Konzert- und Kongresszentrum Harmonie (Heilbronn)

Konzert- und Kongresszentrum Harmonie (Heilbronn)
Die Harmonie in Heilbronn
Die Harmonie im Jahr 2008, noch ohne die Kunsthalle Vogelmann

Die Harmonie in Heilbronn ist sowohl Festhalle, als auch Konzert- und Kongresszentrum und befindet sich an der Ecke Allee/Moltkestraße. Das Konzert- und Kongresszentrum Harmonie wird jährlich von 170.000 Gästen besucht und zählt damit zu den bedeutendsten Veranstaltungsstätten in der Region Heilbronn-Franken.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im frühen 19. Jahrhundert lag die Heilbronner Allee noch außerhalb der Stadtmauern. Auf der Ostseite der Straße, wo sich heute auch die Harmonie und der anschließende Stadtgarten befinden, waren zunächst nur Gärten. Der Garten des Kaufmanns Christian Merz kam 1817 in den Besitz des Gastwirts Christoph Braunhardt, der dort einen Biergarten mit Wirtschaftsgebäude und Saalbau eröffnete. Das Anwesen war daher zunächst als Braunhardtscher Garten bekannt. Braunhardts wirtschaftlichem Erfolg standen u. a. die frühen Sperrstunden der Stadttore und ein Sonntagstanzverbot entgegen, so dass er das Anwesen alsbald wieder verkaufte. Der neue Besitzer war der Aktiengartenverein, der durch die Gründung als Aktiengesellschaft die nötige Kaufsumme von 20.000 Gulden aufbringen und das Anwesen weiter bewirtschaften konnte. Die 1814 in Heilbronn gegründete Harmoniegesellschaft, der auch viele Mitglieder des Aktiengartenvereins angehörten, nutzte das Parterre des Gebäudes als Unterhaltungs- und Lesezimmer. Der Gartensaal wurde 1844 durch einen vom Aktiengartenverein veranlassten Bühnenanbau als Aktientheater zu einem ständigen Theaterlokal, das später auch von der Stadt unterstützt wurde. 1870 ging der Aktiengartenverein in der Harmoniegesellschaft auf.

Alte Harmonie (1876–1944)

Das Harmoniegebäude von 1876 auf einer Postkarte von 1905
Die Harmonie 1960
Die Harmonie 1970
Einige Fassadenteile lassen noch die ursprüngliche Fassadengestaltung von Alfred Bühler erkennen

1876 wurde ein neues Hauptgebäude, das Harmoniegebäude, nach Plänen von Prof. Robert von Reinhardt an der Allee erbaut, 1892 ein Musikpavillon errichtet. 1905 wurde das Aktientheater im Saalbau nach einem im Wesentlichen von der Stadt bezuschussten Umbau zum Stadttheater erhoben; es dient diesem Zweck, bis 1913 das weiter nördlich erbaute Stadttheater eingeweiht wurde. Noch vor dem Ersten Weltkrieg wurde der Saalbau des Aktientheaters abermals umgebaut. Zwischen den Weltkriegen wurde aus dem Harmoniegarten der Stadtgarten, in den 1930er Jahren fanden verschiedene Modernisierungsmaßnahmen statt.[1]

Im Zweiten Weltkrieg wurden die Gebäude im Stadtgarten während der Luftangriffe auf Heilbronn zerstört. Zwischen den Gebäuderuinen fanden 1949 eine Gewerbe- und eine Weihnachtsschau statt. 1951 wurden die Ruinen beseitigt.

Harmonie (1958–2001)

Die Friedensstele im angrenzenden Stadtgarten

1958 wurde schließlich eine neue Harmonie mit großem und kleinem Saal, kleineren Versammlungsräumen sowie einem Wirtschaftstrakt erbaut. Das Veranstaltungsgebäude wurde am 29. November 1958 mit einem Festakt eingeweiht.[2] Der Stadtgarten wurde am 12. September 1959 eingeweiht.[3]

Der Musikdirektor Dr. Ernst Müller, Gauchormeister Robert Edler, die Humoristen Willy Reichert und Oscar Heiler (Häberle und Pfleiderer), die Sängerin Margot Hielscher und der Schriftsteller Otto Rombach gestalteten die Festlichkeiten.

Der Architekt Kurt Marohn und die Künstler Alfred Bühler, Peter Jakob Schober und Hannelore Bendixen-Busse hatten an der Gestaltung der Heilbronner Festhalle mitgewirkt.

