Lackschild-Uhr

Lackschild-Uhr
Eine exotische Lackschilduhr im Deutschen Uhrenmuseum in Furtwangen

Die Lackschild-Uhr ist eine vor allem im Schwarzwald entwickelte Uhrenform mit bemaltem und lackiertem Holzschild, die vor allem zwischen 1780 und 1880 weite Verbreitung fand. Sie ist neben der Kuckucksuhr das wohl bekannteste Zeugnis der Uhrenindustrie im Schwarzwald.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte und Verbreitung

Als Basis dienten anfangs Waagbalkenuhren. Ab 1770 wurden die freien Flächen in den Ecken und besonders der Schildbogen bemalt. Es dauerte allerdings fast 30 Jahre, bis die Schwarzwälder Uhrenmacher Materialien und Verfahren gefunden hatten, um die Holzlackschilder ansprechend und dauerhaft zu gestalten. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Uhren mit handbemalten, lackiertem Holzschild, Schlagwerk und später mit Kuckucksruf zu einem Markenzeichen der Uhrmacherei im Schwarzwald. Die Lackschild-Uhren wurden, wie andere Schwarzwalduhren auch, in zahlreiche Länder exportiert, u. a. nach Frankreich, England und Schweden, wo die Schwarzwälder jeweils ein dichtes Netz von Niederlassungen unterhielten. Großen Absatz fanden sie aber auch in ferneren Ländern wie dem Osmanischen Reich oder Russland, von wo aus sie bis nach China gelangten.

Herstellung

Ein Uhrenschildmaler bei der Arbeit

Das meist aus Tannenholz gefertigte Schild wurde von spezialisierten Schildmalern in Leimwasser getränkt und mit einer Grundierung aus gepulverter Kreide überzogen. Nach dem Trocknen wurden mehrere Schichten von in Terpentin gelöstem Bleiweiß aufgetragen, anschließend wurde die Scheibe erneut getrocknet und geschliffen. Mit einer Schablone wurden anschließend die Uhrenziffern aufgemalt, bevor per Hand die weiteren Dekorelemente zugefügt wurden. Zuletzt wurde ein Firnis aufgebracht und das Schild mit einem leinölgetränkten Tuch poliert, wodurch der typische Lackschimmer entstand. Die Lackschilduhren gibt es in sechs Größen, mit 5er-, 7er-, 9er-, 10er-, 11er- und 12er-Blatt, wobei die Zahlen die Länge oder Höhe des quadratischen Schildteils in Zoll angeben. Außerdem kann man sie nach der Zeit, nach der sie wieder aufgezogen werden müssen, unterscheiden, so gibt es 12-stündige, 24-stündige und 8-tägige Uhren, wobei Letztere etwa um 1830 aufkamen.

Gestaltung

Für die kreative Ausarbeitung des Dekors bot sich vor allem der Schildbogen an, wo insbesondere Blumendekors, aber auch zahlreiche andere Darstellungen zu finden sind. Oft befinden sich außerdem neben dem Zifferblatt zwei oder vier Säulen; fehlen diese, wurden die Ecken meist mit Blumenmustern ausgemalt. Aufgrund des Massenabsatzes sind die Malereien selten von großer Qualität, wenngleich sich einzelne Uhrenmaler mit ihrem Können einen Namen machten. Um 1845 kamen Abziehbilder mit Landschafts- oder Städtedarstellungen auf. Die Gestaltung der Schilder folgte den Modeströmungen und griff oftmals aktuelle Ereignisse auf, so zum Beispiel ein Schild mit Giraffe und zwei „Mohrengestalten“, das aus Anlass der Ausstellung der Giraffe Zarafa durch Karl X. im Jahre 1827 gestaltet wurde.

Literatur

  • Herbert Jüttemann: Die Schwarzwalduhr, Braunschweig 1972.
  • Berthold Schaaf: Schwarzwalduhren, Karlsruhe 2008.

Weblinks

 Commons: Lackschilduhren – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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