Hebron

Hebron
Hebron
الخليل
חברון
Hebron172.JPG
Stadtansicht
Wappen
Wappen
Verwaltung: Palästina Paläst. Autonomiegebiete
Gebiet: Westjordanland
Gouvernement: Hebron
Koordinaten: 31° 32′ N, 35° 6′ O31.53333333333335.095930Koordinaten: 31° 32′ 0″ N, 35° 5′ 42″ O
Höhe: 930 m. ü. NN
 
Einwohner: 229.258 (2009)
 
Zeitzone: UTC+2
 
Webpräsenz:
Hebron (Palästinensische Autonomiegebiete)
Hebron
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Hebron (arabisch ‏الخليلal-Chalīl, hebr. חברון Chewron) ist eine Stadt im Westjordanland mit rund 167.000 Einwohnern (2006)[1], nach anderen Angaben 200.000 (2008).[2] Die Stadt liegt 30 km südlich von Jerusalem in 930 m Höhe. Sie ist Sitz der Universität Hebron und einer Polytechnischen Hochschule.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Hebron liegt im Westjordanland und ist eine der ältesten ununterbrochen bewohnten Städte der Welt. Zur Zeit der Kanaaniter war es eine Königsstadt. Archäologische Funde deuten darauf hin, dass Hebron im 3. Jahrtausend v. Chr. gegründet wurde. Die Stadt wird in der Bibel an zahlreichen Stellen erwähnt.

Die in der Nähe gelegene Höhle Machpela, Höhle der Patriarchen oder Erzvätergrab genannt, (arabisch ‏الحرم الإبراهيمي‎, DMG al-ḥaram al-ibrāhīmī, hebräisch מערת המכפלה ma'arat haMachpela), gilt nach der biblischen Überlieferung (Gen 23,19 EU) als der Ort, an dem Abraham, Sara, Isaak, Rebekka, Jakob und Lea begraben sind. Diese Höhle gilt für den Islam und das Judentum als heilig, so dass Hebron für beide Religionen sehr bedeutend ist. Der israelitische König David soll in Hebron zum König gesalbt worden sein und dort regiert haben, bis er Jerusalem erobert und die Hauptstadt dorthin verlegt haben soll. Der byzantinische Kaiser Justinian I. baute im 6. Jahrhundert eine Kirche über dem Grab, die später von den Sassaniden zerstört wurde.

638 fiel Hebron unter islamische Herrschaft. Diese dauerte, bis die Kreuzfahrer unter Gottfried von Bouillon 1100 Hebron einnahmen. Hebron wurde als eigenständige Herrschaft ins Königreich Jerusalem eingegliedert. Die Kreuzfahrer richteten auf dem Machpela-Gelände ein Augustinerkloster ein und errichteten um 1120 im südlichen Teil des Komplexes eine Kirche St. Abraham, die zur Kathedrale des wiedererrichteten Bistums Hebron erhoben wurde. Nach ihr nannten sie die Stadt auch St. Abraham. Der Ayyubidensultan Saladin eroberte Hebron nach seinem Sieg bei Hattin 1187 zurück. Seit der Vertreibung der Juden aus Spanien 1492 gab es in Hebron auch wieder eine starke jüdische Gemeinde mit Hunderten von Mitgliedern. Die Mamluken regierten die Stadt, bis sie 1516 unter die Herrschaft des Osmanischen Reiches fiel. 1831 bis 1840 übernahm der ägyptische Feldherr Ibrahim Pascha Hebron.

1917, im Verlauf des Ersten Weltkrieges, wurde Hebron britisch besetzt und anschließend Teil des Mandatsgebiets Palästina. 1948 annektierte Jordanien das Westjordanland, bis Israel im Sechstagekrieg 1967 das Westjordanland eroberte und Besatzungsmacht wurde.

Im Zuge der israelischen Wiederbesiedlung des Westjordanlands kehrten wieder Juden zurück in die Stadt, nachdem im Zuge eines Pogroms 1929 die gesamte jüdische Bevölkerung vertrieben worden war. Als Vater der Wiederbesiedlung von Hebron wird der Rabbi Mosche Levinger angesehen. Wegen der isolierten Lage zogen nur wenige Juden in die z. Z. ca. 800 Personen (zuzügl. ca. 250 Yeshiva-Studenten) umfassende Altstadtsiedlung, die von der israelischen Armee gesichert wird.

