Königliche Bauakademie

Königliche Bauakademie
„Bauakademie“, Gemälde von Eduard Gaertner, 1868
„Bauakademie“, Foto von 1905

Die Berliner Bauakademie war eine Berliner Hochschule zur Ausbildung von Baumeistern. In ihr verbanden sich Aufbau und Organisation der modernen Bauverwaltung mit der Frage einer angemessenen Ausbildung des dazu notwendigen Beamtenstamms. Sie wurde am 18. März 1799 von König Friedrich Wilhelm III. gegründet und 1801 dem Oberbaudepartement als Abteilung ein- und räumlich angegliedert.

Inhaltsverzeichnis

Die Entstehung der Bauakademie

Die Bauakademie entstand aus der baulichen Fakultät der Berliner Akademie der Künste, die unter dem Kurfürsten Friedrich III. bereits am 20. März 1699 gegründet wurde. Im Rahmen dieser Fakultät wurden jedoch in erster Linie die ästhetischen Elemente der Baukunst betont, der technische Teil fand so gut wie keine Behandlung. Es wurden dort folgende Themen behandelt:

  • Der Begriff der Wissenschaft und ihre Eintheilung
  • Literatur der Baukunst
  • Zweckmäßige Einrichtung der Gebäude mit Hinsicht auf die Eigenthümlichkeiten des Landes und des Klimas
  • Construktion der Gebäude in Hinsicht auf Dauer und Stabilität
  • Decoration der Gebäude

Die Kenntnisse, welche die Schüler hieraus gewinnen konnten, wurden bis 1773 als ausreichend erachtet, bis unter der Regierung Friedrichs des Großen von allen zukünftigen Baubeamten eine Ausbildung in allen zur Baukunst gehörenden Disziplinen verlangt wurde. Die Lehre der technischen Aspekte der Baukunst wurde zunächst von Mitgliedern des Oberbaudepartements übernommen, wobei folgende Inhalte behandelt wurden: Land- und Feldmeßkunst, Mechanik, Hydrostatik, Hydraulik, Aerometrie, sowie Civil- und Wasserbaukunst. Im Jahre 1790 wurde ebenfalls eine architektonische Klasse eingerichtet, deren Leitung dem Oberhofbaurat Friedrich Becherer übertragen wurde. Diese Klasse behandelte die „Construktion und Veranschlagung der Stadtgebäude, die Geschichte und den guten Geschmack in der Baukunst und architektonisches Zeichnen“.

Wiederum jedoch wurden die Lehre der technischen Baukunst nicht unterrichtet und um diese Situation grundsätzlich zu verändern, wurde seitens des Oberbaudepartements beschlossen, eine gänzlich neue Lehranstalt für die allgemeine Baukunst einzurichten. Die geheimen Oberbauräte Johann Albert Eytelwein, David Gilly und Heinrich August Riedel (Riedel sen.) wurden mit den Planungsarbeiten betraut und schlugen vor, dass die an der Kunstakademie bestehende architektonische Lehranstalt zu einer Bauunterrichtsanstalt mit dem Namen „Bauakademie“ umgeändert werden sollte. Nach verschiedenen Änderungen wurde der Plan durch Friedrich Wilhelm III. mit der Order vom 18. März 1799 genehmigt. An der Spitze der neuen königlichen Bauakademie standen die vier o. a. Oberhofbauräte, die sich im Direktoriumsvorsitz jährlich abwechselten. Der Auftrag der Anstalt wurde wie folgt beschrieben: „Publicandum wegen der vorläufigen Einrichtung der von Seiner Majestät höchstselbst gestifteten allgemeinen Bauunterrichtsanstalt; der Zweck der Anstalt sei die theoretische und praktische Bildung tüchtiger Feldmesser und Baumeister.“

Von den Unterrichtsfächern übernahm Friedrich Becherer die Konstruktion, Johann Albert Eytelwein die Mechanik und Hydraulik, Heinrich August Riedel den Deichbau und David Gilly den Schleusen-, Brücken-, Hafen- und Wegbau. Als Lehrer wurden weiter eingestellt Heinrich Gentz für Stadtbaukunst, Riedel jun. für ökonomische Baukunst, Aloys Hirt für Geschichte der Baukunst, Friedrich Gilly für Optik, Perspektive und Zeichnen, sowie Paul Ludwig Simon für die Bauphysik. Der Unterricht begann am 21. April 1799.

