- Kostas Karamanlis
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Konstantinos Alexandrou Karamanlis (griechisch Κωνσταντίνος Αλεξάνδρου Καραμανλής, in der allgemein gebräuchlichen Kurzform Kostas; * 14. September 1956 in Athen) ist ein griechischer Politiker. Er war von März 2004 bis Oktober 2009 Ministerpräsident Griechenlands. Von 1997 bis Oktober 2009 war er Vorsitzender der Partei Nea Dimokratia.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Kostas Karamanlis, ein Neffe des früheren Staatspräsidenten Konstantinos Karamanlis, studierte in Athen Rechtswissenschaft. Er setzte sein Studium an der Tufts University in den USA fort und promovierte dort in Politik und Internationalen Beziehungen.
Karamanlis schloss sich der Jugendorganisation ONNED der Partei Nea Dimokratia an und arbeitete 1974 bis 1979 und 1984 bis 1989 in Organisationen der ONNED und der Nea Dimokratia. Er verfasste historische Abhandlungen und ein Buch über Eleftherios Venizelos.
Karamanlis heiratete 1998 Natasa Pazaitis und ist seit 2003 Vater einer Tochter und eines Sohns (Zwillinge).
Politische Karriere
1989 zog er als Abgeordneter für die Nea Dimokratia ins griechische Parlament ein. 1997 wurde er Vorsitzender seiner Partei. Bei den Parlamentswahlen im Jahr 2000 verlor er nur knapp gegen die PASOK-Partei.
Erste Regierung (2004–2007)
Nach dem Sieg bei den Parlamentswahlen am 7. März 2004 gegen die Panhellenische Sozialistische Bewegung (PASOK) mit dem Spitzenkandidat Giorgos Andrea Papandreou wurde Karamanlis Nachfolger von Kostas Simitis im Amt des Ministerpräsidenten und ist damit der jüngste in der neueren Geschichte Griechenlands. Am 8. März 2004 wurde er vom Staatspräsidenten Konstantinos Stefanopoulos mit der Bildung einer neuen Regierung beauftragt. Einen Tag später, am 9. März 2004 stellte er seine neue Regierungsmannschaft vor. Zum neuen Außenminister ernannte er den Diplomaten Petros Molyviatis. Dieser gilt als Fachmann für die Zypernfrage und war Vertrauter von Konstantinos Karamanlis. Die neue griechische Regierung hatte 19 Minister, darunter zwei Frauen. Karamanlis erklärte nach seiner Wahl die Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele im August 2004 in Athen zur Chefsache.
Zweite Regierung (2007–2009)
Am 16. September 2007 verteidigte Karamanlis bei einer auf seine Entscheidung hin vorgezogenen Parlamentswahlen mit seiner Partei den ersten Platz im Parteienspektrum. Damit erreichte die ND auf Grund des griechischen Wahlrechts die Mehrheit der Sitze im Parlament. Die Wahl stand im Schatten der Brandkatastrophe des Spätsommers 2007.
Am 23. Januar 2008 war Karamanlis der seit 49 Jahren erste griechische Premierminister, der die Türkei besuchte (vgl. internationale Beziehungen (Griechenland) und Außenpolitik der Türkei).
Am 3. September 2009 kündigte Karamanlis für den 4. Oktober Parlamentsneuwahlen an. Als Grund nannte er die Wirtschaftslage.[1] Nach dem erdrutschartigen Sieg der oppositionellen PASOK erklärte Karamanlis seinen Rücktritt als Parteivorsitzender der ND.[2]
Immobilienskandal 2008
Stark erschüttert wurde die Regierung Karamanlis durch einen Skandal um umstrittene Immobilientransaktionen zwischen dem griechischen Staat und dem Athos-Kloster Vatopedi. Das Kloster machte Besitzansprüche auf den ihm angeblich vor fast 1000 Jahren von byzantinischen Kaisern vermachten Vistonida-See geltend. Obwohl diese Ansprüche des Klosters zweifelhaft waren, wurden sie vom Staat anerkannt: Im Tausch gegen den See mit seiner gesamten Wasseroberfläche und allen Ufergrundstücken erhielt das Kloster 260 werthaltige Grundstücke in touristisch entwickelten Gebieten, auch im Olympiadorf in Athen, die es teilweise sogleich mit Gewinn weiterverkaufte. „Sie haben dem Staat den See – sprich «Luft» verkauft – und dafür wertvolle Büros, Grundstücke und Gebäude in Athen zum Austausch bekommen“ kritisierte die Opposition.[3] Der dem Staat entstandene Schaden, der dadurch entstanden ist, dass die vom Kloster beanspruchten Seegrundstücke stark überbewertet und die staatlichen Tauschgrundstücke stark unterbewertet wurden, wird mit 100 Millionen Euro beziffert.[4] Der Immobilienskandal führte zunächst zum Rücktritt des in die Immobiliengeschäfte verwickelten Handelsmarineminsters Giorgos Voulgarakis. Zwei Staatsanwälte traten zurück, weil sie von der Regierung in ihrer Ermittlungstätigkeit behindert worden seien.[5] Unter starken Beschuss der Opposition geriet ferner der Regierungssprecher Staatsminister Theodoros Rousopoulos, ein Freund des Vatopedi-Abtes Efraim und gleichzeitig enger Vertrauter des Regierungschefs, der am 23. Oktober 2008 zurücktrat. Der Immobilienskandal wie generell die krisenhafte finanzielle Situation des Landes waren wesentliche Gründe dafür, dass Karamanlis vorgezogene Neuwahlen ankündigte.
