Kodoha

Kodoha
Der Gösch der kaiserlichen japanischen Marine, vor und während des Zweiten Weltkriegs von der Kōdōha als Parteifahne genutzt.

Die Kōdōha (jap. 皇道派, Faktion/Gruppe des kaiserlichen Wegs) war eine nationalistische und militaristische japanische Partei.

1932 wurde die Kōdōha als Bewegung gegründet, die innenpolitische Revolution (als Antwort auf sozialfeindliche Politik korrupter Bürokraten) und außenpolitisch Aggression gegen die Feinde Japans, allen voran gegen Russland, befürwortete. Zu ihren Gründern zählen die Generäle Mazaki Jinzaburō und Araki Sadao, der auch der erste Parteiführer war.

Von 1931 bis 1934 war Araki Kriegsminister und die Kōdōha bestimmte in dieser Zeit die Politik des japanischen Militärswesens. Dieser Zustand endete abrupt mit der Berufung von Hayashi Senjūrō zum Kriegsminister. Senjūrō war ein führender Politiker der Tōseiha („Kontrollfaktion“), die mit der Kōdōha rivalisierte. Bestehende Pläne zur Aufrüstung für einen Krieg gegen die Sowjetunion wurden vorzeitig beendet und Kōdōha-Mitglieder aus hochrangigen, militärischen Posten entfernt. Nur Mazaki durfte seinen Posten als Generalinspektor für Militärausbildung behalten, wurde jedoch 1935 zum Rücktritt gezwungen. Daraufhin verübte Kōdōha-Mitglied Aizawa Saburō, ein Leutnant, am 12. August 1935 einen tödlichen Anschlag auf Nagata Tetsuzan, Chef des Büros für militärische Angelegenheiten und Berater von Hayashi. Nagata war von den jüngeren Mitgliedern der Kōdōha für Mazakis Rücktritt und die Abkehr des Militärs von den Idealen der Kōdōha verantwortlich gemacht worden.

Während des in der Öffentlichkeit äußerst kontrovers diskutierten Gerichtsverfahrens von Aizawa, in dem die Verteidigung die bedingungslose Treue des Angeklagten zum Tennō bekräftigte, versuchten mehrere hundert Kōdōha-Mitglieder am 26. Februar 1936 einen Putsch, da sie auf die öffentliche Sympathie für Aizawa bauten. Dieser Versuch schlug jedoch fehl, und die Aufständischen wurden schnell niedergeschlagen, verhaftet, zum Tode verurteilt und hingerichtet. Aizawa wurde ebenso zum Tode verurteilt und hingerichtet. In der Folge fiel die Kōdōha für mehrere Jahre in die politische Bedeutungslosigkeit, gleichzeitig wurde die Tōseiha zur führenden Partei Japans bis 1941.

General Tōjō Hideki wurde 1941 Anführer der Kōdōha sowie japanischer Premierminister und damit effektiv zum Diktator des Landes. Während der frühen Phase des Pazifikkrieges bis zum Fall von Saipan 1944 hatte er den Oberbefehl über die japanischen Streitkräfte inne.

Die Partei galt als politischer Arm von Heer und Marine, ihr Ziel war die Errichtung einer Militärdiktatur. Sie wurde massiv von jungen Offizieren der kaiserlichen japanischen Armee aus dem unteren Mittelstand unterstützt und vertrat eine dem europäischen Faschismus ähnliche Ideologie.

Die Kōdōha wurde 1945 von der alliierten Besatzungsregierung aufgelöst.

Ideologisches Profil

Die Ideologie der Kōdōha wird von der modernen Politikwissenschaft, analog zum Modell Ernst Noltes, mehrheitlich dem Faschismus zugeordnet. In diesem Zusammenhang wird von japanischem Faschismus gesprochen. Jedoch bestehen gegenüber der italienischen PNF und der deutschen NSDAP auch starke Unterschiede, welche konservative japanische Politiker heranziehen um die Verwandtschaft mit dem Faschismus zu leugnen.

Die wesentlichen Elemente des japanischen Faschismus können wie folgt zusammengefasst werden:

Wie keine politische Kraft vor und nach ihr stützte sich die Kōdōha auf das Prinzip des Staats-Shintō und den Anspruch der Göttlichkeit des Tennō. Über die Shintō-Religion bildete der japanische Monarchismus ein Bindeglied der japanischen Geschichte, das bis in die Zeit des Yamato-Reiches zurückführt. Über dieses Bindeglied konnte die Kōdōha sehr leicht ihre Interpretation des Yamato-Damashii und des Bushidō, als Manifestationen einer vorgeblich ethnisch homogenen und überlegenen Nation transportieren. In Bezug auf Bushidō, vertrat die Kōdōha die Positionen des Hagakure und gründete ihren Traditionalismus auf der Kultur der Sengoku-Zeit. Aus diesem historischen Erbe entstammt auch das strikte Führerprinzip, welches die bedingungslose Unterwerfung unter die Befehlsgewalt und auch Seppuku, Selbsttötung auf Befehl, vorsah.

Sadao Araki entwickelte auf dieser Grundlage eine neue Form des Bushidō, welches über das Seishin Kyoiku (dt. Spirituelle Übungen) schon vor der Regierung der Kōdōha Bestandteil der Ausbildung in der kaiserlichen japanischen Armee wurden. De facto stellen die für Seishin Kyoiku publizierten Schriftstücke den ideologischen Kern der Bewegung dar.

Literatur

  • Klaus-Peter Horn: Pädagogik im Militarismus und im Nationalsozialismus. Japan und Deutschland im Vergleich. Klinkhardt, Deutsch, ISBN 3781514552.
  • E. Bruce Reynolds: Japan in the Fascist Era. Palgrave MacMillan, Englisch, ISBN 140396338X.
  • Ben-Ami Shillony: Politics and Culture in Wartime Japan. Clarendon Press, Englisch, ISBN 0198202601.
  • James B. Crowley: "Japanese Army Factionalism in the Early 1930s", in: Journal of Asian Studies. Vol. 21, No. 3 (Mai 1962), S. 309-326.

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