Erwin Wortelkamp

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Erwin Wortelkamp

Erwin Wortelkamp (* 21. September 1938 in Hamm/Sieg) ist ein deutscher Bildhauer und Maler.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Die Stationen seines Lebens spiegeln seinen Wunsch nach freiem, künstlerischem Schaffen und akademischer Wissensvermittlung wider: Nach eigenen Studien an der Kunstakademie München von 1960 bis 1965 war Erwin Wortelkamp für die nächsten acht Jahre Kunsterzieher in Frankenthal. Ganz in der Nähe, in Beindersheim, gründete und leitete er bis zu seinem Weggang 1973 das atelier nw 8, das ohne ihn dann auch nicht mehr lebensfähig war. 1973 wechselte er als Assistent an die Pädagogische Hochschule Freiburg. Im Wintersemester 1982/83 war er Gastprofessor an der Justus-Liebig-Universität Gießen und wiederum im Wintersemester 1995/96 an der Universität Witten/Herdecke.

1975 zog Erwin Wortelkamp in den Westerwald, kaufte das „alte Schulhaus“ in Hasselbach, richtete sich dort sein Atelier ein und begann Wiesen und Weiden zu erwerben, um 1986 mit der Anlage „Im Tal“ zu beginnen. 40 Bildhauer haben mittlerweile ihre Arbeiten so in die Landschaft integriert, dass in dem 10 ha großen Areal ein wechselvoller Dialog auch der Kunstwerke untereinander entstanden ist und sich fortsetzt. Dort erwartet den Besucher unter anderem auch seit 1988 das „Haus für August Sander“, in dem Bilder des im Westerwald geborenen Fotografen zu sehen sind.

Im gleichen Jahr entdeckte Wortelkamp im italienischen Acquaviva Picena (Provinz Ascoli Piceno) seinen zweiten Wohnsitz, einen mittelalterlichen Ort, an dem seither alle seine Arbeiten auf Papier entstehen.

Die zweifache Sesshaftigkeit hat Wortelkamps Reiselust nicht beeinträchtigt, die ihn z.B. nach Indonesien, Hongkong, Bali, Jakarta, aber auch in skandinavische Länder und zu den Färöer-Inseln führten. An diesen Orten ließ sich Erwin Wortelkamp zeitweise oder auf Dauer mit seinen Arbeiten auf die jeweilige Umgebung ein.

Wortelkamp sucht seit 1990 die Auseinandersetzung mit der Umwelt, sei es im städtischen Umfeld oder im Landschaftsraum. In den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts waren es Aktionen und Objekte, die gesellschaftspolitisch wirken wollten und z.B. die Unwirtlichkeit des „öffentlichen Raumes“ anprangerten oder sich gegen die Beiträge von „Kunst am Bau“ wandten.

Diese Haltung ließ die Anlage „Im Tal“ entstehen und förderte die Lust, für seine seit 1980 wieder in Holz gearbeiteten Skulpturen Orte zu suchen, zu finden und neu zu schaffen. In seinem zweiten Wohnsitz Acquaviva waren sechs Wochen lang etwa 20 seiner Werke in der meist noch von Mittelalter und Renaissance geprägten Dorf-Stadt zu sehen. In Bamberg führten nahezu 40 Holz- Und Bronzeskulpturen zu einem Dialog mit Plätzen und Gebäuden der historischen Stadt.

Seine Skulpturen behaupten sich und verweisen bei allen gewollten Wechselbezügen auf sich und den Betrachter zurück. Außen sind sie meist Natur belassen, verwittert, schwarz, innen überwiegend weiß gekalkt; die Strukturen der Kettensägenbearbeitung wirkt wie entmaterialisiert. Seine Bronzen gewichten sich anders, aber bleiben auch optisch den Holzskulpturen nahe. Stets ist aber das besondere Interesse dominant, im Raum und in der Umgebung einwirkend zu gestalten.

