Kurztest für allgemeine Basisgrößen der Informationsverarbeitung

Kurztest für allgemeine Basisgrößen der Informationsverarbeitung

Der Kurztest für allgemeine Basisgrößen der Informationsverarbeitung (KAI), früher "Kurztest für Allgemeine Intelligenz", wurde entwickelt von Siegfried Lehrl.

Der KAI ist ein psychometrischer Leistungstest zur Erfassung der Kurzspeicherkapazität ("Arbeitsspeicher"), in der der Umsatz der bewussten Information erfolgt. Deshalb bildet er die Grundlage für "fluide Intelligenzleistungen", also die Fähigkeit, ohne Rückgriff auf Erfahrungen, neue Probleme geistig zu lösen.

Die Messeinheit der Kapazität des Arbeitsspeichers ist das Bit. Für die erwachsene Normalbevölkerung war die Verteilung 80 ± 29 bit ermittelt worden. Anders als beim Intelligenzniveau, das durch den IQ bestimmt wird, ist es gerechtfertigt, prozentuale Änderungen der Arbeitsspeicherkapazität (bit) zu ermitteln.

Inhaltsverzeichnis

Bestimmung der Arbeitsspeicherkapazität

Zur Ermittlung der Arbeitsspeicherkapazität werden zwei Untertests abgenommen:

  • Möglichst rasches Lesen stochastisch unabhängiger Buchstaben. Aus der Lesezeit lässt sich die Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit (bit/s) errechnen, weil der subjektive Informationsgehalt der präsentierten Buchstaben bekannt ist.
  • Möglichst lange Reihen von Ziffern wie 5 9 1 3 ... und Buchstaben wie u n r z ... nachsagen. Die Zeichen werden im Abstand von je einer Sekunde in immer längeren Zeilen präsentiert: erst drei Zeichen, wenn sie richtig wiederholt werden, dann 4, danach 5 usw. Daraus wird die Merkspanne (= Gegenwartsdauer, oft synonym der Gedächtnisspanne) in der Zeiteinheit "s" ermittelt.

Die Arbeitsspeicherkapazität entspricht dem Produkt aus Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit und Merkspanne.

Anwendung

Der KAI ist für Personen ab 18 Jahren normiert. Er wird zur schnellen Erfassung der individuellen Arbeitsspeicherkapazität eingesetzt. Dem Ergebnis lässt sich anhand einer Tabelle der "fluide IQ" zuordnen. Weiterhin werden mit ihm Verlaufsuntersuchungen durchgeführt, z.B. zur Kontrolle von Einflüssen wie Ernährung, Medikation, Veränderung der Sinnestüchtigkeit usw. auf die geistige Leistungsfähigkeit. Die Abnahmezeit dauert beim ersten Mal etwa acht Minuten, bei Wiederholungen meist zwei bis vier Minuten. Für Wiederholungen stehen Parallelverfahren zur Verfügung.

Siehe auch

Literatur

  • Lehrl S, Fischer B (1988): The basic parameters of human information processing: Their role in the determination of intelligence. Personality and individual Differences 9, 883-889.
  • Lehrl S, Fischer B (1990): A basic information psychological parameter (BIP) for the reconstruction of concepts of intelligence. European Journal of Personality 4, 259-286
  • Lehrl S, Gallwitz A, Blaha L, Fischer B (1992): Geistige Leistungsfähigkeit. Theorie und Messung der biologischen Intelligenz mit dem Kurztest KAI. Vless, Ebersberg, 3. Aufl., ISBN 3-88562-041-3.

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