Bühler gestaltete für ein Künstlerhonorar in Höhe von 4000 DM die Harmoniefassade mit einem Fassadenrelief in Betonguss.[4]

„[…] Alte Fotos dokumentieren, daß das Relief nicht appliziert, sondern gleich bei der Herstellung des Baus, d.h. bei der Verschalung entstanden ist“

Der große Festsaal mit einer gefalteten Decke mit Beleuchtung wurde Theodor Heuss gewidmet und bildete das vorherrschende Bauteil. Peter Jakob Schober fertigte für den großen Saal eine vergoldetes Relief aus Stuck an, das den Heilbronner Stadtadler zeigt.[5] Ein dem Festsaal vorgelagerter einstöckiger Bauteil enthielt einen kleinen Saal, eine Kunstausstellungshalle, eine Gaststätte und ein Foyer, wobei das letztere über die Kassenhalle zu erreichen war. Die Hauptwand des Foyer erhielt von Hannelore Bendixen-Busse eine farbliche Gestaltung und das Foyer wurde mit einer farbig verglasten Rasterwand versehen. Dort befanden sich eingestellte Sitzgruppen.[5]

Die abstrakte Wandgestaltung in Glättespachtel im kleinen Saal war eines der wenigen ungegenständlichen Werke von Peter Jakob Schober.[6] Der kleine Saal hatte eine durchgehende Verglasung hin zum Stadtgarten.

Im umgebenden Stadtgarten wurden die beiden 1959 geschaffenen Bronzefiguren Kraniche von Hermann Koziol aufgestellt. 1970 wurde unter dem Stadtgarten eine Tiefgarage errichtet.

1964 wurde für Platzkonzerte ein neuer Musikpavillon im Stadtgarten errichtet,[7] nachdem auch beim Vorkriegsbau bereits ein solcher Pavillon bestanden hatte. Der Pavillon wurde nach Entwurfsplänen des Hochbauamtes erbaut, der am 30. Juli 1963 genehmigte Kostenvoranschlag belief sich auf 118.300 DM.[8] Der Pavillon wurde nach 2000 kaum noch genutzt und 2009 abgerissen.[9]

Ab 1968 dienten die Proberäume des Gesangvereins Liederkranz in der Harmonie als Spielstätte der privaten Theaterinitiative theater 68. Nach deren Ende bezog 1969 das dem Theater Heilbronn angeschlossene Kleine Theater die Studiobühne. Dem Wunsch des Theater-Verwaltungsrats folgend sollten dort insbesondere Provokationsstücke sowie szenische Avantgarde und Stücke mit heikler Thematik aufgeführt werden. Das erste von der Kleinen Bühne in der Harmonie aufgeführte Stück war im März 1970 Autobus S von Raymond Queneau. Der kleine Raum fasste nur etwa 50 Zuschauer, von denen jeweils etwa 60 bis 70 Prozent Schüler waren. Der Studiobetrieb wurde einige Jahre aufrechterhalten und im März 1977 eingestellt.[10]

Die Harmonie diente außerdem auch zehn Jahre lang als Sporthalle für prominente Spitzensportler und beheimatete die größte Veranstaltung des Unterländer Sports, die Stimme-Sportschau.

Umbau der Harmonie (1999–2001)

Harmonie 2006

Die Zürcher Architekten Mohl und Rodriguez haben die Festhalle Harmonie von 1999 bis 2001 zu einem zeitgemäßen Konzert- und Kongresszentrum in seiner heutigen Form ausgebaut. Die Kosten dafür beliefen sich auf 18,4 Mio. €.[11]

Die farbig verglaste Rasterwand des Foyer wurde entfernt und mit einer Glaswand versehen. Dem Foyer vorgelagert wurde eine Terrasse, die auf einem Podest errichtet wurde und über eine Treppe zu erreichen ist. Die Terrasse, die Treppen und das Foyer werden abends akzentvoll beleuchtet, erhalten dadurch eine Bühnenwirkung und laden derart zum Besuch der Harmonie ein.

Anbau der Kunsthalle Vogelmann (2009–10)

Die Kunsthalle Vogelmann ist die jüngste Erweiterung der Harmonie

In den Jahren 2009 bis 2010 wurde nach Plänen der bereits für den vorigen Umbau verantwortlich zeichnenden Zürcher Architekten im Norden der Harmonie die dreigeschossige Kunsthalle Vogelmann an den Gebäudekomplex angebaut. Die Baukosten beliefen sich auf rund 5,6 Mio. €. Die Kunsthalle wird vom Heilbronner Kunstverein und den Heilbronner Museen betrieben und verfügt über insgesamt rund 800 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Ihren Namen erhielt die Kunsthalle nach der Ernst Franz Vogelmann Stiftung, die sich mit einer Spende in Höhe von 1 Mio. € an den Baukosten beteiligt hat.

