Kraußer

Kraußer

Friedrich Wilhelm Ritter von Kraußer,[1] genannt Fritz von Kraußer, (* 29. April 1888 in Nürnberg; † 30. Juni 1934 in Berlin-Lichterfelde) war Reichstagsabgeordneter der NSDAP und SA-Obergruppenführer. Kraußer wurde beim sogenannten Röhm-Putsch ermordet.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Fritz von Kraußer war Angehöriger des Bayerischen Kadettenkorps. Ab 1910 Leutnant im 4. Bayerischen Infanterie-Regiment in Metz, nahm er ab August 1914 am Ersten Weltkrieg teil. Anfang 1915 wechselte er als Beobachter zur Fliegertruppe; ab 1917 führte er eine Fliegerstaffel. Im November 1917 wurde Kraußer schwer verwundet.

Nach Kriegsende nahm Kraußer 1919 als Angehöriger des Freikorps Epp an der – so seine eigene Darstellung – „Befreiung Münchens“,[2] der Niederschlagung der Münchner Räterepublik, teil. 1920 wurde er Mitglied der „Reichsflagge“, eines militärischen Wehrverbandes mit regionalem Schwerpunkt in Franken.[3] Die „Reichsflagge“ gründete Ende 1921 eine Ortsgruppe in München, deren Leitung Ernst Röhm übernahm. Nach internen Auseinandersetzungen spaltete sich im Oktober 1923 die „Reichsflagge“; Kraußer schloss sich dem radikaleren Wehrverband „Reichskriegsflagge“ um Röhm an. Bereits seit 1920 war Kraußer Hauptmann im Infanterie-Regiment 20 in Nürnberg; 1923 wechselte er in den Stab der 7. Reichswehr-Division in München. Kraußers Haltung zum Hitler-Putsch im November 1923 – an dem die „Reichskriegsflagge“ auf Seite der Putschisten beteiligt war – führte 1924 zu seinem Abschied aus der Reichswehr.

Im Zivilleben war Kraußer als Kaufmann tätig und war gleichzeitig Mitglied in weiteren Wehrverbänden: Von August 1924 bis 1925 gehörte er dem Stab des Oberkommandos des Frontbanns an; einer Auffangorganisation der nach dem Hitler-Putsch verbotenen SA und befehligte das Frontbannkommando in München. Im September 1924 wurde Kraußer verhaftet und verbrachte sechs Wochen in Untersuchungshaft. Von 1924 bis 1928 führte er den völkischen Wehrverband „Altreichsflagge“ in München an. Dieser Verband hatte sich 1923 von der „Reichsflagge“ abgespalten und wurde von Willy Liebel, von 1933 bis 1945 Oberbürgermeister von Nürnberg, geleitet.

Der NSDAP trat Kraußer 1928 bei, der SA 1931 im Rang eines Oberführers. Vom 3. November 1931 bis zum 14. April 1932 führte er die SA-Gruppe „Hochland“ in München. Am 15. März 1932 zum SA-Gruppenführer befördert, war Kraußer ab dem 1. Juli 1932 Chef der Abteilung I (Organisation) der Obersten SA-Führung (OSAF) und gleichzeitig Stellvertreter des Stabschefs der SA, Ernst Röhm. Am 30. September 1932 wurde Kraußer „Chef des Flugwesens der SA und SS“ und war damit verantwortlich für die Fliegerstürme dieser Parteiorganisationen, die parallel zum Nationalsozialistischen Fliegerkorps (NSFK) bestanden.[4]

Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten war Kraußer vom 1. Mai bis zum 31. Dezember 1933 Vertreter des Kommandeurs der Sicherheitshilfspolizei in Bayern, die auch aus SA-Mitgliedern gebildet wurde. Seine Zuständigkeit für das Flugwesen gab er am 15. Mai 1933 mit der Bildung des Deutscher Luftsportverbandes (DLV) ab. Am 27. Juni 1933 zum SA-Obergruppenführer befördert, erhielt er im November 1933 ein Mandat im Reichstag. Fritz von Kraußer gehörte zu dem Teil der SA-Führung, der beim sogenannten „Röhm-Putsch“ ermordet wurde.

Literatur

  • Joachim Lilla (Bearbeiter): Statisten in Uniform. Die Mitglieder des Reichstags 1933-1945. Droste Verlag, Düsseldorf 2004. ISBN 3-7700-5254-4.

Einzelnachweise

  1. Persönlicher, nicht erblicher Adelstitel durch den im Ersten Weltkrieges verliehenen Bayerischen Militär-Max-Joseph-Orden.
  2. Angabe im Reichstagshandbuch von 1933
  3. Zu den Wehrverbänden „Reichsflagge“, „Reichskriegsflagge“ und „Altreichsflagge“ siehe Christoph Hübner: Reichsflagge, 1919-1927. In: Historisches Lexikon Bayerns (Version vom 3. Mai 2007) und Christoph Hübner: Reichskriegsflagge, 1923-1925. In: Historisches Lexikon Bayerns (Version vom 3. Mai 2007)
  4. Georg Cordts: Junge Adler. Vom Luftsport zum Flugdienst. Bechtle Verlag, Esslingen 1988, ISBN 3-7628-0477-X, S. 43, 77. Bei Lilla, Statisten, die Angabe, dass Kraußer vom 21. November 1932 bis zu seiner Ermordung „Chef des Flugwesens der SA“ gewesen sei.

Weblinks


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