Ausstellungen

Einzelausstellungen (Auswahl)

Gruppenausstellungen (Auswahl)

  • documenta 6 - Kassel - 1977
  • Kunst in der Bundesrepublik Deutschland 1945–1985 - Berlin - 1985
  • Farbe Blau - Kunstverein Hamburg - 1990
  • Das Bild der Frau in der Plastik des 20. Jahrhunderts - Lehmbruck-Museum Duisburg - 1986
  • Figur - Ansichten von Figur in der Moderne - Städtisches Museum Heilbronn - 1991
  • La Mano - Die Hand in der Skulptur des 20. Jahrhunderts - Städtisches Museum Heilbronn - 1999
  • Torso - von Rodin bis Baselitz - Staatsgalerie Stuttgart - 2001
  • Dreidimensional - Kunsthalle Mannheim 1983, Lehmbruck-Museum 1984 (außerdem in Tokio, Seoul, Manila + Singapouur)

Galerie

Literatur

Monografien

  • Papiere … Skulpturen … Räume … Kontexte. Katalog zu den Ausstellungen in Ludwigshafen, Dresden, Duisburg 1999–2001. Ostfildern-Ruit 2000
  • Skulpturen finden ihren Ort. Bamberg 9. Mai – 14. Juli 2002 und Kloster Schönthal, Langenbruck 25. Mai – 27. Oktober 2002. Ausstellungskatalog Bamberg 2002

Einzelbeispiele zur Kunst im öffentlichen Raum

  • (+ Ulla Wortelkamp) Brunnenplatz am Donau-Center. Neu-Ulm und Hasselbach o. J.
  • Skulpturen. 1980-1993. Ausstellungskatalog Erfurt, Bonn. Erfurt 1993
  • 3 Skulpturen. St. Petri Westenhellweg Dortmund 15. Mai – 24 Juni 1994. Dortmund 1994, Neu-Ulm.
  • draußen und drinnen - drinnen und draußen. 28. Dezember 1996 – 26. Januar 1997. Kunstverein Kapelle Weitendorf e. V. Ausstellungskatalog. Lübeck 1996
  • Skulpturen auf dem Gänsbühl im Schwörsaal. Leutkirch, Allgäu. Hist. Rathaus. 18. Mai – 10. Oktober 1997. Ausstellungskatalog. Leutkirch 1997
  • Gesockelte Fragmente. Erwin Wortelkamp zu St. Kilian in Heilbronn. 11. Oktober – 22. November 1998. Ausstellungskatalog. Heilbronn 1998
  • TRANS P ORT. Skulptur für den »Alten Bahnhof« in Netphen-Deuz. ohne Ort, ohne Jahr
  • im Gegenüber - Skulpturen und Papierarbeiten; Galerie im Prediger Schwäbisch Gmünd, 19. März – 15. August 2004, ISBN 3-936988-01-3
  • (+ Monika Bugs): Erwin Wortelkamp im Gespräch mit Monika Bugs; Laboratorium, Institut für aktuelle Kunst im Saarland an der Hochschule der Bildenden Künste, Saar. Saarbrücken 2004, ISBN 3-928596-83-7
  • Acquaviva Picena – Papierarbeiten, primavera, estate, autumno; Hasselbach, Skulpturen; 12. Februar – 10. April 2005, Pfalzgalerie Kaiserslautern/ [Hrsg.: Britta E. Buhlmann. Katalog: Annette Reich ...]. Pfalzgalerie, Kaiserslautern 2005, ISBN 3-89422-131-3

Sekundärliteratur

  • Christoph Brockhaus: Erwin Wortelkamp und die Öffentlichkeit der Skulptur in: Sparda-Bank Südwest, Mainz: Sparda-Bank-Preis 2003/04 für besondere Leistungen der Kunst im öffentlichen Raum. - Saarbrücken, 2004
  • Jörg van den Berg (HG.): 38 _ 08 - sägen und sagen - Ein Buch zum 70. Geburtstag von Erwin Wortelkamp, columbus books 2008

Auszeichnungen

Weblinks

 Commons: Erwin Wortelkamp – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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