- Konkordanz (Sprachwissenschaft)
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Konkordanz (zurückgehend auf lat. concordare = übereinstimmen) ist ein Fachausdruck aus der Theoretischen Linguistik und bezeichnet in Sprachen mit so genannten Nominalklassen die morphologische Übereinstimmung eines Verbs oder Attributs mit dem als Ausgangsbegriff gedachten Nomen. Die Konkordanz von Verben und Attributen mit den Nomina erfolgt mittels Affixe, also Vor- und Nachsilben. Das Phänomen ist daher in seiner äußeren Erscheinungsform vergleichbar mit der Kongruenz in den indogermanischen Sprachen, jedoch nicht völlig damit gleichzusetzen. Vielfach wird Konkordanz als Sonderform der Kongruenz verstanden.
Merkmale
Nominalklassen sind in erster Linie in den Niger-Kongo-Sprachen, teilweise auch in anderen Sprachgruppen vorhanden und kennzeichnen semantische Kategorien (in einer einzelnen Sprache mitunter zwei bis drei Dutzend an der Zahl), auf die sämtliche „Hauptwörter“ feststehend verteilt sind. Bei der Herstellung von Konkordanz sind die Affixe der vom Nomen „abhängigen“ Satzteile mit dem entsprechenden Affix des Hauptwortes äußerlich meist identisch, müssen aber nicht unbedingt übereinstimmen; es kommt damit jedoch immer die dadurch gekennzeichnete = dahinterstehende Nominalklasse zum Ausdruck. So können in manchen Fällen (z. B. in der Sprache Fulfulde) durch Anlautmutation Vorsilben geschwunden erscheinen, hinterlassen aber mittelbar Spuren der Konkordanz.
Mit der Konkordanz der beteiligten Satzelemente wird die syntaktische Zusammengehörigkeit der betroffenen Wortgruppen gekennzeichnet, womit auf Textebene Kohäsion hergestellt wird. Konkordanz drückt außerdem Kategorien wie Numerus, Person oder Genus aus, also Klassen, wie sie als morphosyntaktische Kategorien in den indogermanischen Sprachen bekannt sind. Im Gegensatz zu diesen wird in Sprachen mit Konkordanz aber morphologisch kein Kasus markiert. Prädikate haben lediglich Ergänzungen, welche entweder „nicht weiter bezeichnete“ Objekte sind oder lose durch Postposition, seltener durch Präposition an den Satz angeschlossen werden.
- Sprachbeispiel
Ein Beispiel aus dem Swahili, einer Bantusprache (des verbreitetsten Zweiges der Niger-Kongo-Sprachen):
Watu warefu wawili wanaingia nyumbani – „Zwei große Menschen gehen ins Haus“ Swahili: Wa-tu wa-refu wa-wili wa-na-ingia nyumba-ni Wörtlich: 2.-Mehrzahl-Klasse - Mensch 2.-Mehrzahl-Klasse - groß 2.-Mehrzahl-Klasse - zwei 2.-Mehrzahl-Klasse - Gegenwart - hineingehen Haus - in Subjekt ist watu = Menschen. Das Präfix wa- kennzeichnet die Nominalklasse „Mehrzahl“ und muss zur Herstellung von Konkordanz seinen näheren Bestimmungen ebenfalls vorangestellt werden: den Attributen „zwei“ und „groß“ sowie dem Prädikat „gehen“.
Literatur
- Helmut Glück (Hrsg.), unter Mitarbeit von Friederike Schmöe: Metzler Lexikon Sprache. 4. Auflage; Verlag J.B. Metzler, Stuttgart, 2010; ISBN 3-476-02335-4
- Hadumod Bußmann: Lexikon der Sprachwissenschaft. 4. Auflage, Verlag Kröner, Stuttgart, 2008; ISBN 3-5204-5204-9
- Duden: Die Grammatik, 8.Auflage; Duden Verlag, Mannheim, 2009; ISBN 3-411-04048-3
- David Sapir: A Grammar of Diola-Fogny. Cambridge 1968.
- William A. A. Wilson: Guinea Languages of the Atlantic Group. Description and Internal Classification. Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-631-55170-7 und ISBN 3-631-55170-3.
- Édouard Wintz: Dictionnaire français-dyola et dyola-français, précédé d'un essai de grammaire. Elinkine (Casamance)/Paris 1909.
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