Kurt Neubauer (Putschist)

Kurt Neubauer (Putschist)

Kurt Neubauer (* 27. März 1899 in Hopfengarten, Kreis Bernberg; † 9. November 1923 in München) war ein deutscher Dienstbote. Neubauer war der Leibdiener von Erich Ludendorff und einer der getöteten Teilnehmer des Hitler-Ludendorff-Putsches vom November 1923.

Leben und Wirken

Neubauer verließ 1915 sein Elternhaus, um sich in Graudenz als Freiwilliger zur Teilnahme am Ersten Weltkrieg zu melden. Anschließend kämpfte er bis 1918 im Krieg, in dem er mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet wurde. Nach dem Krieg schloss er sich dem Freikorps Roßbach an, mit dem er im Baltikum, in Oberschlesien und in Westfalen kämpfte. Am 13. Juli 1920 trat er ins 27. Jägerbataillon der Reichswehr ein, das er bald wieder verließ, um als Diener in den Dienst des Generals Erich Ludendorff zu treten.

Als Diener Ludendorffs nahm Neubauer zusammen mit seinem Herrn an dem von den Nationalsozialisten und verschiedenen völkischen Kampfbünden versuchten Umsturzversuch gegen die Republik teil, der in München seinen Ausgangspunkt nehmen sollte. Am Abend des 8. Novembers kam Neubauer zusammen mit Ludendorff und dessen Stiefsohn Heinz Pernet in den von den Nationalsozialisten besetzten Münchener Bürgerbräukeller, in den Hitler den General gerufen hatte. Ludendorffs Rat an Neubauer, wieder nach Hause zu gehen, um sich keiner Gefahr auszusetzen, befolgte dieser nicht.[1]

Am Morgen des 9. Novembers nahm Neubauer an der Seite Ludendorffs am Marsch auf die Feldherrnhalle teil. Er lief dabei hinter Max Erwin von Scheubner-Richter, Hitler und Weber und neben Ludendorff, Göring und Brückner in der zweiten Reihe des Demonstrationszuges.[2] Einer nationalsozialistischen Schrift aus dem Jahr 1933 zufolge waren Neubauer und Oskar Körner die ersten beiden Angehörigen des Demonstrationszuges, die getötet wurden, als die Polizei auf dem Odeonsplatz das Feuer auf die Putschisten eröffneten.[3] Ludendorff gab später an den Tod seines Dieners zunächst nicht bemerkt zu haben, sondern erst in seinem Haus in Prinz Ludwigs Höhe von diesem in Kenntnis gesetzt worden zu sein.[4]

Im Dezember 1923 wurde Neubauer zunächst auf dem Söllner Friedhof bei München beigesetzt. In den folgenden Jahren und insbesondere nach der nationalsozialistischen Machtergreifung im Frühjahr 1933 wurde Neubauer, wie die anderen getöteten Putschteilnehmer von 1923, von der NS-Propaganda zu einem Märtyrer und „Blutzeugen“ der Hitler-Bewegung stilisiert und als Versatzstück in den systematischen Kult einbezogen, den man um die Ereignisse vom November 1923 trieb. Mehr als ein Jahrzehnt nach seinem Tod wurde der Diener exhumiert und am 9. November 1935 im Rahmen eines offiziellen Staatsaktes zusammen mit drei weiteren Toten des Novemberputsches – Rickmers, Scheubner-Richter und Kuhn – in einem Mausoleum in München ein zweites Mal beigesetzt.

Hitler nannte den „kleine[n] Neubauer“ später in einem seiner Monologe im Führerhauptquartier einen „treuen Anhänger“.[5]

Einzelnachweise

  1. Walter Danco: Der Weltveränderer, 1994, S. 53.
  2. Franz Uhle-Wettler: Erich Ludendorff in seiner Zeit, 1996, S. 399.
  3. Walter Maria Espe/ Hans Henning Grote: Das Buch der N.S.D.A.P., 1933, S. 20.
  4. Ludendorff: Am heiligen Quell deutscher Kraft, 1933, S. 296.
  5. Heinrich Heim: Monologe im Führer-Hauptquartier 1941-1944, 1980, S. 209.



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