Lambada (Lied)

Lambada (Lied)

Lambada ist der Titel eines Millionensellers der in Frankreich zusammengestellten internationalen Gruppe Kaoma aus dem Jahre 1989, der mit dem gleichnamigen Tanz eine Tanzwelle ausgelöst hat.

Inhaltsverzeichnis

Entstehungsgeschichte

Das Lied Lambada ist eigentlich ein Plagiat, denn Musik und Teile des Textes gehen zurück auf den Originaltitel Llorando se fue („Weinend ging sie“) der bolivianischen Folklore-Truppe Los Kjarkas aus Cochabamba. Diese hatte den von Ulises Hermosa und seinem Bruder Gonzalo Hermosa-Gonzalez komponierten Song, auf den man in Bolivien Saya tanzt, für ihre 1981 bei EMI erschienene LP Canto a la mujer de mi pueblo aufgenommen.

Entstehung des Lambada

Der Radio-DJ Heraldo Caraciolo aus Belém kreierte im Jahre 1974 für die verschiedenen Tanzstile seiner gespielten lateinamerikanischen Platten – Merengue (Dominikanische Republik), Plena (Puerto Rico), Carimbó (Insel Marajó), Salsa, Rumba sowie den weiteren brasilianischen Tänzen Forró und Maxixe – einen einheitlichen Namen: Lambada. Im brasilianischen Slang bedeutet das Wort so viel wie „Klaps“ oder „Hieb“[1].

Im Jahre 1976 veröffentlichte Aurino Quirino Gonçalves unter seinem Künstlernamen Pinduca einen Song unter dem Titel „Lambada (Sambão)“ als sechstem Titel auf seiner LP „No embalo of carimbó and sirimbó vol. 5“. Eine weitere brasilianische Platte mit dem Titel „Lambada das Quebradas“ erschien dann 1978[2].

Zum Jahresende 1980 entstanden schließlich in Rio de Janeiro und anderen brasilianischen Städten einige Tanzlokale unter dem Namen Lambateria. Márcia Ferreira erinnerte sich dann im Jahre 1986 an dies vergessene bolivianische Lied und nahm eine legale portugiesische Coverversion für den brasilianischen Markt unter dem Titel „Chorando se foi“ (gleiche Bedeutung wie im spanischen Original) mit portugiesischem Text auf; aber auch diese Version blieb ohne großen Erfolg.

Im Jahre 1988 entdeckten die französischen Produzenten Jean Georgakarakos und Olivier Lorsac (Olivier Lamotte d’Incamps) während eines Urlaubs den Tanz Lambada in der Stadt Porto Seguro (Bundesstaat Bahia).

Millionenseller entsteht

Kaoma – Lambada

Zurück in Frankreich engagieren Georgakarakos und Lorsac in Paris die brasilianische Sängerin Loalva Braz (Leadgesang) und den gefeierten argentinischen Tango-Bandoneonisten Juan José Mosalini, um die sie noch Jean-Claude Bonaventure (Leader/Produzent, Keyboards, Synthesizer), Jacky Arconte (Gitarre), Chyco Roger Dru (Bass), Michel Abinssira (Schlagzeug, Percussion), Claudio Queiros (Saxophon), Fania Niang und Monica Nogueira (Hintergrundgesang) organisieren. Der Kern der Gruppe setzte sich aus der aus Porto Seguro stammenden Truppe Touré Kunda zusammen und wurde nach einer Provinzstadt in Sambia benannt – Kaoma.

Unter dem Titel „Lambada“ wurde dann der Song von Jean-Claude Bonaventure produziert, als Texter und Musikkomponist wurde ein gewisser Chico de Oliveira bei der französischen Verwertungsgesellschaft SACEM registriert, dem Pseudonym für Georgakarakos und Lorsac. Die melodietragende südamerikanische Panflöte des Originals wurde durch das brasilianische Akkordeon ersetzt. Der synkopierte, Ostinato-orientierte Rhythmus betont die rhythmusintensive Form des von Alan Pype editierten Songs. Diese Mischung addiert sich schließlich zu einer erotisch-lasziven, tanzorientierten Aufnahme. Der Song wurde während eines Musikfestivals im Juni 1989 in Paris mit großem Marketingaufwand vorgestellt und als Auskopplung aus der LP „Worldbeat“ in zwei Größenformaten (Single und Maxi-Single) am 21. Juni 1989 in Paris (CBS #655 011 7) veröffentlicht.

