Kühlrippe

Kühlrippe
Kühlrippen eines Kühlkörper für den Computer
Vereinfachte Darstellung von Kühlrippen, die hier den Zylinder eines Vakuummotors umschließen.

Kühlrippen (engl. cooling fins) dienen zur Vergrößerung der Oberfläche eines Körpers, um die Wärmeübertragung an die Umgebung und damit die Kühlung zu verbessern. Gerippte Oberflächen können dabei Teil der wärmeerzeugenden Maschine selbst sein, etwa an einem Motorblock, oder auch als davon getrenntes Bauteil ausgeführt werden. Solche Kühlkörper können wiederum in direktem mechanischen Kontakt mit der Wärmequelle stehen oder über ein zusätzliches Medium mit ihr verbunden werden, wie es beispielsweise bei der Wasserkühlung praktiziert wird. Kühlkörper sorgen passiv oder als Teil einer aktiven Kühlung für die Einhaltung einer zulässigen Betriebstemperatur von Maschinen, elektrischen und elektronischen Systemen.

Erfunden und erstmals verwendet wurde die Kühlrippe vom österreichischen Ingenieur Franz Pichler, der 1892 ein florierendes Unternehmen zur Erzeugung elektrischer Maschinen und Anlagen gründete.

Inhaltsverzeichnis

Wirkungsweise

Der Wärmestrom von einer Oberfläche zum umgebenden Kühlmedium hängt von der Temperaturdifferenz, von der Kontaktfläche und vom Wärmeübergangskoeffizienten nach der folgenden Beziehung ab

 \dot{Q} = h \cdot A \cdot (T_1 - T_u)

mit

 \dot{Q}= Wärmestrom [W]
h = Wärmeübergangskoeffizient [W/(m2K)]
A = Kontaktfläche [m2]
T1 = Temperatur des Körpers [°C]
Tu= Temperatur des Kühlmediums [°C]

Durch Vergrößerung der Kontaktfläche A kann also die abgeführte Wärmemenge erhöht werden. Der Wärmestrom erhöht sich jedoch nicht proportional zur Flächenvergrößerung, sondern ist abhängig vom Rippenwirkungsgrad (siehe unten).

Die Rippen bedeuten eine – meist unerwünschte – Erhöhung des Gewichtes und der äußeren Abmessungen. Sie können beim gezielten Einsatz neben der Kühlung jedoch auch die mechanische Festigkeit eines Bauteiles erhöhen oder die Schallabstrahlung einer Maschine reduzieren (durch Unterdrücken von Oberflächenschwingungen).

Wärmestrom durch eine Rippe

Bei der stationären Wärmeleitung entlang eines Stabes oder einer Rippe stellt sich ein Gleichgewicht ein zwischen dem Wärmestrom, der in den Stab eintritt und dem Wärmestrom, der über die Oberfläche an die Umgebung abgeführt wird. Im folgenden betrachten wir den mathematisch einfachsten Fall: ein Stab oder eine Rippe mit einem rechteckigen Querschnitt, eine konstante Umgebungstemperatur und ein konstanter Wärmeübergangskoeffizient.

Temperaturverlauf entlang einer Kühlrippe

Betrachtet man das Stabelement dx ergibt sich folgende Gleichgewichtsbedingung.

Eintretender Wärmestrom:

 \dot{Q}_x = - \lambda \cdot A \cdot \frac{dT}{dx}

Austretender Wärmestrom:

 \dot{Q}_{x+dx} = \dot{Q}_x - \frac{d \dot{Q}}{dx} \cdot dx  = - \lambda \cdot A \cdot \frac{dT}{dx} +  \lambda \cdot A \cdot \frac {d^2 T}{dx^2} \cdot dx

Der Wärmeübergang an der Oberfläche zur Umgebung beträgt:

 d \dot{Q} = h \cdot U \cdot dx \cdot (T - T_u)

hier bedeuten:

h = Wärmeübergangskoeffizient [W/m2·K]
U= Umfang der Rippe [m]
A =Rippenquerschnitt [m2]
λ = Wärmeleitfähigkeit des Werkstoffes [W/K·m]
T u = Umgebungstemperatur [°C]
Rippenwirkungsgrad und hyperbolische Winkelfunktionen zu Berechnung des Temperaturverlaufes einer Kühlrippe

Aus der Wärmebilanz ergibt sich:

 \dot{Q}_x - \dot{Q}_{x+dx} = d \dot{Q}

Dies führt zu der Differentialgleichung für die Rippentemperatur:

 \frac{d^2 T}{dx^2} = m^2 \cdot(T-T_u)

Hier bedeuten:

ΔT = T - Tu
 m = \sqrt {\frac {h \cdot U} {\lambda \cdot A}}

Die Lösung der Differentialgleichung führt zu folgenden Ergebnissen (der Wärmestrom am Rippenende wird vernachlässigt).

