- Anglo-Ägyptischer Sudan
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Anglo-Ägyptischer Sudan war von 1899 bis 1956 die Bezeichnung für den Sudan einschließlich des Südsudan. Der Anglo-Ägyptische Sudan war in dieser Zeit ein Kondominium Großbritanniens und Ägyptens. Da sich das Staatsoberhaupt Ägyptens ab 1914 unter britische Protektion stellte, blieb der Anglo-Ägyptische Sudan de facto eine britische Kolonie.
Inhaltsverzeichnis
Verwaltung
Das Kondominium wurde von einem britischen Generalgouverneur verwaltet. Ihm standen ein Legislativ- und ein Exekutivrat zur Seite. Die 13 Provinzen, in die der Sudan bis 1919 gegliedert war, wurden ausschließlich britischen Gouverneuren anvertraut. Jede Provinz war in Distrikte eingeteilt, an deren Spitze von englischen Inspektoren kontrollierte ägyptische Offiziere standen.
Unter der britischen Herrschaft wurde die Hauptstadt Khartum planmäßig ausgebaut, das Gordon Memorial College eingerichtet (hauptsächlich zur Ausbildung lokaler Beamter) und vor allem der Anbau von Baumwolle intensiviert, die für die britische Textilindustrie ein sehr wichtiges Importgut war. Das größte Anbaugebiet wurde die Dschazira-Ebene zwischen Weißem und Blauem Nil südlich Khartums. Der Anglo-Ägyptische Sudan besaß keine eigene Flagge, sondern es wurden die Flaggen Großbritanniens und Ägyptens verwendet.
Geschichte
1821 kam der Sudan unter die Herrschaft der osmanischen Vizekönige (Khediven) von Ägypten. Bis 1934 gehörte noch ein dreieckiges Stück Wüste, genannt Ma'tan as-Sarra, mit einer abgelegenen Oase im heutigen Libyen zum Verwaltungsgebiet. Es wurde als unbrauchbar eingeschätzt und an die Italiener übergeben.
Im Sudan begann 1881 der Mahdi-Aufstand, der 1885 mit der Eroberung Khartums seinen Höhepunkt fand. Ägypten selbst war 1882 von Großbritannien besetzt worden. 1898 konnten anglo-ägyptische Truppen unter dem Sirdar der ägyptischen Armee, Horatio Herbert Kitchener, die sudanesische Nilregion von den aufständischen Mahdisten zurückerobern. Das Land wurde nicht an Ägypten zurückgegeben, sondern 1899 als anglo-ägyptisches Kondominium konstituiert mit Lord Kitchener als erstem Generalgouverneur. De facto war der Sudan eine britische Kolonie. Ägypten beanspruchte den Sudan zwar weiterhin für sich, war aber in dem Kondominium lediglich Juniorpartner. Britische Beamte kontrollierten die Verwaltung des Sudan, und ägyptische Beamte waren höchstens in der mittleren Führungsebene zu finden.
1898 und 1899 kam es zwischen Großbritannien und Frankreich zur Faschodakrise, da sich beide Mächte nicht über ihre Besitzansprüche im Sudan einigen konnten. Am Ende musste sich Frankreich aus Faschoda zurückziehen und verzichtete 1904 offiziell.
Nachdem Horatio Herbert Kitchener im Dezember 1899 Generalstabschef von Lord Roberts im Burenkrieg wurde, übernahm Francis Reginald Wingate die Funktion des Generalgouverneurs. Wingate arbeitete von 1899 bis 1916 daran, die wirtschaftlichen Folgen des Mahdi-Aufstandes im Sudan zu überwinden. Unter Wingate wurde dessen Freund, der österreichische Offizier, Forschungsreisende und ehemalige ägyptische Gouverneur von Darfur, Rudolf Slatin, Generalinspektor.
1953 wurden die ersten Parlamentswahlen im Anglo-Ägyptischen Sudan überhaupt abgehalten.
Siehe auch
Weblinks
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