Im Hebron-Abkommen von 1998 einigten sich Israel und die Palästinensische Autonomiebehörde auf eine verwaltungstechnische Teilung der Stadt in die Zone H1 (palästinensisch kontrolliert) und die Zone H2 (israelisch kontrolliert). Zwei Jahre nach Ausbruch der Zweiten Intifada kam es auch in Hebron zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften. 2005 wurden permanente Überwachungstürme in H1 errichtet sowie Mauern, Zäune und mehr als 100 Straßensperren.[3]

Nach einem Bericht der beiden israelischen Menschenrechtsorganisationen ACRI (Association for Civil Rights in Israel) und B'Tselem mussten Palästinenser aufgrund der Präsenz von israelischen Zivilisten, Soldaten und Polizisten 1014 Wohnungen räumen und mindestens 1829 Geschäfte und Betriebe im Stadtzentrum aufgeben; mindestens 440 davon wurden auf Befehl der Armee geschlossen.[4]

Name

Sowohl der arabische als auch der hebräische Name leiten sich vom jeweiligen Wort für „Freund“ (خليل bzw. חבר) ab. Dies bezieht sich auf den Stammvater Abraham, der für religiöse Juden und Muslime als „Freund Gottes“ gilt.

Christliche Geschichte

Schon früh siedelten in Hebron die ersten Christen. So wurde die Stadt in der Antike der Sitz eines Bischofs. Wann das Bistum erlosch, ist nicht bekannt, doch wurde es zur Zeit der Kreuzfahrer für kurze Zeit noch einmal wiederbelebt. Spätestens mit dem Abzug derselben dürfte das Bistum dann endgültig erloschen sein, so dass es heute ein reines Titularbistum ist. Die wenigen lateinischen Christen der Gegend gehören zum Patriarchat von Jerusalem. Zudem gibt es noch Gemeinden orthodoxer Christen in der Stadt.

Massaker von 1929

Hauptartikel: Massaker von Hebron (1929)

Am 23. August 1929 kam es zu einem heftigen arabisch-jüdischen Zusammenstoß in Jerusalem, hinter dem die Agitation des Großmuftis von Jerusalem, Haddsch Amin al-Husaini, stand. Die Unruhen griffen auf andere Städte über. Am schlimmsten waren die arabischen Übergriffe in Hebron und Safed. Allein in Hebron wurden 67 Juden getötet. Die jüdische Gemeinde floh daraufhin nach Jerusalem.

Die Ereignisse leiteten eine tiefe Feindschaft zwischen den beiden ethnischen Gruppen und Religionen ein. Die britische Regierung kündigte 1930 eine Reduzierung oder gar vorübergehende Einstellung der Einwanderung an, eine Maßnahme, deren Durchsetzung von Chaim Weizmann verhindert wurde.

Massaker von 1980

Am Abend des 2. Mai 1980 attackierten extremistische Araber eine Gruppe von Juden, die gerade vom Freitagsgebet heimkehrten. Die Männer wurden mit Granaten von den Dächern angegriffen, dabei starben sechs von ihnen und 16 weitere wurden verletzt.

Massaker von 1994

Am 25. Februar 1994 ermordete der extremistische Siedler Baruch Goldstein, der in der Siedlung Kirjat Arba lebte, mit einem Sturmgewehr 29 betende Muslime in der Abraham-Moschee, hunderte wurden verletzt. Die israelische Regierung und die Mehrzahl der Israelis verurteilten seine Tat, bei einer Minderheit wurde und wird er hingegen dafür verehrt. Ebenfalls existiert heute noch die nach dem Massaker gegründete TIPH-Beobachtergruppe.

Räumung und Ausschreitungen 2008

Als sich im November abzeichnete, dass nach einem Urteil des Obersten Gerichts von Israel ein Haus im Zentrum von Hebron, das im März 2007 von israelischen Siedlern besetzt worden war,[5] von den israelischen Sicherheitskräften geräumt wird, warnten rechtsradikale Siedlervertreter wie Baruch Marzel und Daniella Weiss, dass dies Krieg bedeute.[6] Die Siedler hatten palästinensische Bewohner der Stadt attackiert, muslimische Gräber auf einem nahe gelegenen Friedhof geschändet und „Mohammed ist ein Schwein“ auf eine Moschee in der Nähe geschmiert.[7] Am 4. Dezember räumten israelische Sicherheitskräfte das Haus.[8]