In Frankreich verharrte die Platte für 12 Wochen auf dem ersten Rang der Hitparade, in Deutschland für zehn Wochen. Auch in Skandinavien, Italien und Österreich war Lambada auf der Spitzenposition. Am 12. Januar 1990 wollte Kaoma das Lambada-Tanzfieber im New Yorker Palladium auf die USA übertragen[3], was jedoch lediglich in den US-amerikanischen Latin-Charts gelang (nur Rang 46 der Pop-Charts).

Plagiat

Als sich die Lambada-Musik weltweit in den Hitparaden verbreitet hatte, wurden auch die Komponisten des Originals aufmerksam. Die Hermosa-Brüder erkannten ihre Komposition wieder und schalteten einen Anwalt ein, der die GEMA mobilisierte. Diese bestätigte eine „starke Übereinstimmung” mit dem Original, woraufhin im September 1989 ein Treffen zwischen Hermosa und den Franzosen in Brasilien stattfand[4]. Rechtlich unerfahren und verwirrt durch die komplexen Urheberrechtsfragen in einem international gewordenen Fall, verklagten im Juni 1990 die Hermosa-Brüder die Plattenfirma CBS wegen Plagiarismus. Auf den Linernotes der US-amerikanischen LP-Version kommt bereits mehr Wahrheit ans Licht: „Ulysse und Gonzalo Hermosa haben zur Realisierung beigetragen”, obwohl als Komponist immer noch Oliveira angegeben war[5]. Der französischen Presse zufolge hatte Lorsac den Bolivianern einen Vergleichsbetrag von US-Dollar 140.000 für die Abtretung der Rechte angeboten, wurde aber zurückgewiesen. Es kam dann schließlich im Juni 1990 doch zu einem außergerichtlichen Vergleich, wonach Lorsac als Herausgeber und Promoter 25 % der Tantiemen behalten durfte, während CBS als Plattenlabel 25 % und die EMI als Rechteinhaber des Originalsongs 50 % erhielten. Erst mit diesem Vergleich erlangten die Originalkomponisten ihre Anerkennung als rechtmäßige Autoren. Leider hatte Ulises Hermosa nicht viel von den Einnahmen, denn er verstarb am 4. April 1992 an Leukämie in den USA.

Deutschland

Noch bevor sich die innerdeutschen Grenzen öffneten, wurde Lambada mit zeitlicher Verzögerung im August 1989 deutschlandweit zum Sommerhit. Er kam am 21. August 1989 in die deutsche Hitparade und erreichte am 25. September 1989 den ersten Rang, den er für 10 Wochen belegte. Das „Lambada“-Video inspirierte die Deutschen, die rhythmischen Bewegungen zu imitieren. Die Tanzschulen konnten den Ansturm der lernwilligen Fans kaum bewältigen. Das parallel veröffentlichte Video wurde übrigens am Cocos-Strand von Trancoso (Bahia) gedreht und zeigt insbesondere das brasilianische Kinderduo Chico & Roberta, das den Tanz vorführt.

Statistik

Insgesamt notierten 11 Hitparaden den Song an Nummer eins. Im Produktionsland Frankreich verkaufte die Single 1,735 Millionen, in Deutschland über 2 Millionen und in Großbritannien 400.000 Exemplare. Weltweit wurden knapp 6 Millionen Singles und weitere 2 Millionen LPs umgesetzt. Der mittlerweile bei der US-Verwertungsgesellschaft ASCAP für die Brüder Gonzales Gonzalo und Ulises Hermosa registrierte Song wurde 21 Mal gecovert[6]. Außerdem baut das Lied On the Floor von Jennifer Lopez mit Pitbull auf der Refrainmelodie von Lambada auf.

Charts

Jahr Single AT CH DE UK US Verkäufe (weltweit)
1989 Lambada [7][8][9] 1 1 1 4 46 6.000.000

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Chris McGowan/Ricardo Pessanha, Le son du Brésil. Samba, bossa nova et musiques populaires, Paris 1999, S. 183 bis 187
  2. McGowan/Pessanha, a.a.O., S. 184
  3. New York Times vom 21. Januar 1990, The Lambada, a Torrid New Dance, Is Not for the Bashful or the Demure
  4. Die Zeit vom 13. Oktober 1989, Tanz der Vampire
  5. New York Times vom 4. Juli 1990, Brazilian Wonder Turns Out Bolivian
  6. ASCAP-Eintrag für Lambada
  7. Lambada Abfrage bei austriancharts.at (Stand 16. Juli 2008)
  8. Lambada Abfrage bei charts-surfer.de (Stand 16. Juli 2008)
  9. Lambada Abfrage bei radio538.nl (Stand 16. Juli 2008)

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