Königliche Baugewerksschule

Königliche Baugewerksschule
Gebäude der ehemaligen Königlichen Baugewerksschule München, Damenstiftstraße 2

Die Königliche Baugewerkschule München diente der Aus- und Weiterbildung von Bauhandwerkern und Parlieren.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Als erste Lehranstalt für Bauhandwerker im deutschen Sprachraum wurde in München am 10. April 1823 die Königliche Baugewerk(s)schule durch König Maximilian I. Joseph von Bayern „zur Vervollkommnung des Bauwesens und besonders der Bildung der Bauhandwerker“ gegründet. Diese befand sich in der Damenstiftstraße 2, in der auch die Höhere männliche Feiertagsschule untergebracht war, die der königlichen Baugewerksschule als „Vorbereitungs- und Repetierschule“ diente. Diese „Feyertagszeichnungsschule für Künstler und Handwerker“ wurde im Jahr 1793 gegründet.

Die Idee hierzu hatte der Königliche Baurat und Architekt Gustav Vorherr, der auch Herausgeber der „Monatsblätter für Bauwesen und Landesverschönerung“ war. Vorherr war neben acht weiteren Lehrern (z. B. auch der Bildhauer Ludwig Schwanthaler) auch Schulleiter. Die Baugewerksschule war eine Vorläuferinstitution der Staatsbauschule, die 1971 mit sechs weiteren Ingenieur- und anderen Höheren Fachschulen zur Fachhochschule München zusammengeschlossen wurde.

Ausbildungsinhalte

Ziel der Ausbildung war „Im Allgemeinen die Vervollkommnung der Bauhandwerker und eine Begründung eines verbesserten Volkswesens“ durch zwei Abteilungen, nämlich der Gesellen und Meisterklasse. Jährlich wurden durchschnittlich 140 Schüler aus dem deutschsprachigen Raum, aber auch aus fast allen Ländern Europas. Weitergebildet wurden neben Maurern/Parlieren auch Steinbildhauer, Zimmerer, Ofensetzer, Mühlenbauer, Brunnenmacher, Stuckateure, Schlosser und andere ausgebildet.

Die Lehrgegenstände waren vielfältig, das Pensum musste „zwischen Martini und Josephi“, also von 11. November und 19. März, bewältigt werden. Die Schulzeiten waren „vom frühen Morgen bis zum späten Abend, eine gewollte Behandlung wie auf einem Bauplatz, denn Nichts ist verderblicher als das verstündeln des Unterrichts“.

Inhalte: Freihand-, Bau- und Maschinenzeichnen, Grund- und Aufrisse, Konstruktion, Disposition und Dekoration, Schön- und Rechtschreiben, Arithmetik, mit besonderer Hinsicht auf das Baufach, Algebra, Geometrie mit Übungen im Vermessen, darstellende Geometrie und Perspektive, Stein- und Holzschnitt mit praktischen Übungen im Modellieren, Praktische Mechanik und Hydraulik, Brunnenwesen, Mühlenbau, Baumaschinen- und Bauwerkzeugkunde, Technische Chemie, Physik, Baumaterialienkunde, Vorträge zur Architektur, Übungen in Gebäudeaufnehmen und Entwerfen, Kostenvoranschläge entwerfen, Bossieren, Lithographieren, Blitzableiter-Aufstellen, Elemente des Land-, Wasser- und Straßenbaus, „Anweisungen angenehm und zweckdienlich zu reisen“, Exkursionen zu interessanten Bauplätzen und ausgeführten wichtigen Bauwerken, Landesverschönerungskunst und Fremdsprachenunterricht („wenn sich mehrere zusammen finden“).

Vorherr'scher Fond und -Architekturpreis

Der Unterricht war mit Ausnahme der Fremdsprachen unentgeltlich. Bei „bemittelten Fremden“ wurde ein Schulgeld von vier Gulden erhoben. Durch den Vorherr´schen Fonds, erhielten geeignete Absolventen „angemessene Unterstützungen“ für Bildungsreisen. Außerdem wurde alle zwei Jahre zu Pfingsten für das beste Zeugnis der Königlichen Baugewerksschule ein Preis in Höhe von 25 Gulden (ab 1827 von 50 Gulden) vergeben. Dieser Fond wurde von der Königlichen Unterrichtsstiftungs-Administration verwaltetund der Preis aus dem Zinskapital gebildet. Außerdem wurde bereits ab 1813 alle zwei Jahre der Vorherrische Architekturpreis für den geschicktesten Baulehrling der Münchner Feiertagsschule in Höhe von einem Louis d'or vergeben.

Schüler

  • Johann Georg Behringer
  • Georg Bierling
  • Bernhard Borst
  • Johann Nepomuk Bürkel
  • Georg Hartl
  • Sebastian Hartl
  • Jakob Heilmann
  • Josef Unterpaintner

Literatur

  • Stadtarchiv München, Nachlass Gustav Vorherr Nr. 4, Nr. 21 und Nr. 23.
  • Neues allgemeines Künstler-Lexicon. 1852. S. 539–541
  • Regina Prinz: Der Architekt Gustav Vorherr (1778–1848) und die Idee der Landesverschönerung. In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte. 59, 1996.

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