Im Zuge der Räumung randalierten die israelischen Siedler, schossen auf Palästinenser, zündeten mindestens drei palästinensischer Häuser und neun Autos sowie Olivenbäume an.[9] Die Ausschreitungen der israelischen Siedler wurden von Politikern wie dem israelischen Justizminister Daniel Friedmann und (zwei Tage später) dem israelischen Premier Ehud Olmert als ein Pogrom sowie von der liberalen israelischen Tageszeitung Haaretz als Pogrom oder Terror bezeichnet.[10] Olmert hatte bereits ähnliche Ausschreitungen von Siedlern einige Monate zuvor ebenfalls als Pogrom bezeichnet.[11]

Israelische Siedlungen in Hebron

Die von Soldaten geschützte Siedlung im Zentrum Hebrons.

In Hebron befinden sich mehrere israelische Siedlungen:

  • Beit Hadasa (seit 1979); Wohnhaus mit zehn Familien
  • Beit Romano (seit 1983); Talmudhochschule mit 250 Studenten
  • Tel Rumeida (seit 1984); Wohnhaus mit 15 Familien
  • Beit Hasson; Wohnhaus mit sechs Familien
  • Beit Castel; Wohnhaus mit einer Familie
  • Beit Schneerson; Wohnhaus mit sechs Familien und Kindergarten mit 30 Kindern
  • Beit Fink
  • Beit haSchischa (seit 2000); Wohnhaus mit sechs Familien

Es leben ca. 800 Siedler in der Zone H2 von Hebron,[12] diese gelten als militante, nationalreligiöse Hardliner. Für das israelische Zentralbüro für Statistik gehören diese Personen zur Bevölkerung von Kirjat Arba, einer israelischen Siedlung, die im Osten an Hebron grenzt. Anders als in anderen Städten des Westjordanlandes leben die israelischen Siedler auch im Stadtzentrum. Es kommt immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen jüdischen und arabischen Bewohnern der Stadt.[13][14]

Einschränkung der palästinensischen Bewegungsfreiheit

In der Zone H2 ist die Bewegungsfreiheit der ca. 30.000 Palästinenser stark eingeschränkt, während die israelischen Siedler völlige Bewegungsfreiheit genießen und durch die IDF geschützt werden. Palästinensern ist es untersagt, die Al-Shuhada-Straße, die Haupt-Durchgangsstraße von Hebron, zu benutzen. Für die Renovierung dieser Straße haben die Vereinigten Staaten Millionen Dollar an Geldern zur Verfügung gestellt. Aufgrund dieser Einschränkung wurden seit 1994 fast die Hälfte aller Geschäfte in H2 geschlossen trotz Anstrengungen der UN, Ladenbesitzern monatlich Geld zu zahlen, damit der Betrieb weitergeht.[12]

Palästinenser brauchen für manche Gebiete nahe israelischer Siedlungen eine spezielle Genehmigung des israelischen Militärs, es sei denn sie wohnen dort. Des Weiteren ist die Zone H2 ein Zufluchtsort für kriminelle Palästinenser geworden, die vor der palästinensischen Polizei fliehen.[12]

Sehenswürdigkeiten

Abraham-Moschee in Hebron

Die bedeutendste Sehenswürdigkeit Hebrons ist die Höhle Machpela, auch Höhle der Patriarchen oder Grab der Patriarchen. Sie ist nach dem Tempelberg in Jerusalem die heiligste Stätte des Judentums. In ihr befinden sich die Ruhestätten der drei Erzväter Abraham, Isaak, Jakob und ihrer Frauen Sara, Rebekka und Lea. Daher gilt sie auch Muslimen und Christen als heilig.

Das archäologische Museum von Hebron besitzt eine Sammlung von Gegenständen aus kanaanitischer bis islamischer Zeit.

Die Abraham-Eiche, auch Eiche von Mamre genannt, steht an dem Platz, wo der Überlieferung nach Abraham sein Zelt aufschlug (Gen 18,1 EU). Ihr Alter wird auf 5000 Jahre geschätzt. Heute gehört das Gelände, auf dem die Eiche steht, zu einem russisch-orthodoxen Kloster, das für die Öffentlichkeit unzugänglich ist.

Die Abraham-Moschee birgt eine weitere kulturelle Besonderheit: Der Gebetsstuhl, ein Geschenk von Saladin aus dem 12. Jahrhundert, ist der letzte verbleibende, der aus einem einzigen Holzpflock geschnitzt wurde. Ein zweiter Gebetsstuhl seiner Art fiel in der Al-Aqsa-Moschee (Jerusalem) 1969 einem Brandanschlag zum Opfer.

