Konrad Wilhelm Albrecht Thaer

Konrad Wilhelm Albrecht Thaer

Albrecht Conrad Thaer ( * 6. August 1828 in Lüdersdorf (Provinz Brandenburg); † 13. Dezember 1906 in Gießen), ältester Sohn von Albrecht Philipp Thaer und Enkel von Albrecht Daniel Thaer, war ein deutscher Agrarwissenschaftler.

Leben und Wirken

Seine akademische Laufbahn begann er 1846 als Student der Naturwissenschaften an der Universität Heidelberg. 1847 wechselte er an die Landwirtschaftliche Akademie Möglin und seit 1848 studierte er Naturwissenschaften und Nationalökonomie an der Universität Berlin. Dort wurde er 1851 mit einer Dissertation aus dem Gebiet der Zoologie zum Dr. phil. promoviert. Anschließend arbeitete er zwei Jahre lang als praktischer Landwirt in England und Schottland. 1853 übernahm er die Verwaltung zweier Landgüter seines Vaters.

Von 1859 bis 1861 war Thaer als Lehrer an der Landwirtschaftlichen Akademie zu Möglin tätig. 1860 habilitierte er sich an der Philosophischen Fakultät der Universität Berlin für das Fachgebiet Landwirtschaft mit der betriebswirtschaftlich orientierten Schrift "Die Wirthschaftsdirection des Landgutes". Seit 1861 lehrte er als Privatdozent, seit 1866 als außerordentlicher Professor am Landwirtschaftlichen Lehrinstitut in Berlin. 1866 gründete er in Berlin den später berühmten "Klub der Landwirte".

1871 folgte Thaer einem Ruf an die Universität Gießen. Hier übernahm er als ordentlicher Professor den Lehrstuhl für Landwirtschaft und wurde Direktor des neu gegründeten Landwirtschaftlichen Instituts. 30 Jahre lang bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1901 hat er hier als erfolgreicher Lehrer und Forscher gewirkt. Er hielt Vorlesungen über alle Teilgebiete der Landwirtschaftswissenschaft. Nach seinen Plänen wurde ein landwirtschaftliches Laboratorium gebaut und ein Versuchsfeld eingerichtet.

In Gießen entfaltete Thaer eine rege wissenschaftlich-publizistische Tätigkeit. Wissenschaftshistorisch beachtenswert ist seine 1871 gehaltene akademische Antrittsrede "Die Landbauwissenschaft als Universitäts-Disziplin". Zu seinen bedeutendsten Veröffentlichungen gehört das 1877 erstmals erschienene Buch "System der Landwirthschaft", eine aus Vorlesungen entstandene Darstellung der gesamten Landwirtschaftslehre. In mehreren Publikationen beschäftigte er sich auch mit agrarhistorischen Themen. Weite Verbreitung in der landwirtschaftlichen Praxis fand sein Buch "Die landwirthschaftlichen Unkräuter".

Thaer war im Studienjahr 1884/85 Rektor der Universität Gießen und führte seit 1896 den Titel Geheimer Hofrat.

Schriften (Auswahl)

  • Über den Anbau der Lupine. Berlin 1859.
  • Die Wirthschaftsdirection des Landgutes. Berlin 1861; 2. Aufl. 1879; 3. Aufl. 1896 = Thaer-Bibliothek Bd.50.
  • Die Landbau-Wissenschaft als Universitäts-Disziplin. Academische Antrittsrede gehalten am 6. Mai 1871 in der Aula der Ludwigs-Universität zu Gießen. Berlin 1871.
  • System der Landwirthschaft. Berlin 1877; 2. umgearbeitete Aufl. ebd. 1896.
  • Die altägyptische Landwirthschaft. Ein Beitrag zur Geschichte der Agricultur. Berlin 1881.
  • Die landwirthschaftlichen Unkräuter. Farbige Abbildung, Beschreibung und Vertilgungsmittel derselben. Berlin 1881; 2. Aufl. ebd. 1893; 3. Aufl. ebd. 1905; 4. u. 5.Aufl. herausgegeben von Otto Appel ebd. 1923 u. 1927.

Literatur

  • Albert Orth: Albrecht Thaer †. 13. Dezember 1906 zu Gießen. Gedächtnisrede gehalten am 25. Februar 1907 im Berliner Verein Deutscher Landwirtschaftsbeamten. In: Nachrichten aus dem Klub der Landwirte zu Berlin Nr. 503, 1907,S. 4644-4649.
  • Ph. Walther: Zum 100. Geburtstage von Geheimen Hofrat Prof. Dr. Thaer. In: Deutsche Landwirtschaftliche Presse Jg. 55, 1928, S. 457-458 (m. Bild u. Schriftenverzeichnis).
  • Albrecht Conrad Thaer. Zu seinem 100. Geburtstage. In: Jahrbuch der Gesellschaft für Geschichte und Literatur der Landwirtschaft Jg. 27, 1928, S. 23-25 (m. Bild).
  • Eduard von Boguslawski: Konrad Wilhelm Albrecht Thaer (1828-1906) / Professor der Landwirtschaftswissenschaft. In: Gießener Gelehrte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Herausgegeben von Hans Georg Gundel, Peter Moraw und Volker Press. Tl. 1 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 35. Lebensbilder aus Hessen Bd. 2. Marburg 1982, S. 955-959 (m. Bild).

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