 4′ 7. Flöte 4′ 8. Fugara 4′ 9. Quinte 22/3′ 10. Superoctave 2′ 11. Mixtur V-VI 2' 12. Hörnle III 22/3′ 13. Trompete 8' II Positiv C–g3 14. Coppel major 8′ 15. Quintatön 8′ 16. Principal 4′ 17. Coppel minor 4′ 18. Octave 2' 4′ 19. Quinte 11/3′ 20. Cimbel IV 1′ 21. Vox humana 8' III Echo C–g3 22. Principal 8′ 23. Rohrflöte 8′ 24. Salicional 8′ 25. Bifara 8′ 26. Octave 4′ 27. Spitzflöte 4′ 28. Nasard 22/3′ 29. Flageolet 2′ 30. Terz 13/5′ 31. Mixtur IV-V 11/3′ 32. Trompette 8' 33. Oboe 8' 34. Clairon 8' Pedal C–f1 35. Principal 16′ 36. Subbass 16′ 37. Octavbass 8′ 38. Violonbass 8′ 39. Quintbass 51/3′ 40. Mixturbass V 4′ 41. Posaune 16′ 42. Trompete 8′ - Nebenregister: Tremulanten für Positiv und Echo, Glockenspiel
- Koppeln: I-Ped, II-Ped, III-Ped, II-I, III-I, III-II
- Trakturen: Tontraktur mechanisch, Registertraktur mechanisch mit Setzeranlage
- Siehe auch: Liste von Orgelregistern, für die einzelnen Bezeichnungen
Glocken
Im Turm hängen sieben Glocken (Schlagtonfolge: f1–as1–b1–c2–es2–f2–ges2)
Vier der Glocken bilden ein zusammenhängendes Barockgeläute (as1–c2–es2–ges2). Es wurde von Abraham Brandtmair und Franziskus Kern aus Augsburg in den Jahren 1750/51/53 gegossen.
1964 ergänzte die Glockengießerei Hofweber aus Regensburg den Bestand um drei Glocken.
Als Angelusglocke um 6:00, 12:00 und 18:00 Uhr fungiert die Anna-Glocke (Glocke 2); am Abend schließt sich die kleine Sterbeglocke an. Außerhalb der Karwoche erinnert jeden Freitag um 15:00 Uhr die große Dreifaltigkeitsglocke an die Sterbstunde Christi. Zum Einläuten der Sonntage, samstags um 15:00 Uhr, erklingt das vierstimmige Barockgeläut, wie auch jeweils 15 und 5 Minuten vor den Sonntagsmessen. An Werktagen läutet ein Motiv aus drei Glocken (b1–c2–es2). Das Vollgeläut ist den Hochfesten vorbehalten.
Ansichten
Weblinks
Commons: Wieskirche – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienAnmerkungen
- ↑ „Solange die Wahlfahrt existiert, und sie existiert im Geiste des Volkes auf das lebhafteste, läßt sich deren Aufhebung als nicht rätlich befinden. Solange aber lassen sich die Gebäude oder auch nur ein Teil davon als nicht veräußerlich denken. Diese Wahlfart ist für diese ungewerbsame Gegend aber auch eine wahre Wohlthat. Und es wäre noch weniger rätlich, sie hinwegzunehmen, ohne den hiesigen Bewohnern neue Nahrungsquellen zu bieten.“ (der für Steingaden zuständige Aufhebungskommisar Oberndorfer, zitiert nach: Stutzer/Fink: Die irdische und die himmlische Wies, Rosenheim, 1982, ISBN 3-475-52355-8)
47.6810.901111111111Koordinaten: 47° 40′ 48″ N, 10° 54′ 4″ OWeltkulturerbe: Aachener Dom | Dom zu Speyer | Würzburger Residenz mit Hofgarten und Residenzplatz | Wallfahrtskirche auf der Wies | Schlösser Augustusburg und Falkenlust in Brühl | Dom St. Mariae und Michaeliskirche in Hildesheim | Römische Baudenkmäler, Dom und Liebfrauenkirche in Trier | Historische Hansestadt Lübeck | Schlösser und Gärten von Potsdam und Berlin | Abtei und Altenmünster des Klosters Lorsch | Bergwerk Rammelsberg, Altstadt von Goslar, Kloster Walkenried, Grube Samson und Oberharzer Wasserregal | Zisterzienserabtei Kloster Maulbronn | Eisenhütte in Völklingen | Kölner Dom | Bauhaus-Stätten: Bauhaus Dessau, Kunstschule und Kunstgewerbeschule Weimar, Musterhaus Am Horn | Lutherstädte Eisleben und Wittenberg | Klassisches Weimar | Museumsinsel in Berlin | Wartburg bei Eisenach | Dessau-Wörlitzer Gartenreich | Klosterinsel Reichenau im Bodensee | Zeche Zollverein und Kokerei Zollverein | Kulturlandschaft Oberes Mittelrheintal | Die historischen Altstädte Stralsund und Wismar | Bremer Rathaus und Bremer Roland | Fürst-Pückler-Park Bad Muskau | Obergermanisch-Rätischer Limes | Stiftskirche und Altstadt Quedlinburg | Altstädte von Bamberg und Regensburg | Siedlungen der Berliner Moderne | Fagus-Werk in Alfeld | Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen
Weltnaturerbe: Grube Messel | Wattenmeer der Nordsee | Alte Buchenwälder
Weltdokumentenerbe: Edisonwalzen des Berliner Phonogramm-Archivs | Gutenberg-Bibel | Literarischer Nachlass Goethes | Beethovens 9. Sinfonie | Metropolis | Reichenauer Handschriften | Grimms Märchen | Waldseemüller-Karte | Bibliotheca Corviniana | Briefwechsel von Gottfried Wilhelm Leibniz | Nibelungenlied
Ehemaliges Welterbe: Dresdner Elbtal
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Wieskirche — Wies 47° 40′ 50″ N 10° 54′ 03″ E / 47.680544, 10.900894 … Wikipédia en Français
Wieskirche (Freising) — Die Wieskirche ist eine katholische Wallfahrtskirche Zum gegeißelten Heiland bei Freising in Oberbayern. Sie liegt im Norden von Freising am Waldrand an der Bundesstraße 301 in Richtung Zolling. Die Kirche ist das Ziel des Kreuzwegs zur Wies.… … Deutsch Wikipedia
Wieskirche — Wies|kir|che vgl. Wies … Die deutsche Rechtschreibung
Heilandskapelle — Folgende Kirchengebäude sind dem Patrozinium von Jesus Christus als Retter und Erlöser unterstellt: in Deutschland: Südfront der Heilandskirche in Sacrow … Deutsch Wikipedia
Église de Wies — Église de pèlerinage de Wies L église, vue générale côté nord Présentation Nom local Wieskirche Culte Catholique romain Type … Wikipédia en Français
Wies Church — Infobox World Heritage Site WHS = Pilgrimage Church of Wies State Party = GER Type = Cultural Criteria = i, iii ID = 271 Region = Europe and North America Year = 1983 Session = 7th Link = http://whc.unesco.org/en/list/271The pilgrimage church of… … Wikipedia
Augsburger Domkapitel — Karte Basisdaten Staat Deutschland Kirchenprovinz … Deutsch Wikipedia
Diözese Augsburg — Karte Basisdaten Staat Deutschland Kirchenprovinz … Deutsch Wikipedia
Heilandskirche — ist ein besonderer Name für Erlöserkirchen, Kirchen und Kapellen, die dem Patrozinium von Jesus Christus als Retter und Erlöser unterstellt sind. Deutschland in Amberg: Kapelle zum Gegeißelten Heiland in Aying, Ortsteil Dürrnhaar: Kapelle zum… … Deutsch Wikipedia
Rokoko (Kunstgeschichte) — „Die Schaukel“ gemalt 1767 von Jean Honoré Fragonard. Ein Sinnbild des Rokokos. Das Rokoko [franz.: Rocaille, ‚Muschelwerk‘], auch Spätbarock genannt, ist eine Weiterentwicklung der europäischen kunstgeschichtlichen Epoche des Barock in den… … Deutsch Wikipedia