Literatur

  • Peter Welten: Artikel Hebron. In: Theologische Realenzyklopädie 14 (1985), S. 521–524 (Archäologie, Geschichte, Bibel)
  • Fabio Maniscalco (Hrsg.): Protection, conservation and valorization of Palestinian cultural property. monographic series Mediterraneum. Protection and exploitation of cultural and environmental property, vol. 5, Naples 2005
  • Ibrahim Iqtait: An Architectural Survey of Raboud (South of Hebron). In Web Journal on Cultural Patrimony, vol. 1, January-June, 2006
  • Eric Hazan: Reise nach Palästina. (Edition Nautilus: Hamburg, 2008), besonders S. 59ff.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Hebron – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Palestinian Central Bureau of Statistics
  2. Spiegel online, 7. Dezember 2008, 14:02 Uhr: Olmert wirft jüdischen Siedlern "Pogrom" vor
  3. TIPH: TIPH. TIPH, S. 10, abgerufen am 18. November 2009 (PDF, englisch).
  4. Amos Harel: Palestinians abandon 1,000 Hebron homes under IDF, settler pressure (Haaretz, 14. Mai 2007).
  5. Aviad Glickman: High Court orders disputed house in Hebron vacated YNet, 16. November 2008.
  6. Efrat Weiss: We'll go to war over Hebron house, warn settlers YNet, 17. November 2008; Michel Bôle-Richard: La "Maison de la paix" oppose les colons à la justice israélienne Le Monde, 19. November 2008.
  7. Michel Bôle-Richard: La "Maison de la paix" oppose les colons à la justice israélienne Le Monde, 19. November 2008; Avi Issacharoff: Next to Hebron's 'House of Contention,' Palestinian neighbors live in fear, Haaretz, 2. Dezember 2008; Поселенцы написали на мечети : "Мохаммед – свинья" Media International Group, 20. November 2008.
  8. Les forces de l'ordre israéliennes évacuent la "maison de la discorde" en Cisjordanie Le Monde, 4. Dezember 2008.
  9. Abe Selig: The young men from Kiryat Arba exact their 'price' in the valley Jerusalem Post, 5. Dezember 2008; Amos Harel, Avi Issacharoff: IDF declares Hebron area closed military zone after settler rampage Haaretz, 4. Dezember 2008; Yaakov Katz, Yaakov Lapin, Tovah Lazaroff: High alert in West Bank following Beit Hashalom evacuation Jerusalem Post, 4. Dezember 2008.
  10. sam/AFP/dpa (7. Dezember 2008). Olmert wirft jüdischen Siedlern "Pogrom" vor. Spiegel Online (abgerufen 9. Dezember 2008)
    Haaretz: Avi Issacharoff (5. Dezember 2008). No other word than 'pogrom' for settler acts in Hebron. Haaretz; Avi Issacharoff (5. Dezember 2008). Standing up to Jewish terrorism. Haaretz
    so auch eine Gruppe Friedensaktivisten: Adam Keller (4. Dezember 2008). Evacuation of Pogrom House in Hebron – a meager half job. Gush Shalom
    sowie die russisch-israelische Seite IsraelInfo.ru: (26. November 2008). «Правая» молодежь устроила погром в Хевроне (etwa: "Rechte" Jugendliche begangen ein Pogrom in Hebron) IsraelInfo.ru
  11. keine Autorenangabe (7. Dezember 2008). Olmert condemns settler 'pogrom'. BBC (engl.; abgerufen 9. Dezember 2008)
    Alex Burghoorn: Op strooptocht gaan ze, de bendes van Hebron Volkskrant, 5. Dezember 2008. (ndl.)
  12. a b c Janine Zacharia: Letter from the West Bank: In Hebron, renovation of holy site sets off strife The Washington Post, 8. März 2010
  13. Ausschreitungen in Hebron. Olmert droht Siedlern n-tv, 3. Dezember 2008
  14. Steffen Heinzelmann: Krieg an Vaters Grab. Hebron ist ein heiliger Ort - für Muslime und Juden. Ihre brutalen Kämpfe haben das Zentrum in eine Geisterstadt verwandelt, mit Wachtürmen und Straßensperren - ein Westjordanland im Kleinen. Süddeutsche, 9. Februar 2009

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