- Kontraktion und Konvergenz
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Kontraktion und Konvergenz beschreibt ein Konzept des Klimaschutzes, das aus zwei Dimensionen besteht: Kontraktion bezieht sich auf die notwendige Reduktion des Treibhausgas-Ausstoßes, um die globale Erwärmung einzudämmen. Konvergenz bedeutet, die insgesamt gesunkene Emissionsmenge gerecht auf alle Menschen aufzuteilen.
Die Konvergenz-Idee geht davon aus, dass jedem Menschen die gleiche Kohlendioxid-Emissionsmenge zugestanden wird. Da die Weltbevölkerung von derzeit etwa 6,5 Milliarden Menschen (2005) auf bis zu 10 Milliarden Menschen im Jahr 2100 zunehmen wird und gleichzeitig die weltweiten CO2-Emissionen gesenkt werden sollen, folgt daraus, dass auch das personenbezogene CO2-Budget mit der Zeit abnehmen muss.
Das Konzept wurde 1990 vom Global Commons Institute in dreijähriger Arbeit entwickelt. 2007 wurde es im deutschsprachigen Raum unter dem Namen Kohlenstoff-Gerechtigkeit erstmals von einer breiten Öffentlichkeit diskutiert.
Inzwischen ist der Anwendungsbereich des Konzepts erweitert worden: Nicht nur die Treibhausgasemissionen sollen verringert und weltweit vereinheitlicht werden, sondern der gesamte Naturverbrauch des Menschen. Dieser Vorschlag wird unter anderem in der vom Wuppertal Institut herausgegebenen Studie Fair Future formuliert. Der WWF entwickelte mit dem Living Planet Report für den gesamten ökologischen "Fußabdruck" der Menschheit ein gleichartiges Zukunftsmodell, das zur Vermeidung von Verwechslungen die Bezeichnung S & S (Shrink and Share) erhielt.
Kritik erntete das Konzept unter anderem vom Ökonomen Nicholas Stern, der es 2007 auf der UN-Klimakonferenz auf Bali eine „spektakulär schwache Form von Gerechtigkeit” nannte.[1] Grund dafür ist, dass beim angenommenen Erreichen der Konvergenz die Industrieländer historisch bereits ein Vielfaches an Treibhausgasen ausgestoßen hätten als Entwicklungsländer.
Eine Weiterentwicklung des Konzeptes, die historische Emissionen (Verantwortung) und gegenwärtige Leistungsfähigkeit (Capacities) der Staaten in ein Viel-Indikatoren-Modell aufnimmt, ist das Modell der Greenhouse Development Rights (GDRs) des Instituts Eco-Equity, gefördert durch die Heinrich-Böll-Stiftung, und ChristianAid.
Literatur
- Verringerung und Kontraktion (Aufruf des Global Commons Institute, deutsche Übersetzung; PDF-Datei; 1021 kB)
- Henrich, Károly (2006): Kontraktion & Konvergenz: Probleme der nachhaltigkeitsökonomischen Generalisierung eines klimapolitischen Zukunftsmodells. Universität Kassel, Volkswirtschaftliche Diskussionsbeiträge 83/06 (PDF; 424 kB).
- Henrich, Károly (2007): Kontraktion und Konvergenz als Leitbegriffe der Politischen Ökonomie der Umwelt. Metropolis Verlag. ISBN 978-3-89518-604-2
- Wuppertal Institut (2005): Fair Future. Verlag C.H. Beck. ISBN 3406527884
- WWF: Living Planet Report 2006. Gland, Switzerland. (PDF)
Einzelnachweise
- ↑ Zitiert von Jörg Haas auf Klima der Gerechtigkeit
Weblinks
- Stichwort „Verringerung und Konvergenz“ aus dem WBGU-Sondergutachten Über Kioto hinaus denken – Klimaschutzstrategien für das 21. Jahrhundert von 2003
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