Die Gebäude der Bauakademie

Nach provisorischer Unterkunft Unter den Linden neben dem Hotel „Stadt Rom“ bezog die Bauakademie mit dem Oberbaudepartement 1800 die zweite und dritte Etage der dazu umgebauten Münze am Werderschen Markt. 1806 erfolgte der Umzug in das Thielsche Haus in der Zimmerstraße/Ecke Charlottenstraße. Erst 1832-1836 wurde der Neubau auf dem alten Packhof zwischen Kupfergraben und Friedrichwerderscher Kirche nach einem Entwurf von Karl Friedrich Schinkel realisiert. Dieser enthielt auch Schinkels Dienstwohnung. Zur Konstruktion kann gesagt werden, dass das Stützenraster mit acht Achsen in jeder Richtung bei 5,55 m Abstand lag. Die Vormauerung aus roten, unverputzten Backsteinen bestand teilweise auch aus Terrakotta-Schmuckfeldern. Die ursprüngliche Nutzung bestand aus Läden im Erdgeschoss, Lehr- und Bibliotheksräumen der Oberbaudeputation und der Königlich Preußischen Bauschule (Bauakademie) im ersten und zweiten Obergeschoss sowie der Dienstwohnung des Leiters im zweiten Geschoss. Ferner gab es ein Aktenarchiv unter dem Dach.

In Schinkels Wohnung im zweiten Obergeschoss der Berliner Bauakademie war 1844 bis 1873 das erste Schinkelmuseum eingerichtet. Ab 1884 wurde die Bauakademie nicht mehr als Architekturschule genutzt. Nachfolgend wurde das Gebäude unter anderem als Messbildstelle, für das Meteorologische Institut der Universität, ab 1920 für die Hochschule für Politik und ab 1940 für ihre Nachfolge-Einrichtungen Auslandswissenschaftliche Fakultät und Deutsches Auslandswissenschaftliches Institut genutzt. Nach einem Bombenangriff im Februar 1945 brannte das Gebäude aus. Nach anfänglichen Wiederaufbauarbeiten in den 1950er Jahren wurde am 1. Januar 1951 von Walter Ulbricht die „Deutsche Bauakademie“ mit Sitz in dem wieder zu nutzenden Gebäude gegründet. Am 21. November 1953 wurde nach der Instandsetzung des Rohbaus das Richtfest gefeiert. Allerdings wurde dann ein Stillstand des Innenausbaus beschlossen.

Mit dem 1958 ausgeschriebenen Ideenwettbewerb der DDR zur „Sozialistischen Umgestaltung des Stadtzentrums“ wurde auf Beschluss des Leitungskollektivs zum Aufbau des Stadtzentrum am 13. März 1962 die Bauakademie abgebrochen, um Platz zu schaffen für die Errichtung des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten der DDR im Jahr 1966. Die wertvollen baulichen Bestandteile der Bauakademie wurden zum Zwecke der Wiedererrichtung auf dem Gelände Französische Straße/Ecke Kurstraße geborgen und eingelagert.

Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde das Ministerium in den Jahren 1995 und 1996 wieder abgerissen und seither gibt es Bestrebungen, die Bauakademie nach Schinkels Vorbild wieder zu errichten. In Zusammenarbeit mit dem Förderverein Bauakademie wurde bereits 2002 die nordöstliche Ecke der Bauakademie durch Lehrlinge aus Bauberufen wiederaufgebaut. Der Wiederaufbau des kompletten Gebäudes soll spätestens im Jahr 2010 beginnen.[1] In der Novemberausgabe 2007 der Zeitschrift „Monumente“ wird dagegen bereits das Jahr 2008 genannt, allerdings mit dem Zitathinweis, dass dies ausreichende Sponsorenzusagen voraussetzt (siehe auch weiter unten: Bauakademie-Ausschreibung der Liegenschaftsfonds Berlin GmbH). Die Kosten für den Wiederaufbau werden von den Vereinen (Internationale Bauakademie Berlin e.V. und Förderverein für die Schinkelsche Bauakademie) in einer Spannbreite von 15/20 Mio. Euro bis 45 Mio. Euro angegeben. Die Kostendifferenz erklärt sich aus unterschiedlichen Ausbaustufen und unterschiedlichen Nutzungen.

Seit dem Sommer 2004 wird eine rekonstruierte Ansicht des Gebäudes – ähnlich wie bei den Bestrebungen zur Wiederherstellung des Stadtschlosses der Hohenzollern – durch ein Gerüst mit vorgehängten und bedruckten Planen veranschaulicht. 2005 entstand im Innern des Gerüsts ein Musterraum, der zur Zeit für Ausstellungen und Diskussionsveranstaltungen genutzt werden kann. Bei einem möglichen Baubeginn würde der Musterraum abgerissen, da er im Eingangsbereich des früheren und wieder aufzubauenden Gebäudes liegt.