Wahlniederlage 2009
Bei den Parlamentswahlen am 4. Oktober 2009 verlor Karamanlis seine Regierungsmehrheit. Seine Partei Nea Dimokratia büßte über 8 Prozentpunkte ein und erreichte mit rund 33,5 Prozent nur noch 91 Sitze. Karamanlis trat unmittelbar nach der Wahl vom Parteivorsitz zurück.
Einzelnachweise
- ↑ Gerd Höhler: Neuwahl soll Griechenland aus der Misere führen. Handelsblatt vom 4. Oktober 2009
- ↑ Karamanlis tritt nach Niederlage als Parteichef zurück stern.de, 4. Oktober 2009
- ↑ Ermittlungen gegen Mönche vom Heiligen Berg Athos. Tagesanzeiger vom 22. Oktober 2008
- ↑ Niels Kadritzke: Griechischer Premier unter Druck taz vom 20. Oktober 2008
- ↑ Orden am Berg Athos löst Immobilienskandal aus. Der Standard vom 22. Oktober 2008
Weblinks
Vorgänger Amt Nachfolger Konstantinos Simitis Premierminister von Griechenland
2004-2009Giorgos Andrea Papandreou Kabinett Kostas Karamanlis I (2004–2007)Ministerpräsident: Kostas Karamanlis
Minister:
Minister für innere Angelegenheiten, öffentliche Verwaltung und Dezentralisierung: Prokopis Pavlopoulos ab 24. August 2007:: Spyros Flogaitis
Minister für Wirtschaft und Finanzen: Georgios Alogoskoufis
Außenminister: Petros Molyviatis ab 15. Februar 2006:: Dora Bakogianni
Verteidigungsminister: Spilios Spiliotopoulos ab 15. Februar 2006:: Evangelos Vasilis Meimarakis
Minister für Entwicklung: Dimitris Sioufas | Minister für Umwelt, Raumordnung und öffentliche Arbeiten: Georgios Souflias
Ministerin für Nationale Bildung und Religiöse Angelegenheiten: Marietta Giannakou
Minister für Arbeit und Soziale Sicherheit: Panos Panagiotopoulos ab 15. Februar 2006:: Savvas Tsitouridis ab 30. April 2007: Vasilis Manginas
Minister für Gesundheit und soziale Solidarität: Nikitas Kaklamanis ab 15. Februar 2006:: Dimitris Avramopoulos
Minister für ländliche Entwicklung und Ernährung: Savvas Tsitouridis ab 23. September 2004:Evangelos Basiakos
Justizminister: Anastasios Papaligouras
Kulturminister: Kostas Karamanlis ab 15. Februar 2006:: GiorgosVoulgarakis
Minister für Verkehr und Kommunikation: Michail Georgios Liapis | Minister für die Ägäis und Insel-Politik: Aristotelis Pavlidis
Minister für Öffentliche Ordnung: Giorgos Voulgarakis ab 15. Februar 2006:: Vyron Polydoras
Handelsmarineminister: Emmanouil Kefalogiannis
Minister für Makedonien und Thrakien:Nikolaos Tsiartsionis ab 15. Februar 2006:: Georgios Kalantzis
Tourismusminister: ab 18. März 2004:Dimitris Avramopoulos ab 15. Februar 2006:: Fani Palli-Petralia
Staatsminister und Regierungssprecher: Theodoros Rousopoulos ab 24. August 2007:: Xenofon-Rodolfos Moronis
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