Temperaturverlauf entlang der Rippe:

 \Delta T = \Delta T_1 \cdot \frac {cosh (m \cdot (L - x))} {cosh (m \cdot L)}
Temperaturverlauf einer Rippe für verschiedene Werte der Kenngröße m·L

Temperatur am Rippenende:

 \Delta T_2 = \Delta T_1 \cdot \frac {1} {cosh (m \cdot L) }

Wärmestrom durch die Grundfläche der Rippe:

 \dot{Q}_1 = m \cdot \lambda \cdot A \cdot \Delta T_1 \cdot tanh(m \cdot L)

Hier bedeuten:

L= Länge der Rippe
ΔT1 =Rippenübertemperatur an der Rippenbasis
cosh, tanh: Hyperbelfunktionen

Die Kühlwirkung einer Rippe nimmt mit steigendem Temperaturabfall von der Rippenbasis zu Rippenspitze ab. Maßgeblich für diesen Temperaturabfall ist nach den obigen Gleichungen die dimensionslose Kenngröße (m  · L).

Beispiel

Im nebenstehendem Bild ist die (auf 1 normierte) Rippenübertemperatur ΔT an einer Rippe der Länge L für verschiedene Werte der Kenngröße (m  · L) dargestellt. Die Kenngrößen (m  · L) wurden für eine 0,5 mm starke und 30 mm hohe rechteckige Rippe aus vier unterschiedlichen Materialien im Luftstrom bei einem Wärmeübergangskoeffizienten von 15 W/m2/K berechnet. Bei den Kupfer- und Aluminiumrippen (m  · L = 0,37 bzw. 0,52) beträgt der Temperaturabfall zu Rippenspitze weniger als 10 %. Diese Rippen haben eine nahezu ideale Kühlwirkung. Bei der Kunststoffrippe (m  · L = 14) fällt jedoch bereits nach einem Viertel der Länge (L/4) die Rippenübertemperatur auf weniger als 5 % des Anfangswertes. Diese Rippe ist für die Kühlung praktisch unwirksam.

Rippenwirkungsgrad

Abmessungen einer Kühlrippe

Der Rippenwirkungsgrad ist definiert als das Verhältnis des Wärmestroms  \dot{Q}_1, den die Rippe tatsächlich abgibt, zu dem idealen Wärmestroms  \dot{Q}_{ideal}, den die Rippe abgeben würde, wenn sie über ihre gesamte Länge die Anfangstemperatur T1 besäße (bei einer unendlich hohen Wärmeleitfähigkeit).

 \eta_R = \frac {\dot{Q}_1}{\dot{Q}_{ideal}} = \frac {\int_{0}^L h \cdot \Delta T_{(x)} \cdot U \cdot dx} {h \cdot U \cdot L \cdot \Delta T_1}

mit

h = Wärmeübergangskoeffizient [W/m2 K]
U = Umfang der Rippe [m]
L = Länge der Rippe [m]

Für eine rechteckige Rippe, einen konstanten Wärmeübergangskoeffizient und eine konstante Umgebungstemperatur wurde oben abgeleitet:

 \dot{Q}_1 = m \cdot \lambda \cdot A \cdot \Delta T_1 \cdot tanh(m \cdot L)

Damit errechnet sich der Rippenwirkungsgrad zu:

 \eta_R = \frac {tanh (m \cdot L)}{m \cdot L}

mit

 m = \sqrt {\frac {h \cdot U} {\lambda \cdot A}}

Beispiel: Einfluss der Rippendicke auf den Wirkungsgrad

Die unten stehenden Bilder zeigen die berechnete Temperaturverteilung an zwei Aluminium-Kühlkörpern. Durch Erhöhung der Rippendicke von 0,2 mm (Bild links) auf 2,0 mm (Bild rechts) wurde der Temperaturabfall zu Rippenspitze deutlich verkleinert und der Rippenwirkungsgrad erhöht.

Rippendichte

Zusammenwachsen der Grenzschichten bei einer Kanalströmung zwischen zwei Kühlrippen

Eine höhere Rippendichte führt zu einer Vergrößerung der Wärmeabgabefläche und damit zu einer höheren Effizienz für die Kühlung. Auf der anderen Seite hat eine höhere Rippendichte engere Rippenkanäle mit einem wachsendem Strömungswiderstand zur Folge. Das führt zu einem sog. by-pass Effekt: Die strömende Luft wird aus den Rippenkanälen 'verdrängt' und strömt in zunehmendem Maße ungenutzt an der Verrippung vorbei. Die Ursache liegt in der Wandreibung mit der Bildung einer Strömungsgrenzschicht. Die Dicke der Grenzschicht ist abhängig von der Reynoldszahl, siehe auch Grenzschichtgleichungen. Eine numerische Simulation dieses by-pass Effektes zeigen die zwei unten stehenden Bilder.

Siehe auch

Literatur

  • Walter Wagner: Wärmeübertragung. 6. Auflage. Vogel Buchverlag 2004, Kamprath Reihe, ISBN 3-8023-1974-5.
  • Allan D. Kraus, Bar-Cohen Avram: Thermal Analysis and Control of Electronic Equipment. Hemisphere Publishing Corporation 1983, ISBN 0-07-035416-2.
  • D. Q. Kern, A. D. Kraus: Extended Surface Heat Transfer. McGraw-Hill, New York 1972.

Weblinks


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