Eröffnet wurde die Kunsthalle am 2. Oktober 2010 mit der Ausstellung „Beuys für alle! Auflagenobjekte und Multiples“, in der rund achtzig Multiples von Joseph Beuys aus der Sammlung der Ernst Franz Vogelmann-Stiftung gezeigt wurden, die diese im Jahr 2007 als Dauerleihgabe für die Stadt Heilbronn erworben hat.[12][13]

Beschreibung

Der Theodor-Heuss-Saal verfügt über 2000 Sitzplätze. Der Wilhelm-Maybach-Saal ist unterteilbar und verfügt über 700 Sitzplätze. Die Harmonie wird durch weitere Tagungs- und Veranstaltungsräume wie das Füger- und das Merianzimmer sowie ein Restaurant bereichert. Das Württembergische Kammerorchester Heilbronn verfügt in der Harmonie über Probe- und Verwaltungsgebäude. Im Rahmen des Umbaus wurde ein neues Kundenzentrum der Stadtwerke Heilbronn realisiert, ebenfalls findet sich hier seit 2001 die Leitstelle der Verkehrsbetriebe für den städtischen Busverkehr und die im gleichen Zeitraum eröffnete Heilbronner Stadtbahn.[11]

Der Stadtgarten schließt südlich und östlich an die Harmonie an. Dort steht die Friedensstele aus geschweißten Corten-Stahlbändern, gefertigt von Erwin Wortelkamp (1984). Eine Inschrift unten am Sockel der Stele zitiert ein Gedicht von Volker von Törner: Das Unbegreifliche kann ich mit Händen greifen, verbissen ich mit Händen greifen, verbissen in des Himmels Bläue schlage ich Wurzeln im Wind. Die Stele ist 8,9 m hoch und stand ehemals auf dem Vorplatz der Harmonie an der Allee, bis sie an den verglasten östlichen Teil der Festhalle umgesetzt wurde.[14]

Einzelnachweise

  1. Geschichte 1817–1949 nach Ilse Fischer: Stätten der Geselligkeit in und um Heilbronn. In: Historischer Verein Heilbronn. 20. Veröffentlichung Heilbronn 1951
  2. Einweihung der Harmonie. In: Uwe Jacobi: Das war das 20. Jahrhundert in Heilbronn. Wartberg, Heilbronn 2001, ISBN 3-86134-703-2. S. 62
  3. Helmut Schmolz, Hubert Weckbach: Heilbronn. Geschichte und Leben einer Stadt. 2. Auflage. Konrad, Weißenhorn 1973, ISBN 3-87437-062-3, S. 108, Nr. 324 „Kraniche“ im Stadtgarten 1959
  4. Andreas Pfeiffer (Herausgeber): Heilbronn und die Kunst der 50er Jahre. Das Kunstgeschehen der 50er Jahre in Heilbronn. Situationen aus Alltag, Verkehr und Architektur im Heilbronn der 50er Jahre. Harwalik, Reutlingen 1993, ISBN 3-921638-43-7 (Heilbronner Museumskatalog, 43. Reihe Städtische Galerie). S. 95, Abb. 127, Abb. 128; S. 96
  5. a b Andreas Pfeiffer (Herausgeber): Heilbronn und die Kunst der 50er Jahre. Das Kunstgeschehen der 50er Jahre in Heilbronn. Situationen aus Alltag, Verkehr und Architektur im Heilbronn der 50er Jahre. Harwalik, Reutlingen 1993, ISBN 3-921638-43-7 (Heilbronner Museumskatalog, 43. Reihe Städtische Galerie). S. 36, Abb. 33–35
  6. Andreas Pfeiffer (Herausgeber): Heilbronn und die Kunst der 50er Jahre. Das Kunstgeschehen der 50er Jahre in Heilbronn. Situationen aus Alltag, Verkehr und Architektur im Heilbronn der 50er Jahre. Harwalik, Reutlingen 1993, ISBN 3-921638-43-7 (Heilbronner Museumskatalog, 43. Reihe Städtische Galerie). S. 102 und S. 103, Abb. 138
  7. kaf: Um die Musikmuschel im Park ist es still geworden. In: Heilbronner Stimme. 29. Juli 2006 (bei stimme.de, abgerufen am 23. Mai 2010).
  8. Städtische Bauvorhaben, Stadt Heilbronn 1963, S. 24
  9. Kilian Krauth: Was an der Harmonie so alles passiert. In: Heilbronner Stimme. 5. Mai 2009 (bei stimme.de, abgerufen am 23. Mai 2010).
  10. Werner Föll: Chronik der Stadt Heilbronn. Band X: 1970–1974, Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1999, ISBN 3-928990-68-3, S. XLVIII ff. (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn. Band 38).
  11. a b Imagebroschüre des Hochbauamts der Stadt Heilbronn von ca. 2004
  12. Kunsthalle Vogelmann, abgerufen am 24. Mai 2010.
  13. Neue Kunsthalle Vogelmann in Heilbronn öffnet am 2. Oktober 2010, abgerufen am 24. Mai 2010.
  14. Gabriele Holthuis: Skulpturenstadt Heilbronn. Heilbronn 1996

Weblinks

 Commons: Harmonie (Heilbronn) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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