- Konzilgebäude
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Das Konzilgebäude ist eine Sehenswürdigkeit in Konstanz an der Uferlinie des Bodensees. Der dreigeschossige, massive Steinbau mit Walmdach wurde 1388 als Warenlager für reisende und ortsansässige Händler errichtet und diente fast 500 Jahre lang als Umschlagplatz für Handelswaren am Konstanzer Hafen. Während des Konstanzer Konzils fand im Jahr 1417 das Konklave zur Wahl von Papst Martin V. in diesem geräumigen Bauwerk statt. Aus diesem Grund bürgerte sich im 19. Jahrhundert die Bezeichnung „Conciliumsgebäude“ ein; heute wird das Bauwerk lokal auch einfach „Konzil“ genannt. Es gilt als größter erhaltener mittelalterlicher Profanbau in Süddeutschland und wird seit 1912 als Restaurant, Festsaal und Kongresszentrum genutzt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Handelshaus
Der Entschluss zum Bau geht zurück auf den Besuch einer Delegation Mailänder Kaufleute im Jahr 1387. Diese suchten einen Stützpunkt für den Fernhandel, denn Kriege der Schweizer hatten die Süd-Nord-Route über die Alpen verändert. [1] Über Konstanz lief zu dieser Zeit ein großer Teil der Handelsgüter zwischen Norditalien und dem Oberrhein.
Das Kaufhaus wurde von der Freien Reichsstadt Konstanz errichtet. Ein Beschluss des Rates von 1387 setzte fest, dass „man ein hus machen sol, darinne man den Walhen von Mailan und anderen frömbden lüten ir gut inne besorge und behalt, und sol das nit abgan“ („Es soll ein Haus errichtet werden, in welchem die Güter der Welschen aus Mailand und anderer frommer Leute versorgt und aufbewahrt werden können, und es soll dauerhaft sein“). Der Bau unter Leitung des Meisters Arnold begann im März 1388 und dauerte bis 1391. Stockwerkweise wurde das Haus seiner Bestimmung als Warenlager übergeben. Im Erdgeschoss wurde die Ware gelagert, im Obergeschoss wurden die Geschäfte betrieben. Auf einem Fundament aus Hunderten von Eichenpfählen in den feuchten Seeboden errichtet, stand es direkt am damaligen Seeufer und war Teil der östlichen Stadtbefestigung (Stadtmauer). Es lag daher unweit der wichtigen Marktplätze auf der Marktstätte (südlich) und dem Fischmarkt (nördlich). Vor dem Bauwerk war in den See hinein eine flache Schiffslände aufgeschüttet. In den Erkern waren Kräne angebracht, mit denen man Waren direkt von den Schiffen oder der flachen Schiffslände in die oberen Stockwerke hievte. Die Ware kam von der Rheinmündung per Schiff über den See nach Konstanz. [2]
Konzil
Im Jahr 1417, während des Konstanzer Konzils, fand hier die Wahl des neuen Papstes statt, die das Große Abendländische Schisma beenden sollte. Das Kaufhaus war das größte Profangebäude der Stadt und konnte zudem „spionagesicher“ umgebaut werden. Die Angst war unter den Konzilsteilnehmern sehr groß, dass die Wahl in irgendeiner Weise angefochten werden und nicht gültig sein könnte. Daher wurden die Fenster bis auf einen schmalen Schlitz geschlossen; man zog einen Zaun um das Gebäude, zahlreiche Wachsoldaten machten es zum militärischen Sicherheitsbereich. Das Innere wurde in 56 Einzelzellen abgeteilt, wo alle Kardinäle sowie je sechs Vertreter der fünf teilnehmenden Nationen unterkamen. Das Konklave dauerte vom 8.-11. November 1417 und endete mit der Verkündung des Habemus papam: Oddo di Colonna war zum neuen und einzigen Papst Martin V. gewählt worden. Die Papstkrönung erfolgte auf einer Tribüne vor dem Konstanzer Münster.
Die Papstwahl war das einzige wichtige sakrale Ereignis in der Geschichte des Gebäudes. Es diente bis ins 19. Jahrhundert als Handelshaus; auch Handelsmessen wurden hier abgehalten.
Weitere Nutzungen
Weil der Stadt das Geld zur Erhaltung fehlte, zog 1836 der Zoll in das Gebäude ein und ergänzte es durch einen niedrigen Anbau, die sogenannte „Patronentasche“. Von 1839-42 wurden die heutigen Hafenanlagen errichtet, wodurch das Seeufer vom Kaufhaus wegrückte.
Konstanz wurde 1863 an das Bahnnetz angeschlossen. Die Bahntrasse ging westlich direkt am Gebäude vorbei und es wurde ein Schienenstrang durch das Erdgeschoss verlegt. (Diese sind jedoch mittlerweile wieder entfernt.) Das letzte Drittel des 19. Jahrhunderts war von Diskussionen um das zukünftige Schicksal des Gebäudes bestimmt. Mehrere neoklassizistische und neugotische Umgestaltungsentwürfe wurden geliefert, doch aus finanziellen Gründen nicht ausgeführt.
