- Konrad von Urach
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Konrad von Urach (* um 1170 oder 1180; † 30. September 1227 in Bari) stammte aus der Familie der Grafen von Urach und war Zisterzienserabt, Kardinalbischof und Kardinallegat in Frankreich und Deutschland.
Über das Geburtsjahr Konrads von Urach ist nichts bekannt; seine Eltern, Graf Egino IV. und die Zähringerin Agnes, hatten aber wohl vor dem Jahr 1181 geheiratet. Für Konrad, der einen Zähringernamen trug, war die geistliche Laufbahn vorgesehen, und wurde wahrscheinlich vor 1189 als Domkanoniker an der Lütticher Kathedralkirche, wo Konrads Großonkel Rudolf, der Bruder des Zähringerherzogs Berthold IV., Bischof war (1167–1191). Die Domschule vermittelte dem Jungen eine solide Ausbildung. Konrad wurde 1199 nach seinem Eintritt in die Abtei Villers Zisterziensermönch. Ab 1208 oder 1209 ist er im diesem Tochterkloster von Clairvaux als Abt nachweisbar. 1213 oder 1214 wechselte Konrad nach Clairvaux, wo er zum Klosterleiter gewählt worden war. Als Abt der Primarabtei mit den meisten Tochterklöstern, als Nachfolger des berühmten Bernhard von Clairvaux (1090–1153), und noch mehr ab 1217 als Abt von Cîteaux und oberster Repräsentant des Zisterzienserordens bestimmte er wesentlich Organisation und Politik dieser weit verzweigten, europäischen Mönchsgemeinschaft (Generalkapitel von 1217 und 1218; Frauenseelsorge, Zisterzienserinnen und Magdalenerinnenorden). Anfang 1219 wurde er nach erfolgreichen Verhandlungen zwischen Zisterzienserorden und Papsttum Kardinalbischof von Porto und Santa Rufina, eingesetzt und geweiht von Papst Honorius III. (1216–1227). 1219, 1223/1224 und 1226/1227 führte Konrad seine Amtsgeschäfte an der Kurie, dazwischen war der Kardinal als päpstlicher Legat in Frankreich (1220–1223; Albigenserkreuzzug, Klosterreform) und Deutschland (1224–1226; Kreuzzugwerbung, kirchliche Konflikte).
Gerade seine Legationstätigkeit in Deutschland macht das Netzwerk aus familiären, politischen und kirchlichen Beziehungen, in dem sich Konrad bewegte, deutlich. Der geografische Raum seiner Einflussnahme erstreckte sich dabei vom Niederrhein und Lothringen bis nach Südwestdeutschland, von Bayern bis nach Sachsen. Im Sommer 1224, die Familienpolitik der Grafen von Urach betreffend, kam es zu einem Vertrag zwischen Kaiser Friedrich II. und der Straßburger Kirche u.a. wegen eines ehemals zähringischen Kirchenlehens in Offenburg; der Vertrag war dabei von Konrad vermittelt worden. Etwas später einigten sich, wahrscheinlich ebenfalls auf Vermittlung Konrads, König Heinrich (VII.) (1220–1235) und Graf Egino V. († 1236/37) wohl in Speyer hinsichtlich des Zähringererbes; der Vertrag wurde schließlich „aus Verehrung für den Kardinalbischof Konrad“ von Kaiser Friedrich II. am 8. Juli 1226 bestätigt und der wegen der Erbstreitigkeiten in Opposition stehende Egino in Gnaden aufgenommen. Am 8. Januar 1225 urkundete Kardinallegat Konrad in Schaffhausen für das Kloster St. Georgen im Schwarzwald, das im Jahr zuvor abgebrannt war. Im Herbst 1225 war Konrads Vater Egino bei jenem in Sachsen, um notwendige Familienangelegenheiten zu besprechen. Bei den diversen Verhandlungen nicht nur in Deutschland half es schließlich Konrad, dass die Grafen von Urach über die Zähringerin Agnes weiträumig verwandt gewesen waren: mit den zähringischen Seitenlinien der Markgrafen von Baden, der Markgrafen von Hachberg und der Herzöge von Teck, mit den Wittelsbachern, den Herzögen von Namur, dem Erzbischof Engelbert I. von Köln (1216–1225), den Grafen von Holland, Dagsburg und Geldern, mit den Staufern oder dem französischen König aus der Linie der Kapetinger.
Im Frühjahr 1226 war dann Konrads zweite Legation beendet, der Kardinalbischof kehrte nach Italien und Rom zurück, schaltete sich in die Verhandlungen mit dem lombardischen Städtebund ein (1226/27) und unterstützte die Kreuzzugsvorbereitungen des Kaisers, starb aber auf einer Reise in Bari[1]. Das Todesdatum Konrads von Urach war der 30. September 1227, seine Leiche wurde nach Clairvaux überführt, wie nicht zuletzt ein Schreiben von Konrads Bruder, Graf Egino V. von Urach und Freiburg, aus dem Jahr 1228 belegt.
Literatur
- Falko Neininger: Konrad von Urach († 1227). Zähringer, Zisterzienser, Kardinallegat. (Quellen und Forschungen aus dem Gebiet der Geschichte, Neue Folge, Heft 17). Paderborn 1994 ISBN 3-506-73267-6. (Rezension von Hans Martin Schaller online auf digizeitschriften.de)
- Hans Jürgen Rieckenberg: Konrad (Kuno) von Urach. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 12, Duncker & Humblot, Berlin 1980, S. 551.
- Sigmund von Riezler: Konrad von Urach. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 16, Duncker & Humblot, Leipzig 1882, S. 605–608.
- Johannes Madey: Konrad von Urach. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 4, Herzberg 1992, ISBN 3-88309-038-7, Sp. 440–441.
- Michael Ott: Conrad of Urach. In: Catholic Encyclopedia (englisch, Ausgabe 1913)
Einzelnachweise
- ↑ URACH, O. Cist., Konrad von, In: Salvador Miranda: The Cardinals of the Holy Roman Church, online auf fiu.edu, Website der Florida International University, gesehen am 8. Juli 2011. (englisch)
Weblinks
- Konrad von Urach in: Biographia Cisterciensis - Ein Zisterzienserlexikon
Vorgänger Amt Nachfolger Cencio Savelli Kardinalbischof von Porto
1219–1227Romano Bonaventura
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