L. H. Thomas

L. H. Thomas

Llwellyn Hilleth Thomas (* 31. Oktober 1903 in London; † 20. April 1992 in Raleigh (North Carolina)), meist einfach L. H. Thomas zitiert, war ein britischer theoretischer Physiker und angewandter Mathematiker.

Thomas studierte an der Universität Cambridge, wo er Mathematik bei Bromwich und John Edensor Littlewood hörte und Physik u.a. bei Arthur Eddington und Ralph Fowler. Nach Bachelor-Abschluss 1924 und Master-Abschluss 1928 im Jahr 1927 promoviert wurde. Er war 1929 bis 1943 (und 1945/6) an der Ohio State University und während des Zweiten Weltkrieges am Aberdeen Proving Ground der US-Armee (dem ballistischen Forschungszentrum). Ab 1945 war er am Watson Scientific Computing Laboratory (gestiftet von IBM) der Columbia University, wo er mit Wallace John Eckert an der Programmierung der Rechenanlagen arbeitete. 1946 wurde er an der Columbia University Professor für Physik, hielt aber auch Vorlesungen z.B. über Numerik von Differentialgleichungen. 1968 ging er an die North Carolina State University. 1976 emeritierte er.

Thomas ist bekannt für die Thomas-Präzession des Elektrons im Atom (1926)[1] und die Thomas-Fermi-Theorie (1927) mit Enrico Fermi[2], eine statistische Theorie des Atoms.[3] Die Thomas-Präzession ist eine relativistische Korrektur in der Spin-Bahn-Wechselwirkung eines Elektrons im Atom (bzw. eines Kreisels auf einer Umlaufbahn)[4] Es lieferte einen bis dahin fehlenden Faktor ½ in der Feinstruktur-Aufspaltung des Wasserstoffatoms.

Im Watson-Computerlabor der Columbia University erfand er den Magnetkern-Speicher noch vor An Wang. Er soll auch für das Format der Instruktionen des am Labor verwendeten IBM NORC (Naval Ordonance Research Computer) mit drei Adressen verantwortlich gewesen sein.

1954 brachte es Thomas in die Schlagzeilen von Time Magazine mit einem Argument gegen die von Wernher von Braun zur Förderung der Raumfahrt propagierte Verwendung von Satelliten in Erdumlaufbahnen für militärische Zwecke. Thomas machte darauf aufmerksam, das es weit kostengünstiger wäre, auf der Umlaufbahn eine Bombe zur Explosion zu bringen, um den Satelliten auszuschalten.[5]

Ab 1958 war er Mitglied der National Academy of Sciences.

Literatur

  • John David Jackson The Impact of Special Relativity on Theoretical Physics, Physics Today, Mai 1987

Weblinks

Anmerkungen

  1. Thomas: Motion of spinning electrons. In: Nature. Band 117, 1926, S. 514
  2. Thomas: Calculation of atomic fields. In: Proceedings Cambridge Philosophical Society. Band 23, 1927, S. 542–548. Die Arbeit von Fermi ist Statistische Methode zur Bestimmung von Eigenschaften des Atoms (italienisch). In: Rendicondi Accademia Nazionale de Lincei. Band 6, 1927, S. 602
  3. Später von Paul Dirac und Carl Friedrich von Weizsäcker ausgebaut, deshalb manchmal auch Thomas-Fermi-Dirac-Theorie genannt
  4. Schon in L. Silberstein: The Theory of Relativity. MacMillan 1914 behandelt. Thomas war über das Lehrbuch von Arthur Eddington The Mathematical Theory of Relativity (1924) eine entsprechende Arbeit von Willem de Sitter über die relativistische Korrektur der Präzession des Mondes bekannt.
  5. How to shoot down a Satellite. In: Time Magazine. 3. Mai 1954.

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