Koprostase

Koprostase
Klassifikation nach ICD-10
K56.4 Sonstige Obturation des Darmes
K38.1 Appendixkonkremente
ICD-10 online (WHO-Version 2011)

Eine Koprostase (Kompositum aus griechisch κοπριά, kopriá, „Kot“ und στάση, stási bzw. στάσις, altgriechische Aussprache stásis, „Verhalt“; engl.: coprostasis oder fecal impaction) ist die Stauung von Kot im Dickdarm[1] (Kotstauung bzw Stuhlimpaktion), insbesondere der Ampulla recti mit der erschwerter Stuhlentleerung. Dabei kann es zur Bildung von Kotballen (Skybala) bzw. Kotsteinen kommen, die die Entleerung aus dem Enddarm gänzlich verhindern können. Diese Kotballen können gegebenenfalls auch durch die Bauchdecke ertastet werden und werden dann als Koprom (auch: Sterkorom oder Fäkulom) bezeichnet. Freigesetzte Dickdarmsekrete können an der stehenden Kotsäule vorbeigelangen und eine Diarrhoe vortäuschen, häufiger aber zu einer Stuhlinkontinenz führen.[2] Durch die Füllung des Enddarms kann (vor allem im Sitzen) der Defäkationsreflex ausgelöst werden, was zu erheblichen Schmerzen führen kann.

Patienten können über Blähungen und Schmerzen (oft auch im rechten Unterbauch) klagen, sodass auch die Verdachtsdiagnose einer Appendizitis gestellt werden kann.[3]

Chronische Koprostasen können u. a. bei ungeeigneter Ernährung, chronischer Abführmitteleinnahme bei Verstopfung, mangelnder körperlicher Bewegung (Bettruhe/Immobilisation), zu geringer Flüssigkeitsaufnahme über einen längeren Zeitraum oder anderen Störungen der Darmperistaltik auftreten.

Komplikationen: Durchwanderungsperitonitis, evtl. auch Darminfektionen, auftretende Vergiftungszustände (Autointoxikation) als Koprämie.

Therapie

Bei Kindern wird in leichteren Fällen ein „Stuhltraining“ bzw. eine „Stuhlerziehung“ empfohlen. Für Laxantien wie Macrogol liegen evidenzbasierte Empfehlungen vor.[4] Einläufe (auch hohe Einläufe) werden v. a. in Pflegeheimen, seltener bei Kindern[5] verabreicht. Bei deren Unwirksamkeit wird eine digitale Ausräumung des Enddarms durchgeführt. Gegebenenfalls ist die Gabe von Schmerzmitteln angezeigt. Als ultima ratio insbesondere bei Verschluss im proximalen Dickdarm kann auch eine chirurgische Intervention notwendig werden.[6]

Einzelverweise

  1. Pschyrembel klinisches Wörterbuch 261. Auflage, Walter de Gruyter, 2007
  2. Leung FW, Rao SS. Fecal incontinence in the elderly. Gastroenterol Clin North Am. 2009 Sep;38(3):503-11.
  3. Sgourakis G et al. Are acute exacerbations of chronic inflammatory appendicitis triggered by coprostasis and/or coproliths? World J Gastroenterol. 2008 May 28;14(20):3179-82.
  4. Candy D, Belsey J. Macrogol (polyethylene glycol) laxatives in children with functional constipation and faecal impaction: a systematic review. Arch Dis Child. 2009 Feb;94(2):156-60. Epub 2008 Nov 19.
  5. Bárcena Fernández E et al. "Saline enemas as treatment of faecal impaction in paediatric emergencies", (Article in Spanish). An Pediatr (Barc). 2009 Sep;71(3):215-20. Epub 2009 Jul 30.
  6. Raahave D et al. Colectomy for refractory constipation. Scand J Gastroenterol. 2010 May;45(5):592-602.
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