- Kokopelli
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Kokopelli ist ein Fruchtbarkeitsgott, der von den Ureinwohnern des amerikanischen Südwestens (heutige USA) verehrt wird. Er wacht sowohl über die Geburt und Fortpflanzung als auch über die Landwirtschaft. Kokopellis Flötenspiel vertreibt den Winter und leitet den Frühling ein. Viele Stämme, wie zum Beispiel die Zuñi, verbinden mit Kokopelli auch den Regen.
Für gewöhnlich wird er als buckeliger Flötenspieler dargestellt, mit antennenähnlichen Auswüchsen auf dem Kopf und, wegen seines Einflusses auf die menschliche Sexualität, oftmals mit überdimensionalem Phallus.
In manchen Mythen war dieser Penis abnehmbar und manchmal ließ Kokopelli ihn in einem Fluss zurück mit dem Auftrag, Sex mit den dort badenden Frauen und Mädchen zu haben. Bei den Hopi trägt er Kinder in einem Sack auf seinem Rücken und verteilt diese unter den Frauen. Aus diesem Grund sind junge Mädchen bei seinem Anblick oft furchtbar verängstigt. Er wird oft mit Hochzeitszeremonien in Verbindung gebracht und wird bei den Hohokam und Hopi manchmal mit einer Gefährtin, Kokopelli-mana (einem seiner weiblichen Aspekte), abgebildet.
Da Kokopelli ebenfalls Gott der Fortpflanzung des Wildes ist, ist er auf Abbildungen oft mit tierischen Gefährten wie Schafsbock oder Hirsch zu sehen. Andere häufig abgebildete Gefährten sind sonnenbadende Tiere wie etwa Schlangen oder wasserliebende wie Eidechsen oder Insekten.
Gelegentlich taucht er zusammen mit Paiyatamu, einem anderen Flötenspieler, auf Abbildungen von Zeremonien des Mais-Mahlens auf. Manche Stämme sagen, er trägt Babys und/oder Saatgut in seinem Sack auf dem Rücken.
Inhaltsverzeichnis
Ursprünge und Entwicklung
Kokopelli wird mindestens seit der Zeit der Pueblo-Kultur verehrt. Die ersten bekannten Abbildungen erscheinen auf Töpfereien der Hohokam, die auf 750 bis 850 datiert werden.
Kokopelli könnte ursprünglich eine Darstellung der Pochtechas sein, aztekische Händler, die in den Südwesten Mexikos reisten. Diese Händler hatten ihre Waren in einem Sack, den sie über den Rücken trugen. Dieser Sack könnte sich zu dem vertrauten Buckel Kokopellis entwickelt haben (tatsächlich beschrieben viele Stämme Kokopelli als Händler).
Auch benutzten die Pochtechas Flöten, wenn sie eine Siedlung betraten, um sich als friedlich anzukündigen. Es gibt jedoch Zweifel an dieser Theorie, da die frühesten bekannten Kokopelli-Darstellungen der Hochzeit des Handels zwischen Azteken und Anasazi um Jahrhunderte vorausdatieren.
Eine andere Theorie besagt, das Kokopelli ein anthropomorphes Insekt ist. Hierfür spricht zum einen, dass Kokopelli in den frühesten Darstellungen sehr insektenähnlich dargestellt wird, zum anderen könnte der Name eine Zusammensetzung von „Koko“, einem anderen Fruchtbarkeitsgott der Hopi und Zuni, und „Pelli“, dem Hopi- und Zuñi-Wort für die Wüsten-Raubfliege, sein.
Dieses Insekt hat einen auffallenden Rüssel, ein abgerundetes Hinterteil und ist außerdem für seine eifrigen sexuellen Tätigkeiten bekannt.
Kokopelli ist eine der am leichtesten zu identifizierenden Figur der Petroglyphen und Piktogramme der Region. Die älteste bekannte Petroglyphe mit seiner Darstellung datiert ungefähr aus dem Jahr 1000.
Kokopelli ist eine von mehreren Kachina-Figuren, die Touristen zum Kauf angeboten werden. Die spanischen Missionare der Region überzeugten die Hopi-Handwerker, bei ihren Darstellungen der Figur den Phallus auszusparen. Wie die meisten Kachinas wurde der Hopi Kokopelli bei Zeremonien durch einen menschlichen Tänzer verkörpert.
In den letzten Jahren hat sich der „entmannte“ Kokopelli zu einem Wahrzeichen des Südwestens der Vereinigten Staaten entwickelt, mit Merchandising wie Baseball-Kappen und Schlüsselanhängern.
Synonyme
- Kokopele
- Kokopelli-mana oder Kokopelmana (eigentlich Kokopelli-Gefährtin) (Hohokam)
- Kokopeltiyo
- Kokopilau
- Neopkwai'i (Pueblo)
- Ololowishkya (Zuñi)
Siehe auch
Literatur
- Ekkehart Malotke, 'Kokopelli. The Making of an Icon, Lincoln, NE, University of Nebraska Press, 2000.
Weblinks
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