Wiederaufbau

Seit dem Abriss des DDR-Außenministeriums an dieser Stelle wird über den Wiederaufbau der Schinkelschen Bauakademie und deren spätere Nutzung gestritten. Der im Jahr 1994 gegründete Förderverein für die Schinkelsche Bauakademie e.V. (Förderverein Bauakademie) legt folgenden Vorschlag vor: Wiederaufbau der Bauakademie in originalgetreuer Rekonstruktion der historischen Fassade und einem sich an der Nutzung orientierenden Innenausbau bei Beachtung der Proportionen inkl. Raster sowie Nutzung im Rahmen eines Innovations-, Veranstaltungs-, Ausstellungs- und Konferenzzentrums durch die neu zu begründende Institution Bauakademie (Neue Bauakademie) als international ausgerichtetem Ort der Wissensvermittlung in den interdisziplinären Gebieten des Bauens sowie durch weitere Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen. Für den Wiederaufbau und die Nutzung wurde vom Förderverein die Errichtungsstiftung Bauakademie gegründet, die ihre Arbeit noch nicht aufgenommen hat.

Der auf Initiative der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und der Staatlichen Museen Berlin im Jahr 2001 gegründete Verein Internationale Bauakademie Berline.V. (IBB) - Präsident ist Prof. Hans Kollhoff - verfolgt das Anliegen einer Interessenbündelung mit dem Ziel, ein Kompetenzzentrum für Architektur aufzubauen, an welchem beispielsweise Ausstellungen, Konferenzen und Vorträge zu Fragen des Städtebaus, der Baukunst etc. durchgeführt werden sollen.

Die Musterfassade – die originalgetreue Kopie der Nord-Ost-Ecke der Bauakademie – wurde in den Jahren 2001/2002 vom Bildungsverein Bautechnik im Rahmen einer Lehrbaustelle errichtet. Namhafte Bildhauer wirkten bei der Nachbildung von Formsteinen und Terrakotten mit. Die Musterfassade der Bauakademie beruht auf einer Idee, Projektentwicklung und Entwurfsplanung (1992 - 1999) von Dipl.-Ing. Horst Draheim.

Die Musterfassade wurde im Jahr 2001 in die Schaufassade, eine Imagination des Gebäudes mit Hilfe von Gerüsten und bedruckten Kunststofffolien, integriert. Die Schaufassade, die auf einem nicht umgesetzten Projekt des Fördervereins Bauakademie beruht, wurde vom Verein Internationale Bauakademie Berlin errichtet. Darüber hinaus entstand innerhalb der Schaufassade nach dem Vorbild eines Raums aus dem ehemaligen ersten Geschoss der so genannte Rote Saal, der bis auf weiteres für Veranstaltungen und Ausstellungen genutzt werden kann. Im Frühjahr 2008 sagte der Berliner Unternehmer Hans Wall dem Land Berlin für die Wiedererrichtung der Bauakademie eine Spende in Höhe von bis zu 20 Mio. Euro zu. Ende September 2008 schrieb der Liegenschaftsfonds Berlin im Auftrage des Landes Berlin das Grundstück, auf dem die Bauakademie stand, EU-weit zum Verkauf mit Auflagen aus. Der Erwerber muss die Bauakademie originalgetreu wieder aufbauen und mit einer noch zu gründenden Stiftung, welche ab 2012 eine Akademie für Architektur und Städtebau betreiben soll, einen unentgeltlichen Nutzungsüberlassungsvertrag für ca. 75 % der Fläche bei Erstattung der Betriebskosten abschließen. Die Ausschreibung lief bis zum 25. November 2008. Ergebnisse sind zur Zeit (Stand: 8. März 2009) nicht bekannt. In den Ausschreibungsbedingungen des Liegenschaftsfonds heißt es, dass die Musterfassade auf dem Grundstück solange stehen bleiben könne wie sie das Bauvorhaben nicht beieinträchtigt. Daraus kann geschlossen werden, dass sie keinen dauerhaften Bestand haben dürfte. In welcher Weise sie Vorbild für die Baumaßnahme sein kann, ist noch zu vereinbaren.

Ab Spätsommer 2007 wurde der Schinkelplatz weitgehend originalgetreu rekonstruiert. Die Arbeiten wurden im Oktober 2008 fertiggestellt.

Siehe auch

Belege

  1. Der Tagesspiegel: „Verspätung bei Schinkels Bauakademie: Der Wiederaufbau soll nun in drei Jahren starten“, 22. August 2007

Weblinks

52.51611111111113.3988888888897Koordinaten: 52° 30′ 58″ N, 13° 23′ 56″ O


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