Restaurant und Festsaal
Schließlich wurde 1910 der Umbau zum Restaurantbetrieb und Festsaal genehmigt. Der Umbau dauerte von 1910-1911. Es entstand ein Restaurant, ein Konzertsaal für rund 600 Personen, eine Gartenterrasse sowie ein großer Kongress- und Festsaal mit modernen technischen Einrichtungen. Dabei wurde unter anderem die „Patronentasche“ abgerissen und ein neuer Gastraum errichtet sowie die Ostseite des Gebäudes um 22 cm aufgerichtet, da sie im Lauf der Jahrhunderte gegenüber der Westseite um gut einen halben Meter abgesackt war. Am 14. Mai 1912 fand die feierliche Einweihung statt.
Eine erneute Renovierung folgte von 1967-1970. Dabei wurde die historische Bausubstanz gesichert, der gastronomische Bereich erneuert und technisch modernisiert, die elektrischen und sanitären Anlagen und Feuerschutzeinrichtungen erneuert und das Dach mit alten Ziegeln, aber neuen Latten neu eingedeckt. Am 15. März 1970 wurde das renovierte Gebäude feierlich wiedereröffnet. Das „Konzil“ wird heute neben dem Restaurantbetrieb für Kongresse, Konzerte, Fasnachtsveranstaltungen und private Feiern genutzt.
Architektur
Das Kaufhaus oder Konzilgebäude steht auf einem aufgeschütteten Gelände am Bodenseeufer direkt am Hafen der Stadt Konstanz. Seine Grundfläche ist ein Rechteck von 23 x 50 Metern. Die zwei Geschosse haben zusammen etwa 11 m Höhe. Darüber ruht das mächtige Walmdach mit einer Firsthöhe von 28 m. Während der Dachtrauf auf der Stadtseite bis zum zweiten Stock heruntergezogen ist, ist das Gebäude zur Seeseite hin dreigeschossig und mit zwei an den Ecken auskragenden Erkeranbauten versehen. Ein ehemals dritter Mittelerker auf der Seeseite fehlt heute. Zur Seeseite hin befindet sich eine Terrasse und ein flacher Anbau (1911 erbaut), der als Gastraum des Restaurants dient.
Die unteren zwei Geschosse sind in dreischiffige Hallen von je acht Achsen aufgeteilt. Je 14 mächtige hölzerne Pfeiler tragen die Deckenkonstruktion. Oberer und Unterer Saal sind mit historistischen Fresken geschmückt. Die Fresken im Oberen Saal stammen von dem in München ansässigen Konstanzer Historienmaler Friedrich Pecht und seinem Kollegen Fritz Schwörer und entstanden zwischen 1869 und 1876. Dargestellt sind Szenen aus der Stadtgeschichte. Für den Unteren Saal stiftete der Kurzwarenfabrikant Hans Prym (Erbe der William Prym GmbH & Co. KG) 1913 zwei Kolossalgemälde, die der Karlsruher Kunstprofessor August Groh nach Art des Jugendstils ausführte. Das zur Seeseite hin befindliche Bild zeigt ein Lastschiff des Mittelalters, auf der Stadtseite ist eine mittelalterliche Tanzszene mit Musikanten dargestellt. Im Konzilrestaurant schuf der Konstanzer Maler Sepp Biehler 1937 eine Reihe von Fresken, die die Geschichte der Bodenseeschifffahrt darstellen.
Einzelnachweis
- ↑ Caroline Bleckmann, Michaela Jansen und Stefan King: Kaufhaus am Hafen (Konzil). Faltblatt zum Tag des offenen Denkmals 2010. Kultur in Bewegung - Reisen, Handel und Verkehr. Regierungspräsidium Stuttgart/Freiburg, Stadt Konstanz.
- ↑ Caroline Bleckmann, Michaela Jansen und Stefan King: Kaufhaus am Hafen (Konzil). Faltblatt zum Tag des offenen Denkmals 2010. Kultur in Bewegung - Reisen, Handel und Verkehr. Regierungspräsidium Stuttgart/Freiburg, Stadt Konstanz.
Literatur
- Stadt Konstanz (Hrsg.): Festschrift zur Wiedereröffnung des Konzilgebäudes 15. März 1970. Konstanz 1970
- Caroline Bleckmann, Michaela Jansen und Stefan King: Kaufhaus am Hafen (Konzil). Faltblatt zum Tag des offenen Denkmals 2010. Kultur in Bewegung - Reisen, Handel und Verkehr. Regierungspräsidium Stuttgart/Freiburg, Stadt Konstanz.
Weblinks
Commons: Konzilgebäude – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien47.660959.17818Koordinaten: 47° 39′ 39″ N, 9° 10′ 41″ OKategorien:- Bauwerk in Konstanz
- Gotisches Bauwerk in Baden-Württemberg
- Speichergebäude
- Veranstaltungszentrum
- Erbaut im 14. Jahrhundert
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