Korykische Grotten

Korykische Grotten
36.452534.105555555556
Korykische Grotten (Türkei)
Korykische Grotten
Korykische Grotten
Marienkapelle aus dem 5. Jahrhundert
Blick in die Doline

Die Korykischen Grotten sind zwei Dolinen in Kilikien. Sie liegen nahe Narlıkuyu an der türkischen Südküste, östlich von Silifke in der Provinz Mersin. Sie sind benannt nach der nahe liegenden antiken Stadt Korykos, dem heutigen Kızkalesi, ihr türkischer Name ist Cennet ve Cehennem (Himmel und Hölle).

Inhaltsverzeichnis

Antike Erwähnungen

Die korykischen Grotten wurden bereits von Strabon erwähnt,[1] auch Pomponius Mela beschreibt sie ausführlich als „...von ganz besonderer Beschaffenheit und wunderbarer, als dass man sie entsprechend beschreiben könnte. Sie öffnet mit weitem Eingange den Gipfel des zehn Stadien hohen Berges. Man steigt auf engem rauhen Pfade 1500 Schritt tief hinab und wird mit Erstaunen erfüllt, indem man unten von grünen Wäldern, Quellen und Bächen umgeben ist. Ein Fluss tritt hervor, verschwindet aber sofort wieder, in den unterirdischen Tiefen...“[2]

Entstehung

Die Grotten verdanken ihre Existenz einem unterirdischen Fluss, der bei Narlikuyu ebenfalls unterirdisch ins Mittelmeer mündet. Er bildete im Karst ein Höhlensystem, dessen Decke irgendwann einstürzte und so die beiden Dolinen bildete.

Der Himmel

Ruinen des zur Basilika umgebauten Zeustempels

Die südliche, größere der beiden Grotten, Cennet, besteht aus einem Kessel von etwa 100 m Breite und 200 m Länge. Er ist mehr als 100 m tief und über 290 Stufen zu begehen. Am Boden gibt es eine reichhaltige Vegetation, laut Strabon wuchs hier der beste Safran, es herrscht sehr hohe Luftfeuchtigkeit. Am Ende des Abstiegs findet man die Reste einer kleinen Marienkapelle aus dem fünften Jahrhundert. Die Außenwände sind erhalten, am Torsturz ist eine armenische Inschrift zu sehen. Dahinter beginnt die eigentliche Höhle, Typhonhöhle genannt, die in antiker Zeit auch als Eingang zur Unterwelt galt. Über glatte Steine ist ein weiterer Abstieg möglich, nach nochmals 250 m ist das Rauschen des unterirdischen Flusslaufs zu hören.

Am oberen Rand des Kessels stehen im Süden Reste eines Tempels des Zeus Olbios aus dem dritten Jahrhundert v. Chr.. Der Tempel wurde in dorischer Ordnung errichtet mit zwei Säulen zwischen den Anten. Auf den glatten Quadern der Nordwand sind 130 Namen von Priestern aus hellenistischer und römischer Zeit verzeichnet, darunter ein Archelaos, Sohn des Archelaos, wohl ein Herrscher von Elaiussa Sebaste. Westlich davon sind Reste einer Polygonalmauer zu sehen, der Umfassungsmauer des inneren Tempelbezirks. Im 4. oder 5. Jahrhundert wurde der Tempel zur christlichen Basilika umgebaut, wobei große Teile des Originalmauerwerks verwendet wurden.[3]

Die Hölle

100 m weiter nördlich liegt Cehennem, ein 128 m tiefer, nahezu runder Kessel mit etwa 50 m Durchmesser. Er ist wegen der senkrechten, teilweise überhängenden Wände nicht begehbar, am Boden ist Bewaldung erkennbar. Die angeblich sauerstoffarme oder gar giftige Luft in der Tiefe soll bei Besteigungsversuchen schon zu Todesopfern geführt haben.

Dilek-Höhle

Etwa 300 m südwestlich vom Himmel liegt die Dilek Mağarası, auch Astım Mağarası (Asthmahöhle) genannt. Es handelt sich um eine Tropfsteinhöhle, der heilende Kräfte nachgesagt werden. Die Höhle ist 250 m lang, 10 bis 15 m breit und hoch und ist für Besucher erschlossen.

Mythologie

Nach der griechischen Mythologie waren die korykischen Grotten Wohnsitz des Ungeheuers Typhon. Um sich an Zeus für die Niederlage der Titanen zu rächen, vereinigte sich Gaia mit Tartaros und gebar hier den Typhon, ein Ungeheuer mit menschlichem Oberkörper, dessen Unterleib aus vielen Schlangenkörpern bestand, mit hundert schlangenköpfigen Armen. Im Kampf mit Zeus schnitt Typhon diesem die Sehnen heraus und raubte ihm seine Blitze. Er versteckte Zeus in der korykischen Höhle, wo ihn Hermes fand und ihm die geraubten Sehnen wieder einsetzte. Im Wiederbesitz seiner Blitze konnte Zeus den Typhon schließlich auf dem thrakischen Berg Haimon besiegen und begrub ihn zu guter Letzt unter der Insel Sizilien. Dort tritt der giftige Feueratem des Typhon heute noch durch den Schlund des Ätna zu Tage [4]

Einzelnachweise

  1. Strabon 14, 5, 670ff.
  2. Pomponius Mela 1, 63 (deutsche Übersetzung).
  3. Celâl Taşkıran: Silifke (Seleukeia am Kalykadnos) und Umgebung. Sim Matbaası, Ankara 1999 S. 49/50
  4. Konrad Schwenck: Mythologie der Griechen, Römer, Ägypter, Semiten, Perser, Germanen, und Slaven. Sauerländer, Frankfurt am Main, 1855 bei GoogleBooks

Literatur

  • Marianne Mehling (Hrsg.): Knaurs Kulturführer in Farbe Türkei. Droemer-Knaur, München 1987, ISBN 3-426-26293-2.
  • Johann Heinrich Krause: Deinokrates, oder Hütte, Haus und Palast, Dorf, Stadt und Residenz der alten Welt aus den Schriftwerken der Alten und nach den noch erhaltenen Ueberresten mit Parallelen aus der mittleren und neueren Zeit dargestellt. Mauke, Jena 1863, S. 38.

Weblinks

 Commons: Korykische Grotten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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