Küstenstraßen-Massaker

Küstenstraßen-Massaker
Überreste des bei dem Küstenstraßen-Anschlag ausgebrannten Busses

Als Küstenstraßen-Anschlag, im englischen Sprachraum auch als Coastal Road Massacre (Küstenstraßen-Massaker) bekannt, wird ein Terroranschlag der palästinensischen Fatah vom 11. März 1978 bezeichnet, bei dem 35 israelische Zivilisten, davon 13 Kinder, ermordet und weitere 71 Zivilisten verletzt wurden. Es war bis dahin die schlimmste terroristische Attacke in der Geschichte Israels[1] und nach einer Kette von Anschlägen der unmittelbare Auslöser für eine israelische Militäraktion im Libanon.

An diesem Tag, einem Sabbat, drangen elf Terroristen der palästinensischen Fatah vom südlichen Libanon aus unter der Führung der neunzehnjährigen Dalal al-Mughrabi mit Booten nach Israel ein.[1] Zuerst töteten sie einen US-amerikanischen Touristen am Strand, welcher dort Landschaftsaufnahmen machte. Sie stoppten ein Taxi und brachten dessen Insassen um.[1] Sie schossen und warfen Granaten auf Autofahrer auf der Küstenstraße. Dann überfielen sie einen Bus mit Ausflüglern auf der Küstenstraße nahe Haifa und enterten noch einen zweiten auf dem Weg nach Tel Aviv.[2] Nach einer Verfolgungsjagd wurde der Bus an einer Strassensperre der (Verkehrs-) Polizei aufgehalten. Es wurde später intensiv debattiert, wieso es nicht gelungen war, rechtzeitig Antiterroreinheiten der Polizei oder des Militärs an den Ort des Geschehens zu bringen. Die anwesenden etwa 30 Polizisten waren unzureichend bewaffnet und mit der Situation völlig überfordert.[1]

Es kam zu einem wilden Schusswechsel und dramatischen Szenen. Der Bus geriet in Brand. 6 Terroristen und ein israelischer Polizist wurden getötet, 20 Businsassen verbrannten bis zur Unkenntlichkeit. Eine inzwischen alarmierte israelische Militäreinheit, der auch Ehud Barak[3] angehörte, kam erst spät zum Ort des Geschehens, Ehud Barak wurde dabei gefilmt, wie er Schüsse auf al-Mughrabi abgab und ihre Leiche über die Straße zog.[3] 2 bewaffneten israelischen Soldaten, die zufällig in der Nähe waren, Shaul Weizman, Sohn des damaligen Verteidigungsminister Ezer Weizman und einem befreundeten Armeeoberst[1] gelang es 2 Terroristen festzunehmen. Die Polizei verhängte eine Ausgangssperre über den Nordteil Tel-Avivs und versuchte, 3 flüchtige Terroristen aufzuspüren.[1]

Inhaltsverzeichnis

Beitrag zum Libanonkrieg 1982

Dem Blutbad waren eine Reihe ähnlicher Aktionen von PLO-Kämpfern vorausgegangen (siehe Avivim-Schulbus-Anschlag, Ma'alot-Massaker). Als direkte Reaktion auf den Anschlag beschloss die israelische Regierung, der Bedrohung durch die PLO aus dem Libanon militärisch ein Ende zu bereiten. Der Küstenstraßen-Anschlag wurde so zum Auslöser für die Operation Litani, die in den ersten Libanonkrieg mündete.[2]

Heroisierung der Tat auf der arabischen Seite

Im Rahmen eines 2008 stattgefundenen Freilassung einiger israelischer Gefangenen und der Rückführung der Gebeine von Ehud Goldwasser und Eldad Regev wurden auch die sterblichen Überreste Mughrabis und weiterer PLO-Kämpfer in den Libanon zurückgeführt.[3] Die Rückführung der toten Terroristen wurde im Libanon wie auch von Seiten der Hisbollah triumphal gefeiert.[3]

Bereits länger zuvor hatte die (proisraelische) Palestinian Media Watch festgestellt und kritisiert, daß die Palästinensische Autonomiebehörde Mughrabi als Rollenvorbild[4] bei Schulungen und Erziehungsmaßnahmen benutzt und etwa in Hebron eine Mädchenschule nach Dalal Mughrabi benannt[5] hatte. So waren auch in den palästinensischen Autonomiegebieten Ausbildungsprogramme für Sicherheitsbehörden wie auch Sommerlager für Kinder im Namen der Anführerin des Küstenstraßen-Massakers veranstaltet worden.[6]

Dem Middle East Media Research Institute zufolge hatte im Juli 2008 der Fernsehsender Al-Jazeera Dalal Al-Maghrabi eine Sendung gewidmet und ihre Beteiligung beim Küstenstraßen-Anschlag als "Geschlechtergrenzen überschreitendes Heldentum" gefeiert ("Heroism transcends the gender divide").[7]

Weblinks

Einzelbelege

  1. a b c d e f [1] "A Sabbath of Terror" (Ein Schabbatt des Terrors), Time magazine, 20.3.1978
  2. a b [2] Body of female fighter returned (Leiche weiblicher Kämpferin zurückfgeführt). Von Tom Perry. In National Post, Reuters Thursday, 17.Juli 2008
  3. a b c d [3] Robert Fisk: 'Theatrical return for the living and the dead' (Theatralische Aufführung für die Lebenden und die Toten) - Robert Fisk, Commentators - The Independent
  4. [Special report # 39: Palestinian Culture and Society (Study #6 -Mar. 12,2002) "Encouraging Women Terrorists" by Itamar Marcus [4]
  5. [5] US Funds Will Renovate School Named After Palestinian Terrorist Wednesday, August 07, 2002, von Julie Stahl
  6. [6] Thursday, August 15, 2002 PMW: Palestinian terrorists are the Palestinian heroes Palestinian Media Watch Special Report 15. August, 2002
  7. [7] "In an Al-Jazeera TV Program on Palestinian Terrorist Dalal Al-Mughrabi, Al-Mughrabi's Sister Salutes Jerusalem Bulldozer Terrorist"MEMRI

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