- Krokodil im Kanal
-
Der Großstadtmythos von dem Krokodil im Kanal oder Kanalligator ist eine weit verbreitete Geschichte, wobei Krokodile oder Alligatoren sich in den Abwässerkanälen herumtreiben soll. Die gesteigerte Form ist der Mythos der weißen Alligatoren, einer Albinopopulation von Alligatoren in der New Yorker Kanalisation[1]. Besonders in den USA, aber auch in Europa, ist dieser Mythos weit verbreitet. Weißer Alligator dient auch als Kennzeichnung für moderne Mythen.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung des Mythos
Der Mythos vom Krokodil im Kanal entstand vermutlich in den 1930er Jahren in den Vereinigten Staaten. Damals hat man einen 8 Fuß langen Alligator aus einem Gully geholt [2].
Kritik
Auch wenn es schon einige Fälle mit Reptilien im Kanal gab, halten Fachleute die Geschichten nur für Legenden. Der Kanal ist kein geeigneter Lebensraum für Reptilien, da Reptilien
- Sonnenlicht benötigen, um sich aufzuwärmen und Energie zu tanken,
- Kälte und kaltes Wasser scheuen (sie bevorzugen warme Gebiete) und
- Räuber und keine Aasfresser sind. Abgesehen von Ratten gibt es in der Kanalisation aber wenig Beute.
Bekannte Fälle
Selten werden Krokodile in einem Kanal entdeckt, und dann meistens auch nur Jungtiere. Viele nehmen an, dass Anwohner, die im Besitz von diesen Tieren sind, Krokodiljunge in der Toilette herunterspülen. Reptilien ertrinken im Gegensatz zu Säugetieren selten. Die meisten Fälle gab es in den USA mit Mississippi-Alligatoren, aber auch in der Pariser Kanalisation wurde mindestens ein Krokodil unbekannter Herkunft entdeckt, das unter dem Quai de la Mégisserie gefangen wurde und gegenwärtig im Aquarium du Golfe du Morbihan in Vannes, Bretagne lebt.[3]
In Sydney wurde im November 2000 eine Schildkröte entdeckt. Es könnte sich hierbei um eine Schildkröte gehandelt haben, die 1979 im Australian Reptile Park von Sydney verschwand.[4][5]
Künstlerische Verarbeitungen
Die Legende taucht mehrfach in künstlerischen und popkulturellen Werken auf:
- 1976 erschien ein Animationsfilm von Franz Winzentsen über einen Kanalligator.
- 1980 wurde ein Film gedreht (Der Horror-Alligator, Regie: Lewis Teague), dessen Handlung auf dem Mythos beruht.
- In Thomas Pynchons Roman V arbeitet der Protagonist als Krokodiljäger in New York.
- Der Song Fog (2001 veröffentlicht auf der Single zu Knives Out) von Radiohead beschäftigt sich mit dem Thema.
- Im Spielfilm Die Story von Monty Spinnerratz der Augsburger Puppenkiste kommt ein Kanaligator vor.
- In der TV-Serie Super Mario Brothers Supershow taucht ein Krokodil wiederholt in deren Kanalisationseingang auf.
- In einem Gewerbekanal der Altstadt von Freiburg im Breisgau (sogenannte Fischerau, Stadtteil Oberstadt) existiert ein Krokodil aus Granit, gestiftet von einem anliegenden Gewerbebetrieb.[6]
- Im Online-Computerspiel World of Warcraft gibt es in den Kanälen der Stadt Sturmwind eine krokodilähnliche Kanalbestie.
- Im Computerspiel Last Ninja II spielt der dritte Level in der Kanalisation von New York City; ein Krokodil ist der Endgegner dieses Levels
- Im Roman G.A.S. Die Trilogie der Stadtwerke von Matt Ruff ist eine eigene Behörde nötig, um die gefährliche Fauna in der Kanalisation Manhattans in Schach zu halten, zu der neben Krokodilen unter anderem auch der mutierte weiße Hai Meisterbrau gehören.
- In der Serie Futurama von Matt Groening wird der Mythos in der ersten Episode der zweiten Staffel aufgegriffen, als Bender Nibbler die Toilette herunterspült.
- In der Serie Die Pinguine aus Madagascar wird der Mythos in der Episode Geister im Gehege gezeigt.
- In der Serie Alarm für Cobra 11 (Folge: Wettlauf gegen die Zeit) gibt es ein Krokodil in der Kanalisation.
Literatur
- Journal l’IME (Ici, Maintenant Et là-bas), Schülerzeitung des Collège Robert Desnos, n° 8, Dezember 2004
Weblinks
- Reptilien im Untergrund von Christoph Drösser, Kolumne Stimmt’s? in der Zeit, Nr. 44, 23. Oktober 2003
Einzelnachweise
- ↑ http://urbanlegends.about.com/od/alligators/a/sewer_gators.htm
- ↑ ALLIGATOR FOUND IN UPTOWN SEWER, New York Times, February 10, 1935
- ↑ Das Datum wird in unterschiedlichen Quellen mit 1983, 1984 und dem 26. September 1985 angegeben.
- ↑ http://www.guardian.co.uk/world/2000/nov/29/patrickbarkham
- ↑ http://forum.kingsnake.com/asia/messages/922.html
- ↑ Fotos auf Flickr
Wikimedia Foundation.