- Kohlhammer Verlag
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Der Kohlhammer Verlag ist ein wissenschaftliches Verlagsunternehmen in Deutschland. Die W. Kohlhammer GmbH hat sich zu einem Verbund aus Handels-, Produktions- und Dienstleistungsunternehmen entwickelt und ist in den Bereichen Kommunikation, elektronische Medien, Datenhaltung und Druck tätig.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Am 30. April 1866 erklärte Wilhelm Kohlhammer im Gewerbeänderungsprotokoll der Gemeinde Stuttgart, dass er die 1849 gegründete Druckerei und Badeanstalt seines verstorbenen Schwiegervaters Gottlob Carl Rümelin übernommen habe.
Die Druckerei, die Kohlhammer nun unter eigenem Namen betrieb, befand sich seit 1857 im hinteren Teil eines Geschäftshauses in der Stuttgarter Urbanstraße 14, wo der Verlag für 120 Jahre seinen Sitz hatte. Die mitübernommene Badeanstalt, das „Stuttgarter Neckarwasserbad“, arbeitete einträglich und verschaffte Kohlhammer bis zu ihrer Schließung 1890 den finanziellen Rückhalt für den weiteren Ausbau der Druckerei sowie den Aufbau eines Verlages.
Die Konsolidierung der kleinen Druckerei mit bis zu 8 Gehilfen verdankte Kohlhammer einer neuen Geschäftsidee. Seine Erfahrung als Notariatsassistent brachte ihn auf den Gedanken, für standardisierte Verwaltungsvorgänge Formulare herzustellen und dadurch nicht nur zeitraubende Schreibarbeit zu vermeiden, sondern auch einen Beitrag zur administrativen Rechtssicherheit zu leisten.
Aus dem Geschäft mit Vordrucken entwickelte sich als weiterer Geschäftszweig die Herstellung von Gesetzestexten, Dienst- und Verwaltungsvorschriften für das Königreich Württemberg. In der Folgezeit entstand ein rechts- und staatswissenschaftlicher Verlag, der bis heute eine der tragenden Säulen des Unternehmens bildet. Bekannt wurde der Kohlhammer Verlag auch durch seine landesgeschichtlichen und landeskundlichen Fachveröffentlichungen.
Den Anstoß für den Aufbau einer theologischen und geisteswissenschaftlichen Abteilung gab die Dissertation des Vikars der Stiftskirche und späteren Professors für das Alte Testament an der Universität Leipzig, Rudolf Kittel. Einen weiteren Höhepunkt bildete die in den Jahren 1885 bis 1895 von dem Marburger Professor Karl Friedrich Geldner besorgte kritische Ausgabe der „Avesta, die heiligen Bücher der Parsen“, für deren Herstellung Kohlhammer angeblich eigens einen parsischen Priester nach Stuttgart holte, der beim Drucksatz der komplizierten Zeichen half und die Drucklegung überwachte. Im Laufe der Zeit kamen weitere Fachbereiche hinzu.
Um dem Publikum ein Sonntagsblatt anbieten zu können, gründete Kohlhammer 1872 das „Neue Deutsches Familienblatt“, das seit 1895 auf einer Rotationsdruckmaschine gedruckt wurde und in einer Auflage von 185.000 Exemplaren im Jahr 1914 erschien. Der Erfolg des Familienblattes veranlasste zum weiteren Ausbau der verlagseigenen Zeitschriftensparte, indem man 1882 die Verlagsrechte an der „Deutschen Feuerwehrzeitung“ erwarb.
Schließlich wurde 1888 noch der „Schwabenkalender“ gegründet, der bis heute alljährlich als „Schwäbischer Heimatkalender“ erscheint.
Nach dem plötzlichen Tod des Verlagsgründers im Januar 1893 führte die Witwe Marie Kohlhammer (1850–1925), unterstützt von ihrem Bruder, die Geschäfte weiter, bis 1909 der Sohn Walter Kohlhammer (1879–1946) als Gesellschafter in die Firma eintrat und das Druck- und Verlagsunternehmen in der Folgezeit weiter ausbaute.
Struktur
Fachbereiche des Verlages
- Recht und Verwaltung
- Psychologie, Medizin, Pflege, Krankenhaus, Pädagogik
- Geschichte, Sozialwissenschaften, Badenia-Württembergica
- Literatur- und Sprachwissenschaft
- Theologie, Religionswissenschaft, Kulturwissenschaft, Philosophie
- Wirtschaftswissenschaften
- Brandschutz / Feuerwehr
- Architektur
Unternehmensverbund
Zum Verbund der Verlagsunternehmen gehören heute die folgenden Unternehmen:
- Verlag W. Kohlhammer
- Deutscher Gemeindeverlag GmbH (Öffentliche Verwaltung)
- Verlag für Ärzte
- Verlag für Krankenkassen
- Verlag für Schulen
- Verlag für Architektur und Bauwesen
- W. Kohlhammer Druckerei GmbH+Co. KG
- Druckerei Kohlhammer und Wallishauser GmbH
- Verlagsvertrieb Stuttgart GmbH
- W. Kohlhammer Compunication GmbH
- Data Images GmbH
Kohlhammer Urban-Taschenbücher
Innerhalb des Kohlhammer-Wissenschaftsprogramms bilden die Urban-Taschenbücher die wissenschaftliche Taschenbuchreihe in den Fächern Geschichte, Psychologie, Pädagogik, Theologie und Philosophie.
Sie wurde 1953 als erste wissenschaftliche Taschenbuch-Reihe auf dem deutschen Markt gegründet. Die Urban-Bücher gehen zurück auf den Heidelberger Historiker Fritz Ernst, der Anfang der 1950er Jahre als Autor und Herausgeber der Zeitschrift „Die Welt als Geschichte“ den Verlag in der Stuttgarter Urbanstraße besuchte. Im Verlauf eines Gespräches mit dem Verleger kristallisierte sich der Gedanke einer wissenschaftlichen Taschenbuchreihe heraus, für die der Name „Urbanbücher“ gewählt wurde, einmal weil sie ihren Ausgang von der Urbanstraße nahm, zum anderen weil die übertragene Bedeutung von urban im Sinne von Bildung und Weltgewandtheit für Ziel und Aufgabe der neuen Reihe richtungweisend sein konnte.
In der Reihe der Urban-Taschenbücher erscheinen Übersichten und Einführungen in wissenschaftliche Teilgebiete, kompakte Monografien sowie kurzgefasste Biografien über historische Persönlichkeiten und Dynastien-Darstellungen.
Literatur
- „Hundert Jahre Kohlhammer 1866–1966“ (Stuttgart 1966, Verlagsnummer: 79014) vor.
Weblinks
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