- Korsakow-Syndrom
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Klassifikation nach ICD-10 F10.6 Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol
Amnestisches Syndrom
- Durch Alkohol oder andere psychotrope Substanzen bedingte Korsakowpsychose
- Nicht näher bezeichnetes Korsakow-SyndromF11.6 - F19.6 Korsakow-Syndrom durch andere psychotrope Substanzen bedingt F04 Organisches amnestisches Syndrom, nicht durch Alkohol oder andere psychotrope Substanzen bedingt ICD-10 online (WHO-Version 2011) Das Korsakow-Syndrom (amnestisches Psychosyndrom) ist eine zuerst bei Alkoholikern beschriebene Form der Amnesie (Gedächtnisstörung). Eine erste detaillierte Beschreibung wurde 1880 vom russischen Neurologen Sergei Korsakow (1854–1900) veröffentlicht. Das Syndrom wird oft auch als „Korsakow-Symptomenkreis“ bzw. „Korsakow-Symptomenkomplex“ oder teils als „Morbus Korsakow“ bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
Symptome
Im Vordergrund des nach Korsakow benannten Syndroms stehen Störungen des Gedächtnisses, im medizinischen Sprachgebrauch als Amnesien bezeichnet. Dabei kommt sowohl das Vergessen alter Gedächtnisinhalte (Retrograde Amnesie) als auch die Unfähigkeit, sich neu Erlebtes zu merken (Anterograde Amnesie), vor. Charakteristisch hierbei ist, dass meist eine ausgeprägte anterograde Amnesie vorliegt und alte Erinnerungen relativ unbeeinträchtigt bleiben. Die Merkfähigkeitsstörung kann so ausgeprägt sein, dass es dem Patienten nicht möglich ist, sich Sachverhalte selbst für Sekunden einzuprägen. Des Weiteren verdecken die Patienten unbewusst oft ihre Erinnerungslücken an jetzige Ereignisse mit alten Erinnerungen. Selten werden die Erinnerungslücken auch mit reinen Phantasieinhalten ausgefüllt. Dies wird im medizinischen Sprachgebrauch als Konfabulation bezeichnet. In ihrer Summe führen die Beeinträchtigungen des Gedächtnisses oft dazu, dass sich die Patienten in ihrer örtlichen und zeitlichen Umgebung nicht mehr zurechtfinden. Neben den Gedächtnisstörungen kann eine Reihe weiterer psychiatrischer Symptome auftreten. So sind Antriebsarmut, erhöhte Müdigkeit und starke Ermüdbarkeit, Euphorie und starke Gefühlsschwankungen beschrieben.[1]
Neben diesen Symptomen, die durch Schädigungen des Zentralen Nervensystems hervorgerufen werden, werden auch die peripheren Nerven in Mitleidenschaft gezogen. Es bildet sich eine typischerweise beinbetonte Polyneuropathie aus. Diese ruft Störungen der Motorik und der Sensibilität hervor. Darüber hinaus schädigt sie auch das autonome Nervensystem. Es zeigen sich Symptome wie Blässe der Haut oder verstärkte Kälteempfindungen.[2]
Vorkommen
Das Korsakow-Syndrom wurde zuerst bei chronischen Alkoholikern beschrieben. Es wurden aber auch bei vielen weiteren Hirnschädigungen korsakow-ähnliche Befunde beobachtet: Schädel-Hirn-Trauma, bestimmte Hirnblutungen (Aneurysma der Arteria communicans anterior) und weiteren Schädigungen des vorderen limbischen Systems, insbesondere des hinteren orbitofrontalen Cortex. Es kann überdies bei allen Toxikosen, bei einer Enzephalitis oder bei Infektionen wie beispielsweise Fleckfieber oder Typhus auftreten.
Ursache
Ursache der Erkrankung ist ein Thiaminmangel (Vitamin-B1-Mangel) aufgrund von Mangel- oder Fehlernährung, Resorptionsstörungen und Hungerzuständen (z. B. Anorexia nervosa). Häufig tritt sie bei Alkoholikern auf, die ihren Kalorienbedarf überwiegend mit Alkohol decken. Zwar ist anzumerken, dass in der Bierhefe ein hoher Thiamin-Gehalt (Vitamin B1) zu finden ist, dieser jedoch im fertigen Produkt Bier kaum mehr existent ist, da die Hefe während des Brauvorganges wieder abfiltriert wird. Somit ist zum einen die Thiaminzufuhr reduziert, aber auch die Resorption sowie die Enzymaktivität gestört. Im Laufe der Zeit entstehen so immer mehr Läsionen vor allem in den Mamillarkörpern, aber auch im limbischen System, hier vor allem im Hippocampus. Das Korsakow-Syndrom kann allein oder im Verlauf bzw. Anschluss an eine Wernicke-Enzephalopathie (Wernicke-Korsakow-Syndrom) auftreten.
Siehe auch
Literatur
- Cornelius Bortmann: Pädagogische Handlungsmöglichkeiten in der Arbeit mit Korsakowkranken, Universität Oldenburg 2010. (Diplomarbeit)
- Barbara Brokate: Exekutive Funktionen bei Korsakow-Syndrom und Alkoholabhängigkeit. Working memory, response inhibition, decision making und object alternation, Universität Oldenburg 2009. (Dissertation)
- Barbara Gärtner: Korsakow-Syndrom oder amnestisches Syndrom, Universität Münster 1974. (Dissertation)
- Rolf Raasch: Demenzkranke und Alkoholkranke in einer Einrichtung? Alkoholismus-Folgeerkrankung im Senioren- und Pflegeheim. das Korsakow-Syndrom, in: Psychiatrie- & Altenhilfe-News 2/2000, S. 5–8.
- Adelheid Schulz: Gedächtnistäuschungen bei Alkoholikern und Patienten mit dem Korsakow-Syndrom, Universität Bochum 2003. (Dissertation)
Einzelnachweise
- ↑ P. Sivolap: The Current State of S. S. Korsakov's Concept of Alcoholic Polyneuritic Psychosis, Neuroscience and Behavioral Physiology, Vol. 35, No. 9, 2005, S. 978 - 982 (Englische Übersetzung einer russischen Publikation anläßlich des 150. Geburtstags von Korsakow, erschienen im Zhurnal Nevrologii i Psikhiatrii 2004)
- ↑ P. Sivolap: The Current State of S. S. Korsakov's Concept of Alcoholic Polyneuritic Psychosis, Neuroscience and Behavioral Physiology, Vol. 35, No. 9, 2005, S. 978 - 982
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